FC Bayern: Volle Kraft voraus

Von Florian Bogner
Äußerlich gezeichnet: Bastian Schweinsteiger schuftete in Doha hart für sein Comeback
© Getty
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Ivica Olic sucht doch weiter seine Chance

Als Mario Gomez beim aussagekräftigsten Test gegen Al-Ahly früh mit einer Zehenverletzung vom Platz musste, zeigte Ivica Olic mit einem Doppelpack zum 2:1-Sieg, dass mit ihm in der Rückrunde zu rechnen ist. Dem Kroaten wurde zuvor mitgeteilt, dass er sich beim FCB durchbeißen muss - ein Transfer kam für die sportliche Leitung trotz Olic' Forderung nach mehr Spielpraxis nicht in Frage.

Der Kroate tat wie ihm geheißen und darf sich nach guten Trainingsleistungen durchaus als Gewinner des Trainingslagers sehen. Der 32-Jährige habe nach seinen langen Verletzungspausen zwar noch Luft nach oben, Heynckes outete sich in Doha aber erneut als Olic-Fan.

"Ich setze großes Vertrauen in ihn", sagte der Coach. "Er hat etwas, was mir sehr imponiert, was ich mag: nimmermüden Einsatz. Er opfert sich auf, ist da, wenn man denkt, es kommt keine Wende mehr. Und wenn er fit ist, macht er seine Tore. Außerdem ist er in München Publikumsliebling, das ist auch ein wichtiges Kriterium."

Schon gegen Al-Sailiya hatte Olic als fünffacher Torschütze aufhorchen lassen. Was sich in den letzten Wochen der Hinrunde angedeutet hatte, ist nun bestätigt: "Ivica ist sicher die erste Alternative für Mario (Gomez, Anm. d. Red.)", sagte Heynckes - was Nils Petersen nicht gerade in die Karten spielen dürfte.

Bleibt die Frage, was im Sommer mit Olic passiert - und dabei deutet sich eine überraschende Wende an. Von einem Wechsel will der Kroate nämlich erstmal gar nichts mehr wissen. "Wenn sich die Lage ein bisschen ändert, kann ich mir vorstellen, noch ein bisschen länger zu bleiben", sagte er am Wochenende gar. Eine Einstellung, die Heynckes ebenfalls imponieren dürfte.

 

Der Reus-Transfer und seine Folgen

Das brisanteste FCB-Thema der Woche kam interessanterweise gar nicht aus Katar, sondern fand in Deutschland seinen Ursprung: Marco Reus' Wechsel zu Borussia Dortmund. Manche werteten den Transfer sogleich als Affront gegen den Branchenprimus, der sich selbst freilich mit Reus beschäftigt, aber offensichtlich nicht ausreichend um den Nationalspieler bemüht hatte.

"Es handelt sich um einen sehr kostspieligen Transfer, bei dem beide Seiten zu hundert Prozent von der sportlichen Perspektive überzeugt sein müssen", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. Gedachter Nachsatz: Was man von Bayern-Seite aus wohl nicht war. "Wir sind in keiner Weise enttäuscht", so Nerlinger.

Vielleicht war Reus die Konkurrenz in München auch einfach zu groß, vermutete Arjen Robben halbernst, "weil wir schon zwei gute Flügel haben". So blieb es dem in Deutschland verbliebenen Präsidenten Uli Hoeneß überlassen, auf die Pauke zu schlagen.

Zum einen kündigte er an, dass sich der FCB baldigst um einen Innenverteidiger bemühen werde. Zum anderen brache man dringend einen weiteren Stürmer, fügte Hoeneß in der "Süddeutschen Zeitung" an. "Unser größtes Problem ist doch: Was machen wir, wenn sich Mario Gomez verletzt? Da werden wir eine richtige Bombe brauchen, einen, der immer spielen kann, in Barcelona oder in Manchester", so Hoeneß.

Worte, die Heynckes und Nerlinger nicht sonderlich gefielen. "Wenn wir der Meinung gewesen wären, nicht für den Ernstfall, wenn Mario sich verletzt, gerüstet zu sein, dann hätten wir uns doch jetzt bedient auf dem Transfermarkt", sagte der Coach. Und auf die Defensive angesprochen meinte Nerlinger: "Es ist total verfrüht, jetzt über einen Innenverteidiger zu sprechen, den man verpflichten soll. Diese Forderung finde ich nicht angebracht."

Überhaupt würde man sich aktuell noch "überhaupt nicht" mit Neuzugängen beschäftigen. "Da wurde intern noch nichts diskutiert", so Nerlinger. Die Denkweise der Bayern brachte Schweinsteiger am besten auf den Punkt: "Man merkt, dass in Dortmund gute Leute am Werk sind und sich da was entwickelt", sagte der Mittelfeldspieler. "Letztendlich wird aber Bayern München immer eine qualitativ bessere Mannschaft haben."

Vertragsverlängerungen: Wie geht's eigentlich weiter, Chef?

Diese Frage stellen sich dieser Tage neben Breno und Olic vor allem Daniel Van Buyten, Anatolij Tymoschtschuk, Danijel Pranjic und die Keeper Jörg Butt und Rouven Sattelmaier - ihre Verträge laufen allesamt im Sommer aus. Bisher sickerte allerdings noch nichts über Vertragsgespräche durch. "Es wird keine Wasserstandsmeldungen geben, wir verkünden nur Tatsachen", sagte Nerlinger lediglich.

Auskunftsfreudiger waren die Bayern, was die Personalien Arjen Robben und Mario Gomez anging. Deren Vertrage gelten derzeit nur bis 2013. Nerlinger sprach bei beiden von "grundsätzlich guten Voraussetzungen" für eine Vertragsverlängerung. Prinzipiell sei man aber nicht unter Zeitdruck. "Der Zeitpunkt ist kein Problem für mich", ließ Gomez prompt verlauten. Der Stürmer geht sowieso davon aus, dass das Gerüst der Mannschaft "über Jahre das gleiche bleiben" wird.

Robben hingegen wird seine eigenen Schlüsse aus dem nicht erfolgten Reus-Transfer gezogen haben. Der Niederländer sieht dadurch indirekt seinen Status bestätigt, muss aber endlich mal verletzungsfrei durch eine Saison kommen, um kritische Stimmen verstummen zu lassen.

Nicht außer Acht lassen darf man, dass den 27-Jährigen immer noch Beschwerden in der Schambeinregion plagen.

"In den letzten Wochen der Hinrunde habe ich immer noch ein bisschen Schmerzen gehabt, und jetzt ist es immer noch nicht völlig weg. Aber es ist jetzt so, dass ich gut trainieren kann und das ist das Wichtigste", so Robben.

"Fleißig, ehrgeizig und gewissenhaft" habe der Niederländer gearbeitet, stellte Heynckes in Doha zufrieden fest. "Wir setzen total auf ihn", fügte Nerlinger hinzu. Worte, die Robben gut tun. In Sachen Vertragsverlängerung sagte er: "Ich fühle mich sauwohl und sehe keinen Grund wegzugehen." Die Bayern offensichtlich auch nicht.

Teil 1: Brenos letzte Chance und Schweinsteigers Ansage

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