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Kann man mit LeBron James noch um einen Titel spielen? Fragen zum Aus der Los Angeles Lakers

Von Robert Arndt/Stefan Petri
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Die Los Angeles Lakers scheiterten in den Playoffs erneut an den Denver Nuggets - diesmal sogar schon in Runde eins. Coach Darvin Ham musste bereits den Hut nehmen. Wer folgt auf ihn, was macht LeBron James im Sommer und wie können die Lakers wieder zu den Besten aufschließen?

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Lakers: Wie ist die Saison zu bewerten?

Jede Saison, in der die letzten Jahre von LeBron James nicht maximiert wurden, ist gewissermaßen enttäuschend, gleichzeitig muss man auch festhalten, dass die Lakers dem Champion ordentlich Paroli boten und das 1-4 gegen Denver nicht komplett das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Teams widerspiegelt. Die Lakers stellten die Nuggets durchaus vor Probleme, hatten in jedem Spiel Führungen bis tief in die zweite Halbzeit inne und verloren unter anderem zwei Spiele durch Gamewinner von Jamal Murray.

Kleinigkeiten entschieden diese Serie, hier zogen die Lakers stets den Kürzeren. LeBron musste erneut seine Kräfte bewusst einteilen, Anthony Davis gingen im Matchup mit Nikola Jokic am Ende meist die Körner aus. Vor der Saison entschieden sich die Lakers bewusst dafür, das Zwei-Star-Model beizubehalten und setzten lieber auf einen breiteren Kader, der letztlich aber nicht so breit wie erhofft war.

Lakers vs. Nuggets: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
121. April (So)2.30 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers114:103
223. April (Di)4 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers101:99
326. April (Fr)4 UhrLos Angeles LakersDenver Nuggets105:112
428. April (So)2.30 UhrLos Angeles LakersDenver Nuggets119:108
530. April (Di)4 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers108:106

James und Davis waren zwar fast die komplette Saison verfügbar, und doch steckten die Lakers stets im Mittelmaß des Westens fest, wenn man mal vom Titel im In-Season Tournament absieht. Es war ein Anzeichen dafür, dass die Lakers ein gutes "Cup-Team" waren, aber den Marathon einer Saison nur bedingt absolvieren konnten. 47 Siege (im Vorjahr 43) waren zwar eine Verbesserung und hätten in vielen Fällen für die direkte Playoff-Qualifikation gereicht, der Westen war aber diesmal ganz besonders stark, sodass die Lakers keine Zeit hatten, die passenden Lineups zu finden.

Dabei half es nicht, dass Rotationsspieler wie Gabe Vincent oder Jarred Vanderbilt große Teile der Saison verpassten. Vor allem Vincent, der Dennis Schröder ersetzen sollte und der Perimeter-Stopper sein sollte, war aufgrund einer hartnäckigen Knieverletzung überhaupt kein Faktor und in den Playoffs kaum spielbar. Bitter, denn er war die "große" Neuverpflichtung des Sommers.

Auch die anderen Neuen halfen kaum, lediglich Taurean Prince (2.108) absolvierte mehr als 1.000 Minuten in der Regular Season. Stattdessen waren es wieder die gleichen Fünf (Russell-Reaves-LeBron-Hachimura-Davis), die die meiste Zeit auf dem Feld standen. Dieses Quintett war einfach nicht genug in den Playoffs, selbst wenn James und Davis auf Top-10-Niveau performten.

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Lakers: Wie geht es mit LeBron James weiter?

21 NBA-Spielzeiten hat der 39-Jährige mittlerweile auf dem Buckel. Auch wenn er weiterhin auf All-NBA-Niveau agiert: Wie lange bleibt uns LeBron James noch erhalten? Auf die Frage, ob Spiel 5 gegen die Nuggets sein letztes Spiel für die Lakers gewesen sein könnte, entgegnete James: "Das werde ich nicht beantworten." Eine Entscheidung über seine Zukunft habe er noch nicht getroffen.

