NBA

Starkes Comeback - dann Overtime-Pleite

Von Philipp Dornhegge
In der Overtime war Tim Duncan von den Memphis Grizzlies nicht mehr zu stoppen
© Getty

Die Memphis Grizzlies haben trotz eines furiosen Comebacks auch Spiel zwei der Western Conference Finals verloren. Der Gast rettete sich bei den San Antonio Spurs in die Verlängerung, verlor dann aber 89:93 (BOXSCORE).

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Tim Duncan war in der Verlängerung der Garant für den Favoriten und machte sechs der acht Spurs-Punkte. Insgesamt verbuchte der zukünftige Hall of Famer 17 Punkte, 9 Rebounds und 4 Blocks.

Beeindruckendere Zahlen sammelte auf Seiten der Spurs nur Tony Parker. Der Spielmacher kam auf 15 Punkte (6/20 Field Goals), 18 Assists (Career-High) und 3 Steals.

Tiago Splitter (14), Kawhi Leonard (12) und Danny Green (11) punkteten ebenfalls zweistellig.

Bei den Grizzlies kam Zach Randolph erneut nur langsam in Tritt (6/18 Field Goals), muss sich aber in punkto Einsatz nichts vorwerfen und verbuchte ein starkes Double-Double (15 Punkte, 18 Rebounds).

Mike Conley und Jerryd Bayless waren mit je 18 Zählern Topscorer der Gäste, Marc Gasol kam auf 12 Punkte und 14 Rebounds.

Die NBA bei SPOX - FOR FREE im LIVE-Stream: Der Zeitplan

Die Reaktionen:

Tim Duncan (Spurs): "Ich war froh, dass ich überhaupt noch in der Overtime spielen konnte. Ich hatten den ganzen Abend Foulprobleme und bin glücklich, dass ich noch etwas beitragen konnte. Aber es war mir natürlich nicht recht, dass wir unseren Vorsprung vorher verschenkt haben."

Lionel Hollins (Trainer Grizzlies): "Wir sind jetzt in der gleichen Situation wie in Runde eins. Wir liegen 0-2 zurück, müssen nach Hause fahren und da unsere Pflicht erfüllen. Das wird nicht leicht, aber so ist das nunmal."

Gregg Popovich (Trainer Spurs): "In der ersten Hälfte haben wir gut verteidigt, die zweite Hälfte war allenfalls Durchschnitt. Ich sage immer wieder, dass man den Gegner nicht gestoppt hat, bevor man den Rebound sicher hat. Und Memphis hat sich einfach alle Bälle geholt, das haben sie gut gemacht."

Folge NBA.de bei Twitter und bekomme alle News - auch Dirk Nowitzki ist dabei!

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Teams starten wie immer: Parker, Green, Leonard, Duncan und Splitter für San Antonio, Conley, Allen, Prince, Randolph und Gasol für Memphis.

3.: Wieder ein mieser Start für die Grizzlies. Schnelle Fouls für Conley und Randolph, eine Three-Second Violation und nur Fahrkarten. Die Spurs mit Layups, 6:0.

8.: Memphis verteidigt die Dreierlinie bisher besser, ansonsten bekommen die Spurs wie im ersten Spiel jeden Wurf, den sie haben wollen. Und sie kommen immer wieder ins Laufen. 15:7 San Antonio.

12.: San Antonio trifft in den letzten vier Minuten keinen Wurf mehr, Gasol bereits mit 3 Blocks. Memphis kämpft sich heran, nur noch 13:15.

13.: Veteran Dooling mit fünf schnellen Punkten, die Grizzlies führen erstmals, 18:15.

20.: Conley mit dem dritten Dreier der Grizzlies, Memphis bleibt im Geschäft. 31:28 Spurs, aber dann hängen die Schiedsrichter Conley sein drittes Foul an. Ein geradezu lächerlicher Pfiff.

21.: Nach einem weiteren albernen Foul gegen Gasol ziehen die Spurs davon. Dreier von Green und Leonard bedeuten eine 41:30-Führung, Memphis kommt offensiv in keinen Rhythmus.

24.: Unfassbar, die Grizzlies sind völlig von der Rolle! Völlig offene Layups werden hier in Reihe vergeben, nach sieben (!) Würfen direkt am Ring innerhalb weniger Sekunden begeht Allen ein Trustfoul an Duncan. Der nagelt eiskalt zwei Freiwürfe zum 45:30 rein.

28.: Zum ersten Mal in dieser Serie geht Randolph an die Linie, aber selbst da reicht es nur zu einem Treffer bei zwei Versuchen. Dann aber bekommt Duncan in schneller Folge sein drittes und viertes Foul - Licht am Ende des Tunnels für die Grizzlies? 56:40.

32.: 16. Assist von Parker, diesmal auf Ginobili für einen offenen Dreier. Memphis wird hier abermals aus der Halle geschossen, 68:50 Spurs.

39.: Randolph versenkt endlich mal seinen patentierten Minihook - und zieht zusätzlich das Foul von Splitter! 78:70, die Grizzlies leben noch!

42.: Wilde Sequenz! Parkers Schuss wird geblockt, die Grizzlies kommen ins Laufen. Conleys Layup wird ebenfalls geblockt, Parker rettet den Ball vor dem Aus. Doch Leonard übersieht Conley, der schon wieder da ist und den Ball klaut. Randolph ist unter dem Korb ganz frei und staubt ab. 83:73 Spurs.

