Schmuse-Maik und Tyson-Hansi

Von Stefan Rommel
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© Imago

München - Bayern ist deutscher Meister, naja so gut wie, Mario Gomez schießt Deutschland zum EM-Titel, naja vielleicht, und die letzten vier Teams der Tabelle haben keine Lust, auch in der nächsten Saison Bundesliga zu spielen. Gewonnen haben Bielefeld, Nürnberg, Cottbus und Duisburg nämlich auch am 23. Spieltag nicht.

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Die wahren Erkenntnisse des Wochenendes gibt's aber wie immer gesammelt, kurz und knapp in der Alternativen Liste.

1. Der Schmuse-Maik: Maik Franz hat ja schon einiges versucht, um mal so richtig mit den Berufskollegen anzubandeln. Seine liebevollen Tritte und Checks blieben aber allzu oft schon unerwidert. "Der tatscht einen immer an - vielleicht ist er ja verliebt in mich", unkte Gegenspieler Grafite letzte Woche. Jetzt steigt Grobi Franz offenbar um und fährt die Schmuseschiene. "Nur treten bringt ja nichts", sagte er nach dem Spiel bei den Bayern und huldigte auch noch Ribery und Toni. Ähh, hallo? Aus "Ich muss vernichten Franck und Luca"-Maik wird jetzt das Samtpfötchen? Da ist doch was faul...

2. Das Interview, Teil 1: Da nennt man kluge Interviewführung: Lucien Favre hatte offenbar keinen Bock mehr auf nervende Fragen zu seinem Platzverweis in Dortmund und nahm die Sache selbst in die Hand. Frage von Favre: "Wieso reden wir nicht übers Spiel?" Antwort von Favre: "Also in der ersten Hälfte waren wir noch etwas ängstlich und haben schwer ins Spiel gefunden." Reporter: "Danke." Dann wieder Favre: "Und dann in der zweiten Halbzeit ich habe gespürt, dass vielleicht es ist sogar eine Sieg möglich." Grandios. Da können die Möchtegern-Medienprofis bei Maischberger aber noch einiges von lernen.

3. Das Interview, Teil 2: Premiere-Reporter Rolf Fuhrmann ganz investigativ: "Na, Du süße Kleine, wie heißt Du denn?" Marcelinho schaut ein bisschen sparsam, ist ja aber nichts Neues. Das langbehaarte Kind auf seinem Arm aber ganz forsch: "Marcelo!" Fuhrmann: "Oh, Du bist ein Junge..." Kann ja mal passieren.

4. Der Tyson-Hansi: Und gleich noch mal die Hertha. Als Favre sich auf die Tribüne verzog, wurde er von zwei finsteren Gestalten gleich mal fiesest angepöbelt. Aber die hatten die Rechnung ohne Hansi Felder gemacht. Herthas Pressesprecher, entschlossen und unbarmherzig wie immer, teilte gleich mal ein paar flinke Fäuste aus, die Rentner mussten kräftig nehmen. Das Ende vom Lied: Eine ertragreiche Telefonkonferenz zwischen Favre und Michael Preetz auf der Bank und ein klarer Punktsieg für die Hertha-Ecke. Berlin bleibt hart.

5. Die Freistoß-Deppen: So, Oka Nikolov, jetzt mal gut aufgemerkt: "Der Schiedsrichter soll eine schnelle Ausführung des Freistoßes zulassen. Das Zeichen kann Pfiff, Wink, Ruf oder einfache Zustimmung zur Spielfortsetzung sein", weist der DFB an. "Der Schiedsrichter fragt also jetzt schon beim Spieler nach? Also dann weiß ich nicht mehr, wo ich bin", sagt Herr Nikolov. Aber jetzt mal ehrlich: Wer so fahrlässig ist und niemanden vor den Ball stellt, hat nichts anderes verdient als ein Gegentor. Ob jetzt in der Bundesliga oder in der Kreisklasse. Da kann der Oka danach noch so bedröppelt dreinschauen.

