Der Schlacht zweiter Akt

Pep Guardiola und Diego Simeone werden sich auch im Rückspiel nichts schenken
© getty
Cookie-Einstellungen

Der Raum hinter Atleticos erster und zweiter Pressinglinie

Trotz Bayerns guten Anlagen stellen sich mit Blick auf das Hinspiel einige Fragen. Durch den Rückstand werden die Bayern in München ihre Herangehensweise ans Hinspiel nicht mehr nutzen können. Sie müssen sie zumindest anpassen, um mehr Druck aufzubauen. Guardiola kündigte bereits personelle Wechsel an und scheint dabei besonders auf Müller zu schielen.

Gerade Thomas Müller kann das Ballbesitzspiel der Bayern in vielen Gebieten bereichern. Durch die hohe Positionierung von Kingsley Coman und Douglas Costa im Hinspiel band der FCB die gegnerische Viererkette sehr tief, während das Mittelfeld im Angriffspressing nachrücken musste.

Heatmap der Atletico-Spieler beim Hinspiel-Duell: Gabi hatte als nomineller rechter zentraler Mittelfeldspieler sehr viele Aktionen auf der rechten Seite hinter Saul.

Somit entstand bisweilen eine für Atletico untypische, freie Zone zwischen Abwehr und Mittelfeld, die nur durch das Auffächern der mittleren Viererkette in eine N-artige und sehr bewegliche Formation aufgefangen wurde. Gefundenes Fressen für einen Spieler wie Müller, der sich gerade zwischen mehreren Gegnern pudelwohl fühlt.

Lahms Vorrücken ins Mittelfeld

Die Bayern schafften es schon im Hinspiel gut, die beiden Stürmer Atleticos ins leere Laufen zu lassen. Lahm löste sich ins Mittelfeld neben Alonso, womit in erster Linie eine 3-gegen-2-Überzahl entstand, während im Mittelfeld Optionen frei wurden - trotz hervorragendem Anlaufverhaltens von Fernando Torres und Antoine Griezmann.

Für mobile Nutzer: Aufbauoption gegen Angriffspressing Atleticos

Kapitän Gabi entschied sich daraufhin zum Herausrücken aus der Viererkette im Mittelfeld oder sicherte den vorstoßenden Saul auf der rechten Seite ab. In diesen Momenten fehlte ein zentraler Spieler der Bayern, der sich in seinen Rücken bewegte. Müller oder ein beweglicherer Robert Lewandowski bieten die Möglichkeit, um im Rückspiel vor den gegnerischen Strafraum zu gelangen.

Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel-und Taktikanalyse des Instituts für Fußballmanagement: "Dieses starke Angriffspressing des Gegners ist oft nur mit hohen Pässen in den freien Raum zwischen Atleticos Abwehrkette und Mittelfeld zu überspielen. Dieser entsteht, weil die Stürmer und Mittelfeldspieler der Spanier zwar weit nach vorne schieben, die Viererkette jedoch nicht immer konsequent nachrückt." Dementsprechend spricht er sich für eine Aufstellung "mit Lewandowski und Müller" aus, um die richtigen Abnehmer auf dem Feld zu haben.

Chipbälle gegen die Schieberichtung

So bliebe für Bayern die Möglichkeit bestehen, wie bereits in der Vorschau auf das Hinspiel angesprochen, gegen die Verschieberichtung zu verlagern. Das kann mit hohen Chipbällen passieren, genauso aber mit flachen. Ein Comeback von Jerome Boateng wäre interessant, der mit präzisen, flachen Zuspielen durch mehrere Linien zu glänzen weiß. Wichtig bei etwaigen Chipbällen: Sie sollten rasch wieder an Höhe verlieren, um eine schnelle Spielfortsetzung zu ermöglichen.

Diese Möglichkeit wurde im Hinspiel mehrfach genutzt. Im Rückspiel wird es darum gehen, die Chipbälle auch mit veränderter Formation in Ballbesitz sowie anderen Dynamiken dank neuen Spielern ebenso einzusetzen und gleichzeitig sauberer zu agieren, um unnötige Tempoverluste zu vermeiden.