Lückenfüller, Retter und Halbgott

Von SPOX
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Paris St.-Germain

Die Situation: Über mehrere Wochen hat sich die Suche nach einem Nachfolger des abwanderungswilligen Carlo Ancelotti gezogen. Der Italiener hatte dem Klub bereits früh klar gemacht, bei einem Angebot von Real Madrid den Verein verlassen zu wollen. Da unzählige Top-Trainer (u.a. Capello, Villas-Boas, Mourinho, Wenger, etc.) dem Klub offenbar eine Absage erteilten, fiel die Wahl letztlich auf Laurent Blanc. Viel mehr als eine Zweck-Ehe scheint die Beziehung zwischen PSG und dem Ex-Nationalcoach, der einen Vertrag über ein Jahr plus Option auf ein weiteres unterzeichnete, auf den ersten Blick allerdings nicht zu sein.

Denn es halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass ab der kommenden Saison Scheich Nasser Al-Khelaifi Wunschtrainer Arsene Wenger, dessen Vertrag bei Arsenal 2014 ausläuft, auf der Trainerbank sitzen soll. Da auch Alternativ-Lösung Fabio Capello aus seinem Vertrag mit dem russischen Verband nicht herauskam, haftet Blanc seitdem das Image des Platzhalters an.

Der Franzose reagiert gelassen auf die Vorwürfe: "Ja, der Zeitpunkt war etwas spät. Aber für mich ist es kein Problem, nicht ganz oben auf der Liste gestanden zu haben. Das Wichtigste ist, dass ich am Ende des Tages ausgewählt worden bin. Und das ist der Fall." Wohl entgegen den Wünschen der Vereinsführung hat nach Ancelotti auch Sportdirektor Leonardo, der aufgrund einer Sperre nicht vom Schreibtisch auf den Trainingsplatz wechseln durfte, den Abschied aus Paris verkündet.

Was bedeutet das? Durch den kompletten Austausch der sportlichen Führung schreibt das Projekt PSG nach der Meisterschaft ungewollt ein neues Kapitel. Erneut werden - gewollt oder ungewollt - neue Ideen ins eigene Spiel einfließen. So hat Trainer Blanc bei seinen bisherigen Stationen immer einen offensiven und attraktiven Fußball spielen lassen. Eine Merkmal der Mannschaft, das die Bosse bei PSG unter Ancelotti zuletzt vermissten.

Da mit dem AS Monaco ein weiterer aufstrebender Klub im Nacken sitzen dürfte, werden die Hauptstädter personell wohl noch aufrüsten, doch bislang haben die Pariser noch keinen Spieler geholt. Ob die anstehenden Transfers mit Blanc abgesprochen sind oder ob Blanc von Scheich Al-Khelaifi Stars vor die Nase gesetzt bekommt, ist fraglich. Auch davon wird abhängen, wie Blanc in Zukunft sein System ausrichtet. Falls der Transfer von Edinson Cavani über die Bühne geht, gilt beispielsweise ein System mit zwei Stürmern als fix. Blanc deutete bereits an, dass beide durchaus zusammen passen.

Durch den Abgang von Leonardo dürfte sich der Handlungsspielraum von Blanc zunächst vergrößern. Zunächst wird ihm kein Sportdirektor in die Arbeit reden. Allerdings muss sich zeigen, wann bzw. ob die Klubbosse den Posten des Sportdirektor neu besetzen und wie das mögliche neue Team zusammenarbeitet.

Mögliche Chancen und Probleme: Neben den anderen Top-Trainern Europas sitzt Blanc sicherlich auf einem der unsichersten Stühlen überhaupt. Ständig wird sich der Franzose bei der minimalsten Krise mit den Namen von möglichen Nachfolgern konfrontiert sehen.

Zwar hat Blanc in Frankreich ein enormes Standing, doch aufgrund der fehlenden internationalen Titel als Trainer passte der Transfer zunächst nicht ins Selbstverständnis der Pariser. Noch bevor überhaupt ein Pflichtspiel in Frankreich bestritten wurde, gab es bereits Stimmen, dass Blanc gar im Winter schon von einem Trainer mit größerem Renommee abgelöst werden könnte.

Hinzu kommt, dass bei den Vereinsoberen von PSG, die bereits jetzt ungeduldig auf die Champions-League-Krone schielen, Anspruch und Wirklichkeit oft weit auseinander klaffen. Ähnlich wie beim FC Chelsea könnte aufgrund der scheinbar unerschöpflichen finanziellen Mittel eine Trainerentlassung leichter von der Hand gehen.

Das Engagement bei Paris St. Germain ist jedoch vor allem für Blanc persönlich eine große Chance. Speziell nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem AS Rom hat der Franzose die Möglichkeit, seiner Vita beim aktuellen französischen Meister einen neuen Anstrich zu verpassen. Dort bekommt er eine durchaus funktionierende Mannschaft vorgelegt. Sollte er sowohl die Meisterschaft holen als auch international gut abschneiden, wird es auch für die Klubbosse schwierig werden, Blanc nach einem Jahr zu entlassen.

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