6. Der Wohlerzogene, Teil 1: Ausspucken, wegdonnern, freche Flegelei versus demütige Einsicht. VfB-Coach Armin Veh sah seinen bösen Taktikfehler gegen Bremen schnell ein und stellte um. Hilbert rein, Bastürk von rechts ins Zentrum. Leidtragender war Antonio da Silva, der nach 26 Minuten völlig unverschuldet runter musste. Aber der Brasilianer beließ es bei einer Mitleid erregenden Schnute, moserte nicht und bekam von Veh deshalb einen aufrichtigen Klaps. Leider musste Slomka-Verleumder Kevin Kuranyi zur gleichen Zeit selbst Geld verdienen. War nämlich ein schönes Beispiel dafür, wie sich der Angestellte seinem Vorgesetzten gegenüber zu verhalten hat.

7. Der Wohlerzogene, Teil 2: Was sagt man dazu? Tolle Kontersituation für Duisburg, drei gegen drei. Chrstian Tiffert am Ball. Spielt das Ding aber plötzlich ins Aus, weil sich ein Rostocker am Boden windet. Trainer Rudi Bommer explodiert, schreit, zetert und findet wenig schmeichelhafte Worte für den Tiffy. Den juckt das aber gar nicht. "Ich war bei der Balleroberung dabei und hab da kräftig reingetreten. Insofern wusste ich, dass ich meinen Gegenspieler getroffen hab und dass da keiner schauspielert." So viel Edelmut sollte belohnt werden. Mit dem Klassenerhalt, mindestens.

8. Der Erlöste: Letzte Woche hatten wir Victor Okechukwu Agali in der Alternativen Liste, weil er den Ball so gar nicht mehr ins Tor befördern konnte. Auch in Duisburg schien das seine Fortsetzung zu nehmen. Aus zwei Metern donnerte er einen Querpass in den Oberrang. Kurz danach aber erlöste er sich von seiner gar schrecklichen Pein und versenkte eiskalt ins linke Eck. 50 Monate und 1271 Spielminuten dauerte das Martyrium des Nigerianers bis zu seinem ersten Bundesligator seit seiner Zeit bei Schalke. "Ich bin sehr glücklich!", sagte Agali. Können wir uns denken.

9. Der Lässige: Akkurater Auftritt von Andreas Kerler im Aktuellen Sportstudio. Der Memminger durfte gegen Mladen Petric an der Torwand ran, weil er lustige, aber gemeinhin völlig unnütze Kunststückchen mit dem Ball drauf hat und die als Video zum ZDF geschickt hatte. Outfit und Gehabe waren schon sehr locker. Seine Zauberbeine umhüllte der Studiogast mit einer handelsüblichen Trainingshose, an den Füßen blitzten rote Sportschlappen.

Die Körpersprache verriet nichts außer: Ich mach hier gleich alle sechs Dinger rein, ihr Schmocks! Trotz unschlagbar coolem Anlauf wurde daraus aber nichts. Die Bilanz: Ein Treffer an der Wand und einer im Gesicht einer Zuschauerin. Aber stark geposed.

10. Der Nebulöse: Cottbus' Timo Rost nach dem 0:3 in Wolfsburg: "Jetzt nützt keine Schönspielerei mehr. Wir müssen im Abstiegskampf dahin gehen, wo es weh tut. Das machen wir momentan nicht - und das ist ein Fehler." Stellen sich uns zwei Fragen. 1. Wie genau sieht Energies Schönspielerei denn aus? Und 2. Wo ist eigentlich "wo es weh tut"? In Kasachstan? Bei Manni in der Muckibude? Wir wissen es nicht.

11. Die Extraterrestrischen: "Wir haben einen Außerirdischen in der Mannschaft. Er trägt die Nummer 33", befand Stuttgarts Ludovic Magnin nach der betörenden Leistung seines Kollegen Mario Gomez gegen Bremen. Das stimmt so nicht ganz. Gomez ist nicht das Ding aus einer anderen Welt. Der kommt vielmehr aus Unlingen und das liegt zwischen dem Hausberg Bussen und der Donau im oberschwäbischen Landkreis Biberach. Gut, für viele ist das wie ein Leben in einer anderen Welt. Aber überhaupt: "Ludo sieht viel eher wie ein Außerirdischer aus als ich", befand der Unslinger Gomez. "Aber vielleicht sind wir ja Brüder."

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