Bis in alle Ewigkeit

Von SPOX
Luis Aragones war allgegenwärtig, als Atletico die Tabellenführung in Spanien übernahm
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Primera Division

Von Frank Oschwald

WSV des Spieltags: Wie eine aufgescheuchte Horde Teenager im Winterschlussverkauf wühlte sich der FC Valencia durch die Grabbeltische des Transfermarkts und drehte den kompletten Kader in der Winterpause einmal auf links. Das zu Saisonbeginn geschossene Mannschaftsbild? Für die Tonne.

Gleich sieben Spieler haben in der Zwischenzeit den Abflug gemacht und entlasten somit das Konto des irrsinnig verschuldeten Klubs. Doch vor allem kurz vor Schließung des Transferfensters liefen die Verantwortlichen des Vereins magathesk mit offenen Armen einmal quer über den Spielermarkt und sammelten herumliegendes Personal ein.

Kein Wunder also, dass die armen Verantwortlichen der Medienabteilung bei einer Menschen-Fluktuation wie in einem hochfrequentierten Stundenhotel durcheinander kommen. So verkündete man via "Twitter" stolz den Wechsel von Philippe Senderos.

Mit hübschem Bildchen und so. Nur doof, dass auf diesem irgendwie vielmehr Brede Hangeland statt Senderos zu sehen war. Den Fans wird's egal sein. Solange man Barca wegbügelt und vorne das Kopfballungeheuer weiter sein Unwesen treibt, ist sowieso alles gut. Denn Pablo Piatti netzte nach der Bude gegen Real auch im Camp Nou per Kopf. Bei einer Körpergröße von 1,63 Meter.

Hasta siempre, Luis: Eine ganze Ladung an herzzerreißenden und kuriosen Storys zauberte Atletico an diesem Wochenende aus dem Hut. Da war zum einen der emotionale Abschied des Vicente Calderon von "ihrem" Trainer und Spieler Luis Aragones.

Minutenlang wurde ein riesiges Trikot mit der Nummer acht durch Stadion getragen, Bilder aus der aktiven Zeit waberten über die Anzeigetafel und die Fans enthüllten ein Plakat mit dem Konterfei des Ex-Trainers. Und als hätte Aragones es selbst irgendwie eingetütet, doch wenige Tage nach seinem Tod schob sich Atletico erstmals nach 18 Jahren wieder auf Rang eins der Liga.

Wie viel Einfluss Aragones dabei letztlich hatte und wie viel auf das Konto von Coach Diego Simeone geht, lässt sich zwar schwer klären. Doch sicher ist, dass auch diese Liebesgeschichte ein neues Kapitel hat. Aus einer Stümpertruppe formte Simeone binnen weniger Monate ein konkurrenzfähiges Team, trampelt in aller Regelmäßigkeit fröhlich auf den spanischen Verhältnissen rum und thront aktuell vor Real und Barca. Zuletzt gelang den Rojiblancos dies in der Saison 95/96.

Damals aktiv, wie sollte es auch anders sein: Diego Simeone. Hach. Auch der Ex-Wolfsburger Diego scheint erneut Spaß am Spiel gefunden zu haben. In der Manier eines überdurchschnittlichen Kreisliga-Spielers, also ohne auch nur einmal mit der Mannschaft trainiert zu haben, feierte der Brasilianer sein Comeback, traf dabei einmal selbst und bereitete ein weiteres Tor vor. Manchmal läuft's eben.

David Villa hätte das nach seinem Führungstreffer, dem dritten Tor im dritten Spiel, wohl ebenfalls unterschrieben. Allerdings nur unmittelbar danach. Denn beim Torjubel verletzte sich der Stürmer und musste kurz darauf ausgewechselt werden.

Und sonst? Ähnlich intensiv wie mit dem Dreikampf an der Spitze beschäftigte die Liga unter der Woche nur der Copa-Boykott der Racing-Spieler. Am Wochenende kehrten die Spieler in den Ligaalltag zurück und wurden von den Fans erneut abgefeiert.

Wie zu La-Liga-Zeiten kamen 18.000 Zuschauer zu dem Drittligaspiel ins Stadion, verwandelten "El Sardinero" in einen Hexenkessel und hörten nicht auf, diesen einen Gesang anzustimmen: "Campeones! Campeones!".

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