Schalke atmet auf

Von Daniel Börlein/Martin Hoffmann
Schalkes Stürmer Kevin Kuranyi (Mitte) wurde in der Halbzeit ausgewechselt
© Getty

Der FC Schalke 04 hat einen ersten Schritt aus der Krise gemacht. Die Elf von Trainer Fred Rutten bezwang Hertha BSC Berlin am 16. Spieltag der Bundesliga durch ein Tor von Gerald Asamoah (65.) verdient mit 1:0 (0:0).

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In der ausverkauften Veltins-Arena rannten die Schalker immer wieder an und wurden durch Asamoahs Treffer, der von einem Stellungsfehler von Hertha-Keeper Jaroslav Drobny begünstigt wurde, belohnt.

Damit sind bei den Schalkern vorerst auch wieder Trainer Fred Rutten und Manager Andreas Müller etwas aus der Schusslinie. Zuletzt hatten die Knappen fünf der letzten sechs Pflichtspiele verloren.

Die Hertha verpasste durch die erste Niederlage nach zuletzt vier Bundesligasiegen in Folge den Anschluss an das Spitzen-Duo Hoffenheim und Bayern München.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Schalke mit der gleichen Aufstellung wie gegen Enschede. Heißt: Der angeschlagene Marcelo Bordon nur auf der Bank, auch der formschwache Christian Pander sitzt draußen. Bei der Hertha bleibt Marko Pantelic wieder nur die Reservistenrolle.

3.: Kaka tritt 25 Meter vorm eigenen Tor über den Ball, Kuranyi schnappt sich die Kugel und läuft frei auf Drobny zu. Der Stürmer will das Leder aus 16 Metern ins lange Eck schlenzen, aber der Hertha-Keeper macht sich lang und kann den Ball wegfausten.

16.: Westermann mit der Flanke von der linken Außenlinie. Kaka lässt den Ball in der Mitte unverständlicherweise passieren, doch Simunic klärt im letzten Moment vorm einschussbereiten Kevin Kuranyi.

46.: Fred Rutten hat Kevin Kuranyi rausgenommen. Für ihn spielt jetzt Halil Altintop.

54.: Schöne Flanke diesmal von Westermann, Kaka springt unter dem Ball durch und am langen Fünfereck kommt Altintop ganz frei zum Abschluss. Aber der Ball fliegt nur ans Außennetz.

62.: Asamoah mit dem öffnenden Pass auf rechts zu Rafinha. Dessen Flanke verpassen Kaka und Friedrich und am langen Pfosten bringt es der mitgelaufene Asamoah fertig, den Ball aus fünf Metern zu verstolpern.

65., 1:0, Asamoah: Flanke von links durch Farfan. Der Ball ist ewig in der Luft, Drobny will ihn wieder runterangeln, verpasst aber diesmal das Leder. Am langen Pfosten macht Asamoah diesmal alles richtig und drückt das Leder aus drei Metern über die Linie. Sein erstes BL-Tor seit Mai.

85.: Abstoß von Drobny, Pantelic legt per Brust auf Kacar ab, der direkt wieder zu Pantelic zurück spielt. Der Serbe steht plötzlich am Sechzehner frei und versucht, Manuel Neuer per Lupfer zu überwinden. Aber der Ball fliegt ganz knapp übers Tor.

So lief das Spiel: Von Beginn an wenig Tempo in der Partie. Hertha wartete ab und ließ die Schalker kommen. Die Gastgeber so auch mit deutlich mehr Ballbesitz, ohne aber in Tornähe für Gefahr sorgen zu können. Den Willen konnte man Schalke allerdings nicht absprechen, immer wieder rannte die Rutten-Elf an. Hertha hingegen stellte nach 20 Minuten die Offensivbemühungen komplett ein und brachte in Halbzeit eins keinen einzigen Torschuss zustande.

Auch nach der Pause das gleiche Bild. Schalke versuchte es unermüdlich, vergab zunächst aber kläglich. Dann wurden die Knappen allerdings durch Asamoah belohnt. Anschließend schalteten die Gastgeber nicht zurück, sondern drängten auf die Entscheidung. Da die allerdings nicht vorzeitig gelingen wollte und sich Hertha in der Schlussphase endlich nach vorne wagte, mussten die Schalker bis zuletzt zittern.

Der Star des Spiels: Josip Simunic. Der Kroate ist seit Wochen in bestechender Form und bestätigte dies auch auf Schalke. Glänzendes Stellungsspiel, überragend in der Luft und auch im Eins-gegen-eins nur schwer zu bezwingen. Zudem bügelte Simunic immer wieder die Unsicherheiten von Nebenmann Kaka aus. Böse allerdings sein Ellenbogen-Check gegen Altintop kurz vor Schluss.

Die Gurke des Spiels: Jefferson Farfan. Der Auftritt des Peruaners war eine Enttäuschung. Kaum in Bewegung, ohne Zug zum Tor und ohne erkennbaren Willen sich am Spiel zu beteiligen, trabte Farfan die meiste Zeit über den Platz. Die einzig gelungene Aktion: Die Flanke zum Tor von Asamoah, bei der sich allerdings Drobny böse verschätzte.

Die Lehren des Spiels: Verunsicherung oder gar Angst ob der momentanen Krise war den Schalkern nicht anzumerken. Obwohl vieles misslang, versuchten es die Knappen immer wieder. Fehlenden Willen oder gar Charakterschwäche kann man den Schalkern nach dieser Partie also nicht vorwerfen. Und dafür wurde die Rutten-Elf auch belohnt.

Trotz des für Schalke so wichtigen Sieges bleibt festzuhalten, dass die Königsblauen nach vorne doch unheimlich limitiert sind. Gefährlich wird's nur, wenn die beiden Außenverteidiger - Westermann und Rafinha - antreten. Dann allerdings beteiligt sich der Rest der Mannschaft nur mangelhaft.

Besonders eklatant: Schalke spielt mit drei Angreifern. Alle drei allerdings fordern den Ball stets kurz und in den Fuß. Kaum mal, dass einer der drei in die Tiefe startete. Von Kreuzen oder Positionswechseln ganz zu Schweigen. Und das muss sich auch der Trainer ankreiden lassen. Erst mit der Hereinnahme von Altintop für Kuranyi wurde es etwas besser.

Bei der Hertha hingegen wird die Handschrift des Trainers immer deutlicher. Lucien Favre hat sein Team dahin gebracht, sich auf die Stärken zu konzentrieren. Heißt: Die Hertha kann kein Spiel machen, und versucht es deshalb erst gar nicht.

Die Berliner machen vielmehr den Raum vor dem eigenen Tor extrem eng und es dem Gegner dadurch schwer, zum Abschluss zu kommen. Und nach vorne lauert man, wenn nötig, auf die entscheidende Chance. Die Gefahr allerdings: Gerät die Hertha mal in Rückstand, wird's schwer umzuschalten. Und das wurde ihnen wie schon am Mittwoch zum Verhängnis.

Schalke - Hertha: Daten und Fakten