48.: Randolph verkürzt auf vier Punkte, im nächsten Angriff verliert Ginobili den Ball und begeht ein Flagrant Foul an Allen! Der nagelt beide Freiwürfe rein, Memphis hat erneut den Ball. 26 Sekunden noch... und Conley gleicht per Floater aus!!! 85:85, 18 Sekunden noch... die Spurs vergeben - Overtime!!!

51.: Beide Teams scheinen stehend k.o. zu sein. Allen jetzt mit einem Airball von der Dreierlinie, der gut einen Meter zu kurz ist. Duncan mit vier Punkten für San Antonio, 89:87 Spurs.

53.: Parker vergibt einen von zwei Freiwürfen, Joseph vergibt einen von zwei Freiwürfen - und doch kommen die Grizzlies nicht näher ran. Am Ende würgt sich San Antonio in der Overtime zum Sieg, 93:89.

San Antonio Spurs vs. Memphis Grizzlies: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Tim Duncan. Der alte Mann kann's immer noch. Lange Zeit spielte Duncan - auch aufgrund ständiger Foulprobleme - unauffällig, aber solide. In der Overtime jedoch übernahm er das Ruder bei den Spurs, machte sechs wichtige Punkte und damit mehr, als alle Grizzlies-Akteure zusammen.

Duncans Defense war über die gesamte Spielzeit über jeden Zweifel erhaben. Er half stark gegen Memphis' Penetration und meldete Marc Gasol nahezu völlig ab. Der Spanier traute sich am Ende kaum mehr einen offenen Jumper zu.

Der Flop des Spiels: Tayshaun Prince. Nicht das erste Mal, dass Prince in dieser Kategorie auftaucht. Das kommt aber nicht von ungefähr. Der Meister von 2004 ist derzeit nur eins für die Grizzlies: eine Belastung. Seine Defense gegen Leonard ist überwiegend schwach, das ist an sich erschreckend.

Seine Offense ist sogar nicht existent. Prince trifft in der aktuellen Form keinen Möbelwagen, seine Jumper sind schlecht. Zum Korb zieht der Lefty eh nicht, ohne Ball bewegt er sich kaum. Hollins erkannte nach nur 16 Minuten Spielzeit für Prince, dass Pondexter die weit bessere Lösung auf der Drei ist.

Analyse: Wer hätte nach der ersten Halbzeit so ein Spiel erwartet? Memphis war, wie in Spiel eins, bereits mausetot, man konnte nicht umhin, sich schon mit ersten Gedanken an ein schnelles Ende der Serie zu beschäftigen.

Doch wie die Grizzlies, nach 18 Punkten Rückstand im dritten Viertel, zurückkamen, das nötigt dann doch Respekt ab. Und es lässt alle Anhänger des Underdogs für die kommenden Heimspiele Hoffnung schöpfen.

Anfangs machte der Gast noch die gleichen Fehler wie in Spiel eins: Klar, der Dreier wurde etwas besser verteidigt, aber die Penetration von Parker und Cuts der Flügelspieler konnten nicht gestoppt werden. Die Offense war statisch, weil Danny Green und Kawhi Leonard ihre Gegenspieler Tony Allen und Tayshaun Prince außer Acht lassen und stattdessen die Zone gegen Memphis' Big Men dicht machen konnte.

Wie in Spiel eins hauchte erst der mutige Jerryd Bayless dem Angriffsspiel neues Leben ein, die Einwechslung von Quincy Pondexter für Prince erwies sich als einzig richtige Lösung.

Mit mehr Gefahr von außen öffnete sich plötzlich auch für Zach Randolph das Spiel, der zwar erneut brutal schlecht warf (6/18 Field Goals), aber eine ganz andere Körpersprache mitbrachte und und viel stärker eingebunden war als in Spiel eins.

Stück für Stück arbeitete sich Memphis heran, und als der Abstand im vierten Viertel überschaubar wurde, drehte die Defense der Grizzlies noch stärker auf und bremste San Antonio fast gänzlich aus. Tony Parker, bis dahin mit überragendem Passspiel der Strippenzieher der Spurs, versuchte es vermehrt selbst, scheiterte mit seinem Jumper aber ein ums andere Mal.

Mit einem 15:2-Lauf schafften es die Grizzlies tatsächlich in die Overtime, dort musste das Team dem Kräfteverschleiß nach der Aufholjagd aber Tribut zollen. Sichtlich ermüdet brachte Memphis kaum mehr einen vernünftigen Angriff zustande, auf der anderen Seite machte Tim Duncan mit all seiner Erfahrung und Entschlossenheit den kleinen, aber feinen Unterschied aus.

Trotz tollem Kampfgeist verloren die Gäste auch die zweite Partie, dürften aber doch mit einigem Selbstvertrauen nach Memphis zurückkehren.

Dort sind die Grizzlies in bisher fünf Playoff-Partien ungeschlagen, und mit den kleinen Lineup-Veränderungen - Prince werden wir in dieser Serie wohl nur noch selten sehen, vor allem nicht gemeinsam mit Tony Allen - sowie einem verbesserten Randolph ist weiterhin alles möglich.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema