Hanseatische Kaufleute

Von SPOX
Mladen Petric (r.) erzielte gegen Köln seine Saisontreffer sechs und sieben für den HSV
© Getty

Am Freitag lag ein Hauch von Champions League in der Luft, doch auch der Samstag und der Sonntag in der Bundesliga hatten einiges zu bieten. Kaufmännisches Geschick aus Hamburg, elfmeterkillende Feldspieler und Hans Meyer unplugged.

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Das Bundesliga-Zapping zum 16. Spieltag:

1. FC Köln - Hamburger SV 1:2

Borussia Dortmund und insbesondere Jürgen Klopp sind ja immer noch davon überzeugt, vor der Saison einen guten Tausch gemacht zu haben: Mohamed Zidan gegen Mladen Petric. Allein die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache. Während Petric in 20 Pflichtspielen für den HSV an 18 Toren beteiligt war, kommt Zidan nur auf deren drei in zwölf Partien. Der HSV hat dem Ruf hanseatischer Kaufleute alle Ehre gemacht.

In Köln traf Petric zum ersten Mal in der Bundesliga doppelt für die Hamburger und zeigte gleichzeitig seinem Landsmann Ivica Olic was Kaltschnäuzigkeit und Effektivität vor dem Tor bedeutet. Während Petric aus vier Torschüssen zwei Tore machte, ließ Olic mal wieder die einfachen Chancen liegen und zauberte lieber noch ein paar unnötige Übersteiger auf den Rasen, anstatt den Ball ins Tor zu schieben. Er kann halt die schweren Tore am besten. Zur SPOX-Analyse

VfL Wolfsburg - Hannover 96 2:1

Es gibt Spieler, die ziehen strittige Szenen geradezu magisch an. Edin Dzeko ist so ein Typ. Der Bosnier lieferte gegen 96 ein starkes Spiel ab, holte im Sturmzentrum die Bälle nahezu magnetisch an sich und legte gut auf die nachrückenden Mittelfeldspieler ab. Doch das interessierte irgendwie hinterher keinen.

Denn Dzeko holte seinen dritten Elfer in dieser Saison heraus und zum dritten Mal war er umstritten. Der erste gegen Bayerns Demichelis, der zweite gegen Cottbus' Pavicevic und jetzt gegen Hannovers Fromlowitz. Der 96-Keeper sah Rot und Dezeko scheiterte vom Punkt an dessen normal im Feld spielenden Kollegen Jan Rosenthal. Von der Bank aus beobachtete Michael Tarnat das Geschehen, der 1999 selbst schon mal das Tor hütete und wohl heimlich mit Rosenthal geübt hatte. Zur SPOX-Analyse

FC Schalke 04 - Hertha BSC Berlin 1:0

Gerald Asamoah und die Hertha: Das passt irgendwie zusammen. Bis zum 16. Spieltag dauerte es, bis "Blondie" in dieser Saison seinen ersten Treffer markierte - und das natürlich gegen seine Lieblingshertha. Aufgrund von Verletzungen stand Asamoah seit Februar 2006 nur dreimal gegen Berlin auf dem Platz, erzielte aber immer das 1:0.

Marko Pantelic und die Hertha: Das passt irgendwann nicht (mehr) zusammen. Auf Schalke wurde der egozentrische Serbe zum dritten Mal in Folge nur eingewechselt und verhielt sich dabei wie ein bockiges Kind. Betont lustlos trabte er nach der "Mach Dich warm"-Aufforderung seines Trainers zur Kurve und vor seiner Einwechslung in der 71. Minute brauchte er geschlagene zwei Minuten, um sich seines Trainingsanzuges zu entledigen. Unbedingter Einsatzwillen sieht anders aus - und missfällt bestimmt auch seinem Chefkritiker Lucien Favre. Zur SPOX-Analyse

Eintracht Frankfurt - VfL Bochum 4:0

0:4, 4:0, 0:5, 4:0. Kein kryptischer Zahlencode, sondern die letzten Bundesliga-Ergebnisse der Eintracht. Der Heim-Fan sagt: "Geil, zuhause machen wir alle weg", der Allesfahrer heult heimlich ins Reisekissen. Der neutrale Beobachter meint: Jedenfalls wird es bei der Eintracht nicht langweilig.

Bochum-Coach Marcel Koller darf sich auch nicht über Langeweile beschweren, muss er sich doch jede Woche aufs neue mit aberwitzigen Aussetzern seiner Mannschaft rumschlagen. Diesmal war es Torwart Daniel Fernandes, der schon in der vierten Minute den Ball vertändelte, Martin Fenin foulte und vom Platz flog. Elfmeter, 0:1, die Richtung war vorgegeben.

Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 1:3

"Ich habe ziemlich zeitig gesagt, dass wir hart arbeiten müssen. Wenn wenn das der erste Anfang war... wie man vielleicht demnächst kontinuierlich ohne so viele Fehler hinten... so viele Fehler vorne... ja das Erste... sagt das normalerweise gar nicht. Wir haben bisher kaum Torchancen gehabt. Aber heute haben wir auch Möglichkeiten gehabt. Möglichkeiten... das Spiel zu kippen, in bestimmten Momenten so eine richtige Wende zu geben... Das abstellen, weiter so draufbleiben, weiter so dranbleiben und... im Winter... ein, zwei Spieler nachlegen.... Ordentlich arbeiten in der Vorbereitung... Dann hoffe ich... sind wir wieder bei der Hoffnung, dass alle im Stadion... demnächst noch mal hoffen können. Denn jetzt momentan eher sehr, sehr düster aus."

Es sprach Hans Meyer am Premiere-Mikrofon nach dem Spiel und entsprach damit ungefähr dem desolaten Zustand seiner Hintermannschaft während des Spiels. Die Frage zu Meyers Kauderwelsch war übrigens: "Sie haben sich wohl mehr erhofft, oder?" Zur SPOX-Analyse

Energie Cottbus - VfB Stuttgart 0:3

Markus Babbel wird sich eifrig die Hände reiben: Unter ihm hat der VfB noch kein Spiel verloren und wenn der Ex-Bayer gegen seinen alten Verein am letzten Hinrunden-Spieltag Zählbares herausholt, dürfte einer Weiterbeschäftigung über die Winterpause hinaus nichts und niemand mehr im Wege stehen. Außer der DFB vielleicht, der der Teamchef-Regelung ein für alle Mal einen Riegel vorschieben will. Der VfB strebt nun allerdings den Gang vor den Kadi an, um Babbel länger halten zu können.

Argumente hat der Ex-Verteidiger mit England-Erfahrung allemal. Ohne Mario Gomez brachte der VfB erstmals ein Auswärtsspiel einigermaßen souverän über die Bühne, zudem hat Babbel Jan Simak wieder auf den Pfad der Tugend geführt und der Mannschaft sowas wie Defensiv-Bewusstsein eingeimpft. Die Bayern können also kommen.

Karlsruher SC - Werder Bremen 1:0

Der findige Bundesliga-Statistiker sagt: Kurz bevor Karlsruhe aufs Tor schießt, kann man als Fernsehzuschauer getrost umschalten. Rund 7 von 10 Großchancen lassen die KSC-Angreifer im Durchschnitt aus und sind damit die schlechtesten Vollstrecker der Liga. Gegen Bremen schoss Edmond Kapllani den Vogel ab, als er aus rund 120 Zentimetern den Ball freistehend vorbei setzte (er hatte allerdings Glück, dass vorher Abseits gepfiffen wurde).

Dass der KSC am Ende dennoch mal wieder mit einem Dreier dastand, hatte was mit Stefan Buck (Torschütze) und Antonio da Silva (einst: Buhmann; heute: Spieler des Spiels) zu tun. In Karlsruhe machte unlängst die Runde, dass man plane, Mario Eggimann (wie Buck Verteidiger) und Giovanni Federico (wie da Silva Mittelfeldspieler) zurück holen zu wollen. Ob es klappt oder nicht: Für Buck und da Silva war allein der Gedanke daran offenbar Motivation genug. Zur SPOX-Analyse

Arminia Bielefeld - Borussia Dortmund 0:0

In Bielefeld lieferte der BVB nun schon das zweite grausame 0:0 in Folge ab. Die Eintönigkeit lässt auch den Zwist zwischen Jürgen Klopp und Alexander Frei vergessen. Dortmund spielt mit Frei ja auch genauso schlecht wie ohne ihn.

Optimist, wie Klopp ist, schaut er auf die positiven Aspekte: Dortmund blieb zum vierten Mal in Folge ohne Gegentor, insgesamt sogar schon zum siebten Mal. Das hat außer Roman Weidenfeller kein anderer Bundesliga-Torwart geschafft. Und Weidenfeller kämpft immerhin um einen neuen Vertrag...

FC Bayern München - 1899 Hoffenheim 2:1

DAS Spitzenspiel der Saison, vielleicht sogar der letzten fünf Jahre. Das intensive Vorgeplänkel, die Atmosphäre im Stadion, Flutlicht: Das alles erinnerte eher an ein Champions-League-Spiel als ein schnödes Bundesliga-Match am 16. Spieltag. Auch die Qualität der Partie ließ kaum Wünsche offen.

Über 90 Minuten scheuchten sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe übers Feld, bis Toni der finale Schuss gelang. Und wer weiß schon: Vielleicht dürfen die wackeren Hoffenheimer in der nächsten Saison wirklich Champions-League-Luft schnuppern. Zuzutrauen ist es ihnen nach diesem Auftritt allemal. Zur SPOX-Analyse

Der 16. Spieltag im Überblick