Natürlich wäre auch ein Karriereende denkbar, mit den Olympischen Spielen in Paris als krönender Abschluss. So richtig vorstellen kann man sich das aber nicht: LeBron ist einfach noch zu gut. Würde er wirklich die Sneaker an den Nagel hängen, wäre das doch schon durchgesickert - und dann gibt es ja immer noch seinen Traum, mit Sohn Bronny James zusammenzuspielen. Ob und von welchem Team der gedraftet wird, ist noch völlig offen.

Gehen wir deshalb davon aus, dass LeBron weitermacht. Er hat bis zum 29. Juni Zeit, um seine Spieleroption zu ziehen und für ein Gehalt von 51,4 Millionen Dollar ein weiteres Jahr bei den Lakers zu bleiben. Der Draft findet am 26. und 27. Juni statt, er könnte also warten, bis klar ist, wie es mit Bronny weitergeht.

Was wäre, wenn es der Filius nicht in die Liga schafft? Herr Papa stünden natürlich alle Türen offen: Für weniger Gehalt bei einem Contender unterschreiben, noch einmal zurück nach Cleveland oder sogar Miami, bei den Philadelphia 76ers Tobias Harris ersetzen und mit Joel Embiid den Titel angreifen - oder gar ein Intermezzo im Madison Square Garden bei den New York Knicks.

Würde er für eine weitere - letzte? - Chance auf einen Ring aber auf viel Geld verzichten? Die letzten Jahre bei den Lakers sprechen zumindest nicht dafür. Zudem hatte sich der Superstar 2018 bewusst für Los Angeles entschieden. Die Stadt wird er nur ungern verlassen wollen. Die Lakers sind obendrein dafür bekannt, ihre Stars auch bis ins hohe Alter mehr als angemessen zu entlohnen. Heißt: Am wahrscheinlichsten ist Stand jetzt ein neuer Zwei- oder Dreijahresvertrag in seiner Wahlheimat, der ihm noch einmal eine dreistellige Millionensumme einbringt - mit jährlichen Ausstiegsoptionen.

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Lakers: War die Entlassung von Darvin Ham der richtige Schritt?

Dass es Ham erwischte, war nach den Kommentaren der vergangenen Wochen keine Überraschung mehr. Die Kommentare von Davis während der Serie gegen die Nuggets ("Wissen nicht, was wir machen") waren so etwas wie der letzte Tropfen auf den heißen Stein und ließen keinen anderen Schluss zu, als dass Hams Tage in L.A. gezählt waren.

Von 188 Spielen (Playoffs inkludiert) wurden 102 gewonnen, das ist keine schlechte Bilanz, aber auch unter den Ansprüchen der glorreichen Franchise. Laut eines Berichts von The Athletic hatte Ham schon länger die Kabine verloren, teilweise übernahmen die Spieler selbst die Auszeiten, um sich zu organisieren.

Lakers: Die Head Coaches seit Phil Jacksons Rücktritt

ZeitraumCoachBilanz
2011-2012Mike Brown42-29
2012-2014Mike D'Antoni67-87
2014-2016Byron Scott38-126
2016-2019Luke Walton98-148
2019-2022Frank Vogel127-98
2022-2024Darvin Ham90-75

Ham machte sich auch dadurch angreifbar, dass er in der ersten Saisonhälfte partout nicht das Erfolgs-Lineup aus dem Vorjahr (Russell-Reaves-LeBron-Hachimura-Davis) starten lassen wollte: Zeitweise kamen Russell und Reaves sogar gleichzeitig von der Bank. Ham versuchte vieles, fand aber keine Konstanz und entsprechend fahrig sah die Lakers-Offense über weite Strecken aus.

Einerseits waren die Erwartungen in den Kader nach dem Vormarsch in die Conference Finals zu hoch, andererseits wirkte es auch nie so, dass Ham das Maximum aus der Mannschaft holte. Erst recht, weil James und Davis über die Saison fast immer zur Verfügung standen. Ham war so ein leichter Sündenbock.

Doch wer übernimmt? Die Gerüchteküche brodelt gewaltig, es werden Namen wie Mike Budenholzer (zuletzt Bucks), Ty Lue (Clippers), Kenny Atkinson (Assistant Coach Warriors) oder sogar TV-Experte J.J. Redick gehandelt. Letzterer wäre eine faustdicke Überraschung, da man nach dem Rookie Ham wohl eher eine etablierte Lösung anstreben wird. Noch ist aber völlig unklar, was die Lakers hier machen wollen.

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Lakers: Welche Spieler werden Free Agents?

Die große Unbekannte neben LeBron ist D'Angelo Russell, der eine Spieler-Option über 18,6 Millionen Dollar hält. Direkt nach dem Playoff-Aus hielt sich der Guard alle Möglichkeiten offen und sagte folgendes zu seiner Situation: "Als ich im vergangenen Sommer diesem Deal zustimmte, wusste ich, worauf ich mich einlasse. Ich habe nun ein kleines Druckmittel und werde versuchen, für mich das Beste herauszuholen."

Das stimmt so aber nicht ganz. Sollte D-Lo seine Option nicht ziehen, bekommen die Lakers etwas finanziellen Spielraum und hätten Zugriff auf die Midlevel Exception (12,9 Mio. Dollar). Gleichzeitig würde eine Lücke auf der Eins entstehen, die in dieser schwachen Point-Guard-Klasse der Free Agency kaum zu füllen wäre. Aus Sicht der Lakers wäre es wohl besser, wenn Russell seine Option zieht, egal ob er bleibt oder nicht. Russells Vertrag könnte im Zweifelsfall weiter getradet werden, auch wenn er in den Playoffs erneut kaum Eigenwerbung betreiben konnte.

Lakers: Alle Free Agents in der Übersicht

Speler (Alter)PositionGehalt 22/23Anmerkungen
LeBron James (39)Forward47,6 Mio.Spieler-Option (51,4 Mio.)
D'Angelo Russell (28)Guard17,3 Mio.Spieler-Option (18,6 Mio.)
Taurean Prince (30)Forward4,5 Mio.Urestricted
Christian Wood (28)Center2,7 Mio.Spieler-Option (3,0 Mio.)
Cam Reddish (24)Forward2,2 Mio.Spieler-Option (2,5 Mio.)
Jaxson Hayes (23)Center2,2 Mio.Spieler-Option (2,5 Mio.)
Spencer Dinwiddie (31)Guard1,6 Mio.Unrestricted
Max Christie (21)Guard1,7 Mio.Restricted

Während er in der Regular Season noch 41,5 Prozent von draußen traf (dazu 18 PPG), waren es gegen Denver wieder nur magere 32 Prozent. Es sollte eine Priorität der Lakers sein, hier mehr Qualität zu bekommen, leicht wird das aber nicht.

Spieler-Optionen halten zudem Christian Wood, Cam Reddish sowie Jaxson Hayes, die allesamt keine große Rolle spielten. Vor allem Wood enttäuschte erneut auf ganzer Linie und fiel in der Hackordnung sogar hinter Hayes zurück. Reddish war ein Experiment, das nicht aufging: Das Interesse an ihm dürfte gering sein, sodass es nicht auszuschließen ist, dass der 24-Jährige seine Option zieht.

Taurean Prince und Spencer Dinwiddie waren dagegen Teil der Playoff-Rotation, beide könnten die Lakers weiterhin gebrauchen, auch wenn vor allem die Rolle von Prince viel zu groß war. Für das Minimum als achter oder neunter Mann ist er sicherlich brauchbar, während Dinwiddie über den Buyout-Markt zum Team stieß. Mehr als das Minimum werden die Lakers nicht bieten, wenn man mit dem Guard weitermachen möchte.

Los Angeles Lakers: Diese Spieler haben einen Vertrag für 2024/25 (Gehälter in Mio. Dollar)

Spieler (Alter)Position24/2525/2626/2727/28
Anthony Davis (31)Center43,254,358,663,0*
Rui Hachimura (26)Forward17,918,3UFA-
Austin Reaves (26)Guard13,013,914,9*UFA
Gabe Vincent (28)Guard11,011,5UFA-
Jarred Vanderbilt (25)Forward10,711,612,4UFA
Jalen Hood-Schifino (21)GUard3,84,1**6,2**RFA
Maxwell Lews (22)Forward1,92,2***2,4**UFA

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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Was fehlt den Lakers zum Contender-Status?

