Freischwimmen und Angriff über rechts

Pep Guardiola und Diego Simeone verteten unterschiedliche Ideen von Fußball
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Atleticos hohes Pressing gegen Bayerns Spielaufbau

Völlig unabhängig von der eigenen Personalwahl wird sich der deutsche Rekordmeister mit Atleticos Phasenspiel auseinandersetzen müssen. Unter Diego Simeone variiert Atletico die Höhe und Intensität seines Pressings mehrmals im Spiel. Meist wird in einem hohen 4-4-2-Angriffspressing begonnen, das klare Vorgaben hat.

Die beiden Stürmer kümmern sich im ersten Schritt um das gegnerische Zentrum und versperren die Wege in die Mitte des Feldes. So geschehen etwa gegen den FC Barcelona, als Torres und Griezmann beide nah an Sergio Busquets blieben. Im zweiten Schritt spielt der Gegner einen der beiden Innenverteidiger an, Atletico rückt heraus, ohne je die Mitte zu öffnen.

Durch eine geschickte Anlaufbewegung und sehr stark am direkten Gegenspieler orientiertes Nachrücken stellen die Colchoneros so eine hohe Kompaktheit her und drängen den Gegner Richtung Seitenaus. Die Mitte bleibt immer besetzt, beide Stürmer nutzen ihren Deckungsschatten und laufen nicht nur an, sondern auch durch.

Bayerns Nachlässigkeiten im Aufbau

Eine beispielhafte Pressing-Szene aus dem Spiel gegen Barcelona

Gerade die Bayern mit Manuel Neuer im Tor und aufbaustarken wie ballsicheren Verteidigern sollten damit eigentlich zurecht kommen. Allerdings spielt Atletico ihr Pressing mit einer einzigartigen Intensität und sehr guten, fließend ineinander übergehenden Abläufen.

Somit könnten sich die zuletzt erkennbaren Nachlässigkeiten der Bayern im Positionsspiel negativ auswirken. Guardiolas Mannschaft zeigte beispielsweise im DFB-Pokal gegen Bremen Doppelbesetzungen einer vertikalen Linie und nutzte Halbräume sowie Zentrum nicht immer ideal aus.

Somit nahmen sie sich teilweise selbst Möglichkeiten, um das Spiel zu verlagern oder effektiv voranzutreiben. Gegen ein Angriffspressing wie das von Atletico eine Schwachstelle, auf die man verstärkt achten muss. Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel-und Taktikanalyse des Instituts für Fußballmanagement, lieferte gegenüber SPOX eine Lösungsmöglichkeit: "Werden die Münchner schon früh im Spielaufbau angegriffen, sind gezielte Chipbälle auf die ballentfernte Seite eine gute Idee."

Schmalhofer weiter: "Damit wird das Pressing der Spanier überspielt und der Raum entgegen der Verschieberichtung genutzt."

Lücke vor dem gegnerischen AV?

Dies muss nicht zwingend ein Innenverteidiger übernehmen, auch Alonso könnte hier Qualitäten ausspielen. Er würde sich in die erste Linie fallen lassen, um anschließend mit einem jener Chipbälle die sehr enge Verschiebebewegung Atleticos auszunutzen und direkt in den Rücken des Mittelfelds gelangen.

Atleticos Verteidiger werden gegen die Bayern mit etwaigem Herausrücken in das Mittelfeld sehr vorsichtig sein müssen, nutzen die schnellen Außen sowie Thomas Müller doch auftretende Lücken in der gegnerischen Defensive gnadenlos. Somit scheint es nicht unwahrscheinlich, dass ballfern eine Lücke vor dem Atletico-Außenverteidiger entsteht.