Bremen versinkt im Mittelmaß

Von Andreas Lehner / Sebastian Steegmüller
Claudio Pizarro (r.) hätte Bremen in Führung bringen können, traf aber nur den Pfosten
© Getty

Der Karlsruher SC hat am 16. Spieltag der Bundesliga den ersten Dreier nach neun sieglosen Spielen gefeiert und Werder Bremen mit 1:0 (0:0) geschlagen.

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Vor 29.373 Zuschauern im Wildpark-Stadion lieferten sich beide Mannschaften ein offenes und kampfintensives Spiel, bei dem der KSC durch ein Tor von Stefan Buck (82.) nicht unverdient als Sieger hervorging.

Karlsruhe verlässt damit die Abstiegsplätze und klettert auf Rang 15, die Bremer versinken mit nur 23 Punkten im Mittelmaß der Bundesliga.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: KSC-Trainer Ede Becker muss auf seine erste Innenverteidigung verzichten. Dafür beginnen Stoll und Buck. Im Mittelfeld setzt der KSC auf eine Raute mit Stindl hinter den Spitzen und da Silva auf halblinks. Bei Bremen kehrt Wiese nach Verletzung ins Tor zurück.

1.: Erster Schock nach 14 Sekunden. Diego mit einem Pass in die Gasse auf links zu Hunt, der legt sauber in den Strafraum auf Pizarro. Der Peruaner hebt den Ball von halblinks aus sechs Metern mit viel Gefühl über KSC-Keeper Miller, doch der Ball klatscht gegen den rechten Innenpfosten.

12.: Großchance für den KSC. Da Silva bedient Freis mit einem langen Ball von der Mittellinie. Der Stürmer nimmt den Ball am Sechzehner super runter und überlupft Wiese von halbrechts, doch der Heber geht auch über das Gehäuse.

17.: Eichner probiert es aus der Distanz. Sein Schuss aus rund 25 Metern zischt am linken Winkel vorbei. Da wäre Wiese wohl nicht rangekommen.

40.: Kapllani probiert es aus 16 Metern von halblinks mit einem Kunstschuss. Sein Schlenzer geht knapp über den rechten Winkel.

46.: Schaaf verstärkt die Offensive. Für Naldo kommt Özil.

47.: Diesmal der KSC mit der ersten Chance - und was für einer! Da Silva steckt am Strafraum wunderbar auf Kapllani durch, der steht 13 Meter vor dem Tor völlig frei. Aber raus kommt ein kümmerlicher Schuss in die Arme von Wiese.

50.: Eichner flankt von links, Stindl verlängert auf Freis, der aus sechs Metern den Ball über die Latte legt. Die Karlsruher haben eine katastrophale Chancenverwertung.

65.: Pizarro zieht links in den Strafraum und zielt aus acht Metern mit links aufs lange Eck. Sein Schuss geht erneut nur an den Pfosten.

72.: Özil bittet zum Tanz und spielt Buck schwindlig. Aus zehn Metern muss er den Ball nur noch ins linke lange Eck schieben, doch der Bremer probiert es mit Gewalt und zimmert die Kugel mit links weit über das Gehäuse.

82., 1:0, Buck: Nach einer Ecke durch da Silva von rechts klärt Fritz vor die Füße von Staffeldt. Der KSC-Spieler nimmt den Ball am Sechzehner mit links und vollem Risiko. Sein Schuss von halblinks Richtung langes Eck wird zur Vorlage für Buck, der den Ball aus fünf Metern über die Linie drückt.

90. Rote Karte für Pizarro: Der Peruaner wird im Strafraum leicht gehalten und will einen Elfmeter. Schiri Winkmann lässt weiterspielen, Pizarro legt sich daraufhin mit Stoll an und schlägt ihm mit der Hand ins Gesicht. Korrekter Platzverweis. Glück hatte Diego, der Eichner würgte. Das könnte noch ein Nachspiel haben.

So lief das Spiel: Bremen dominierte die Anfangsminuten und erarbeitete sich gleich nach wenigen Sekunden die Chance zur Führung. Der KSC brauchte zehn Minuten, um seine Verunsicherung abzulegen und seinerseits gefährlich zu werden.

Werder ließ sich das Spiel erstaunlich leicht aus der Hand nehmen, kam selbst nur vereinzelt vors KSC-Tor und hatte Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Nach rund 20 Minuten war die Luft aber komplett raus und beide Mannschaften zeigten ein durchschnittliches Bundesligaspiel mit viel Einsatz, aber wenig spielerischer Klasse.

Nach der Pause übernahmen die Hausherren sofort das Kommando. Und das, obwohl Schaaf durch seinen Wechsel die Offensive stärken wollte. Bremen brachte das Spiel nie unter Kontrolle und vergab die wenigen sich bietenden Chancen. Keinesfalls besser machte es der KSC, der sich im Auslassen von Großchancen selbst überbot - bis Buck die Erlösung brachte.

In der Schlussphase verloren die Hanseaten die Nerven als Pizarro Rot sah und Diego ungestraft Eichner würgte.

Der Star des Spiels: Antonio da Silva. Der Brasilianer war in den vergangenen Wochen der Sündenbock bei den Fans. Musste gegen Bremen nicht auf der Spielmacherposition agieren, sondern in der Raute halblinks, was ihm sichtlich gut tat. Da Silva war sehr beweglich, stark im Passspiel und guter Standardschütze. Auch im Defensivzweikampf zeigte er ungeahnte Stärken.

Die Gurke des Spiels: Dusko Tosic. Der Bremer ist alles andere als die Idealbesetzung eines Linksverteidigers. Defensiv hatte er große Probleme mit den starken Celozzi und Freis. Offensiv konnte er sich kaum durchsetzen und drosch eine Flanke nach der anderen hinters Tor.

Lehren des Spiels: Bremen wie so oft in dieser Saison: Einem klaren Heimsieg gegen Frankfurt folgte auswärts beim Tabellenletzten die Ernüchterung. Dabei offenbarte die Schaaf-Elf keinerlei Lernprozess.

In der Defensive agierten sie viel zu nachlässig. Bei schnellem, direktem Spiel in die Spitze hat Werder immer wieder Probleme, weil die Viererkette zu hoch steht und dann in den meisten Fällen nur hinterherläuft.

Offensiv konnte sich Werder nur durch Einzelaktionen in gute Positionen bringen. Diese entstanden aber meist durch die Mitte, da die Außen weiterhin nicht funktionieren. Dazu kommt, dass Diego nicht die Form der vergangenen Jahre hat. In Karlsruhe war der Brasilianer nicht der geniale Lenker und bei Kettenhund Aduobe meist gut aufgehoben.

Karlsruhe war seinerseits sehr bemüht, spielerisch dagegenzuhalten. Die Badener spielten nicht wie ein Absteiger. Gegen ein Spitzenteam, das Werder nach eigenem Verständnis immer noch ist, waren sie über 90 Minuten gleichwertig, vielleicht sogar einen Tick besser.

Den Badenern fehlt es aber im Sturmzentrum einfach an individueller Klasse und Durchschlagskraft im Zentrum. Die im Winter angekündigten Neuverpflichtungen sind bitter notwendig.

Karlsruhe - Bremen: Daten und Fakten