Lückenfüller, Retter und Halbgott

Von SPOX
David Moyes wird bei Manchester United Nachfolger von Sir Alex Ferguson
© getty
Cookie-Einstellungen

Manchester City

Die Situation: Die Citizens gingen im Hochgefühl der ersten Meisterschaft nach 44 Jahren in die abgelaufene Saison - und enttäuschten besonders in der Champions League komplett. Als Vierter in der Gruppenphase und ohne einen einzigen Sieg geriet Trainer Roberto Mancini früh in der Saison schon stark unter Druck.

Die peinliche Niederlage im FA-Cup-Finale gegen Wigan im Mai war dann der letzte Tropfen, zwei Tage später war Meister-Coach Mancini seinen Job los. Da konnte ihn auch eine vernünftige Saison in der Meisterschaft nicht retten. City belegte mit elf Punkten Rückstand auf Lokalrivale United Platz zwei.

Dass sich bei City etwas ändern musste, war offensichtlich. Mancini hatte die Rückendeckung der Verantwortlichen verloren, sein Ansehen innerhalb der Mannschaft war am Ende eines Cheftrainers nicht mehr würdig.

Dass der Trainer eine ganze Reihe seiner Spieler (Joe Hart, Vincent Kompany, Micah Richards, Samir Nasri) öffentlich kritisierte, wurde ihm schon in der Winterpause zum Verhängnis. Dazu kamen vermehrte Klagen seiner Spieler über angeblich falsche Trainingsinhalte und -schwerpunkte. Die Spannungen, die im letzten Drittel der Saison in der Luft lagen, haben sich mit Mancinins Abgang (vorerst) entladen.

Bereits vor Mancinis endgültiger Entlassung sollen sich die arabischen Klubeigner mit Malaga-Coach Manuel Pellegrini so gut wie einig gewesen sein. Pellegrini unterschrieb in Manchester einen Dreijahresvertrag und soll drei Millionen Euro im Jahr verdienen. Mancini bekam dreieinhalb Jahre lang mehr als das Doppelte (knapp sieben Millionen Euro).

Was bedeutet das? Von Pellegrini, der vor drei Jahren bei Real Madrid nach nur einer Saison sofort wieder entlassen wurde, erhofft sich ManCity einen klaren Spielplan und die Weiterentwicklung seiner Spieler. Selbst für Eigner Scheich Khaldoon Al Mubarak scheint der Punkt gekommen, nicht mehr nur unendlich Geld in den Kader zu pumpen.

ManCity steht eine erhebliche innerbetriebliche Kurskorrektur bevor. Während Mancini auf Individualität statt auf das Kollektiv setzte und am Ende mit seinem herrischen Führungsstil bei der Mannschaft in Ungnade gefallen war, dürfte der Schwerpunkt von Pellegrinis Arbeit ein anderer sein.

Mancini wurde unter anderem vorgehalten, dem mit hunderten von Euro bunt zusammengekauften Haufen in seiner Amtszeit kein tragendes Spielsystem vermittelt zu haben - stattdessen hätte City die Meisterschaft vor allen Dingen auf Grund der überragenden individuellen Klasse besonders der Offensivreihe gewonnen.

Pellegrini hat nicht zuletzt in Malaga bewiesen, auch mit einer im internationalen Vergleich eher bescheiden zusammengestellten Mannschaft erfolgreich zu sein. Weil der Chilene in der Lage zu sein scheint, aus wenig viel zu machen.

Der simple City-Plan: Die personellen Spitzenkräfte unter der Anleitung eines erfahrenen und gewieften Taktikers sollen ab der kommenden Saison das große Ziel in Angriff nehmen: Den Gewinn der Champions League.

Mögliche Chancen und Probleme: City stellt auf gewisse Weise einiges wieder auf Null. Pellegrini ist kein heißblütiger Verfechter des bedingungslosen Offensivfußballs, wird aber in der täglichen Arbeit nicht so stark auf die Defensive akzentuiert sein wie Mancini, dem einige Spieler hinter vorgehaltener Hand schon eine zwanghafte Versessenheit für belanglose Details attestierten.

Pellegrini gilt als ausgesprochen geschickter Taktiker, der ein tolles Gespür im Handling mit seinen Spielern hat. Selbst in seiner im Nachklapp wenig erfolgreichen Zeit in Madrid holte der bald 60-Jährige so viele Punkte wie noch kein Real-Trainer vor ihm in der Liga. Nur war der FC Barcelona eben noch eine Spur besser.

Die Kombination aus der Respektperson Pellegrini und einer qualitativ top besetzten Mannschaft ist eine durchaus reizvolle. Für viele Experten hat dieses Team noch lange nicht sein ungeheures Potenzial ausgeschöpft, die Zukäufe von Jesus Navas und Fernandinho lassen erahnen, welche Art Fußball Pellegrini demnächst im Etihad Stadium spielen lassen will.

Es wird um Geschwindigkeit gehen, um schnelles Umschaltspiel nach festen Mustern und die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive. Unter Mancini stimmte die zwar auch - den wenigsten Gegentreffern aller Premier-League-Klubs standen die wenigsten erzielten Tore der Top Four gegenüber - der Fußball des Italieners stieß bei Verantwortlichen, Spielern und auch Teilen der Fans aber kaum noch auf Gegenliebe.

Manuel Pellegrini stehen in Manchester viele Türen weit offen. Dafür ist zuletzt zu viel vorgefallen. Die finanziellen Mittel sind da, dazu steht jetzt schon eine Mannschaft bereit, die über ein unglaubliches Talent verfügt und in bestimmten Teilbereichen noch bestens formbar erscheint.

Ein Problem könnte die Erwartungshaltung werden. Zwar ist City noch lange nicht in die Phalanx der ganz Großen des Kontinents einzureihen, das Anspruchsdenken der Bosse dürfte aber unter einem zweiten Meistertitel und über kurz oder lang dem Gewinn der Champions League nicht liegen.

Seite 1: Manchester United

Seite 2: FC Chelsea

Seite 3: Manchester City

Seite 4: Paris St. Germain

Seite 5: Real Madrid

Seite 6: FC Bayern München