Wenn man davon ausgeht, dass James auch im kommenden Jahr noch einmal das Lakers-Jersey tragen wird, gibt es drei Baustellen im Kader, die es abzuarbeiten gibt.

  • Die Lakers brauchen einen dynamischen Guard: Dieses Thema begleitet die Lakers nun schon ein ganzes Jahr. Zwar zog niemand mehr Freiwürfe als L.A., dennoch war offensichtlich, dass den Lakers jemand fehlte, der konstant Druck auf den Ring ausüben konnte. Russell ist eher ein Shooter, Reaves ist niemand, der seinen Gegenspieler beständig schlägt und den Abschluss am Ring sucht. So war es meist LeBron, der das übernehmen musste. Im Idealfall kann dieser Guard aber auch noch den besten Guard des Gegners verteidigen, wohl auch deswegen wurde Dejounte Murray im Winter so lange gehandelt.
  • Ein 3-and-D-Wing: Ein solcher Spielertyp fehlte mal wieder. Ham nutzte dafür vor allem Prince - auch aus Mangel an Alternativen. Gemeint ist hier jemand wie zum Beispiel Dorian Finney-Smith, der unauffällig seine Arbeit erledigt. Da solche Spieler aber gefühlt jeder sucht, dürfte es für die Lakers mit ihrer beschränkten Flexibilität nicht ganz einfach werden.
  • Ein verlässlicher Backup für Anthony Davis: Die Playoff-Minuten von Hayes waren ein kleines Abenteuer, andere Optionen gab es für die Lakers aber nicht. Big Men für die zweite Reihe gibt es jeden Sommer in Hülle und Fülle - und doch haben hier die Lakers seit einigen Jahren stets daneben gegriffen (Thomas Bryant, Mo Bamba, Wood, Hayes und, und, und).

Um aber eines klarzustellen: Sollten die Lakers das alles abhaken, macht sie das natürlich nicht sofort zu einem Contender. Vermutlich werden auch nicht alle diese Ziele erreicht, auch weil die Lakers in diesem Sommer wieder vor einer Grundsatzdebatte stehen ...

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Gehen die Lakers im Sommer wieder auf Superstar-Jagd?

... und die lautet: Ein dritter Star an der Seite von LeBron und Davis oder das Zwei-Star-Modell mit mehr Tiefe. Für Letzteres entschieden sich die Lakers im Vorjahr, allerdings war der Kader dann doch nicht so breit wie man dachte, da Spieler wie Reaves, Hachimura oder Russell nicht so konstant agierten wie erhofft.

Dieses Trio (bei Russell muss man wegen seiner Option abwarten) steht nun im Fokus und würde das Herzstück bilden, sollten die Lakers tatsächlich einen weiteren Star in den Kader holen wollen. Im Februar fehlten den Lakers die Picks, um so etwas möglich zu machen, ab dem Draft stehen aber gleich drei First Rounder (2024 oder 2025, 2029 und 2031) zur Verfügung.

Doch wer könnte das sein? Die Lakers werden mit Sicherheit noch einmal mit Atlanta sprechen, hier kommen Murray (die kostengünstige Variante) oder Trae Young (der größere Name) in Frage. Im Idealfall handelt es sich um einen Guard, womöglich könnte auch Donovan Mitchell (Cleveland) ein Thema werden, auch wenn hier andere Teams die Lakers mit Leichtigkeit ausstechen könnten.

Berichten zufolge hält sich vor allem der Name von Young hartnäckig, der Hawks-Star wird zudem von LeBrons Buddy Rich Paul (Klutch Sports) vertreten. Doch kann das wirklich funktionieren? LeBron und Davis werden nicht jünger, es ist unwahrscheinlich, dass beide noch einmal so konstant verfügbar sind. Es wird mal wieder ein Drahtseilakt für GM Pelinka. Womöglich gibt es aber einfach keine gute Lösung, um dieses Lakers-Team noch einmal zu einem ernsten Titelanwärter zu machen.

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