Lückenfüller, Retter und Halbgott

Von SPOX
David Moyes wird bei Manchester United Nachfolger von Sir Alex Ferguson
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FC Chelsea

Die Situation: Der FC Chelsea geht den eigenwilligen Weg der letzten Jahre weiter. Zum zweiten Mal in Folge musste nach Roberto di Matteo mit Rafa Benitez erneut ein auf dem Papier überaus erfolgreicher Trainer den Hut nehmen. Schließlich gab's unter dem Spanier den Sieg in der Europa League, in der Liga landeten die Londoner auf Rang drei.

Doch das Verhältnis zwischen Benitez auf der einen Seite und Fans sowie der Klubführung auf der anderen Seite war eigentlich bereits vor Amtsantritt zerrüttet. Einige sagen gar, dass Benitez unabhängig seines Erfolges nie eine wirkliche Chance hatte, sich von Interimstrainer zur Dauerlösung zu etablieren. Viel zu sehr wurden dem Spanier die Giftpfeile in Richtung der Blues zu seiner Zeit als Liverpool-Coach nachgetragen. Statt sich zu entschuldigen, stänkerte Benitez zurück und goss somit zusätzlich Öl ins Feuer.

Mit dem Comeback von Jose Mourinho soll das verlorengegangene Flair nun wieder Einzug halten. Der FC Chelsea steht damit als krasser Gegenentwurf zu Manchester United da. In den 26 Jahren der Ferguson-Ära verschlissen die Blues 18 Trainer. Da der große Traum von Roman Abramowitsch vom Champions-League-Sieg Realität ist, forcieren die Blues das nächste Kapitel.

Was bedeutet das? So kurios es zunächst klingt, mit Jose Mourinho soll bei Chelsea nun wieder Ruhe einkehren. Denn speziell in den letzten Jahren kreiste bei der geringsten Krise der Name von "The Special One" immer wieder über der Stamford Bridge. Die Hauptaufgabe für Klubführung, aber auch des Coaches ist es, Kontinuität und Stabilität ins Umfeld, ins Team und in die Leistungen zu bekommen.

Einige Probleme der Vergangenheit lösen sich alleine durch Mous Anwesenheit. Denn für seine Verdienste aus seiner ersten Amtszeit lieben die Chelsea-Fans Mourinho weiterhin, Gegenwind von Seiten der Anhänger, die Mourinho immer wieder gern als Halbgott bezeichnen, ist demnach nicht zu erwarten. Auch Mou selbst kommt nach eigener Aussage zum ersten Mal zu einem Klub, bei dem er bereits geliebt werde und den er bereits liebe: "Das ist eine neue Art von Gefühl für mich".

Große Systemumstellungen wird es unter Mourinho nicht geben. Zwar war von einigen Seiten zuletzt zu hören, dass der Portugiese das Team personell deutlich umstrukturieren will und einige Stammspieler den Verein noch verlassen sollen, doch bislang herrscht bis auf die Transfers von Marco van Ginkel und Andre Schürrle ungewöhnliche Ruhe. Vereinzelt werden wohl noch (hochkarätige) Spieler kommen, doch der große Umbruch ist nicht mehr zu erwarten.

Vielmehr scheint die Fähigkeit von Mou gefragt zu sein, die ihn bei seinen bisherigen Trainerstationen auszeichnete, ihm bei Real aber zum Schluss überhaupt nicht mehr geglückt ist. Anders als bei den Königlichen gelang es ihm bei Inter, Porto und auch speziell bei seinem ersten Engagement bei den Londonern, aus seinem vorhandenen Spielerpotenzial einen verschworenen Haufen zu bilden und es zu erreichen, dass sich jeder als wichtiger Teil der Mannschaft fühlt.

Mögliche Chancen und Probleme: Mourinho weiß nur zu gut, dass der Druck, Erfolg zu haben, nach der Rückkehr enorm ist. Statt sich durch Kampfansagen weiter unnötig zu belasten, stimmte Mou direkte bei seiner ersten Pressekonferenz ungewohnt leise Töne an. Ein Champions-League-Sieg sei keine Pflicht und auch in der Liga gebe es noch "fünf andere gute Teams". Erst mal sei das Ziel, Platz vier zu erreichen.

Durch das enorme Standing bei den Fans wird der 50-Jährige einen Bonus bei der Klubführung haben. Dennoch bleibt abzuwarten, ob der Neuanfang tatsächlich die gewünschte Wirkung hat. Denn bereits bei Andre Villas-Boas war eine Art Aufbruchstimmung zu spüren, nach nur wenigen Monaten wurde allerdings auch er Opfer der Ungeduld von Abramowitsch.

Wie sich die Beziehung zwischen den riesigen Egos Mourinho und Abramowitsch entwickelt wird neben dem Erfolg entscheidend für die Zukunft des Portugiesen bei Chelsea sein. Die neue Portion Demut, die Mourinho mit an die Stamford Bridge bringt, hilft dabei sicherlich. "Früher dachte ich, dass ich alles weiß. Dann lernt man, dass man jeden Tag dazulernt", so der Portugiese.

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