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NBA Playoffs: 5 Fragen zum Aus der Phoenix Suns: War der Trade für Kevin Durant ein Fehler?

Von Robert Arndt
Kevin Durant kam im Februar via Trade aus Brooklyn zu den Phoenix Suns.
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Die Phoenix Suns waren vor den Playoffs einer der Top-Favoriten auf den Titel, nun geht es für Devin Booker und Co. aber erneut nach den Conference Semifinals in den Urlaub. Es wartet eine spannende Offseason auf die Suns, wobei zumindest einer der "Big Four" wohl getradet werden muss.

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Dazu bleibt nach dem Aus gegen die Denver Nuggets die Frage, ob der Trade für Durant im Februar wirklich die richtige Entscheidung war.

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Suns: Warum konnte Phoenix seinen Favoritenstatus nicht bestätigen?

Es endete letztlich wie vor einem Jahr, als die Dallas Mavericks den damaligen Top-Seed in deren eigener Halle bis auf die Knochen blamierten. Auch diesmal schlossen die Suns die Saison mit einer heftigen Pleite ab, allerdings fehlten in Chris Paul und Deandre Ayton gleich zwei Starter verletzt.

Den Suns gingen letztlich die Optionen gegen Denver aus, genau das war eine der Befürchtungen nach dem Trade für Kevin Durant vor gut drei Monaten (dazu später mehr). Aber auch in voller Besetzung unterlagen die Suns in Denver mehr als deutlich, bevor in Spiel 2 Pauls Leiste nicht mehr mitmachte. In den folgenden Heimspielen retteten zwar Devin Booker und Durant Phoenix mit teils legendären Vorstellungen, letztlich deutete sich aber bereits hier schon an, dass dies nicht haltbar war.

NBA Playoffs - Nuggets vs. Suns: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
130. April2.30 UhrDenver NuggetsPhoenix Suns125:107
22. Mai4 UhrDenver NuggetsPhoenix Suns97:87
36. Mai4 UhrPhoenix SunsDenver Nuggets121:114
48. Mai2 UhrPhoenix SunsDenver Nuggets129:124
510. Mai4 UhrDenver NuggetsPhoenix Suns118:102
612. Mai4 UhrPhoenix SunsDenver Nuggets100:125
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Denver bewies dagegen, warum dieses Team über weite Phasen der Saison die Nummer eins der Western Conference war. Die Nuggets hatten mehr Alternativen, waren eingespielter und einfach schwerer auszurechnen. Warnsignale gab es ausreichend für die Suns, auch wenn man mit KD in der Regular Season nur ein Spiel verloren hatte. Selbst mit den L.A. Clippers, welche nicht nur auf Paul George, sondern im Verlauf der Serie auch auf Kawhi Leonard verzichten mussten, taten sich die Suns trotz eines auf dem Papier klaren 4-1 überraschend schwer.

Phoenix war zu dünn besetzt und profitierte vor allem von einem Devin Booker, der lange wie der beste Spieler dieser Playoffs aussah. Dass er aber fast 42 Minuten pro Spiel auf dem Feld stehen musste, war bezeichnend. Fast schon folgerichtig quälte auch Boooker sich im Laufe der Nuggets-Serie mit Knöchelproblemen herum und wirkte in den Spielen 5 und 6 nicht mehr so spritzig.

"Wir brauchen mehr Wiederholungen, damit wir zusammen wachsen können", meinte Durant nach der Serie, der sich im Gegensatz zu Booker den Medien stellte. "Wir haben hier ein gutes Fundament, eine gute Infrastruktur. Darauf können wir aufbauen und diese Serie hoffentlich vergessen machen." Veränderungen schloss aber auch Durant nicht aus.

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Phoenix Suns: War der Trade für Kevin Durant ein Fehler?

Im Nachhinein ist man immer schlauer, doch schon direkt nach dem Trade gab es durchaus kritische Stimmen. Jeder wusste, dass es ein enormes Risiko war, seine komplette Zukunft plus Mikal Bridges sowie Cam Johnson (nicht vergessen: Jae Crowder war auch im Trade) nach Brooklyn für Durant abzugeben. Auf der anderen Seite: Es war verdammt noch mal Kevin Durant, wenn auch fast 35 Jahre alt.

Die Rechnung war simpel. Mit Durant und Booker stehen zwei der besten Scorer der NBA zusammen auf dem Feld, gefüttert von einem der besten Spielmacher der Geschichte in Paul. Dazu ein brauchbarer Center in Ayton plus ein paar Spezialisten. Das hätte reichen können, doch es war auch klar, dass jegliche Verletzung für Phoenix ein riesiges Problem werden würde - und so kam es dann auch.

Das Zweitrunden-Aus in den Playoffs ist enttäuschend, vor allem das Wie hinterlässt erneut einen säuerlichen Nachgeschmack. Auf der anderen Seite sind die Suns nicht weit weg von der Spitze der NBA. Es kann Mut machen, dass diese Truppe vor den Playoffs zusammen nur acht Spiele machte und in Bestbesetzung trotzdem mit jedem Team mithalten konnte.

Gleichzeitig ist es eben nicht gegeben, dass diese Mannschaft fit bleibt. Es ist inzwischen schon ein Gesetz, dass Chris Paul (38) nicht ohne Verletzung durch eine Postseason kommt. Ähnlich sieht es inzwischen bei Durant aus, der letztmals 2018/19 einigermaßen heil auf eine Spielzeit kam, bevor er sich in den Finals so verhängnisvoll verletzte.

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Und doch war Durant 2021 wieder auf dem Höhepunkt seiner Kräfte. Das kann man von den vergangenen zwei Postseasons nicht behaupten: Zum zweiten Mal in Serie wurde KD von einem Star auf der anderen Seite in den Schatten gestellt (2022 war es Tatum, nun Jokic), diesmal war er sogar nicht einmal der beste Spieler im eigenen Team. Das ist ein Problem und kein gutes Zeichen für die Suns.

Wer all seine Draft-Picks (ungeschützt) opfert, der sollte im Gegenzug auch einen Top-5-Spieler erhalten. Das war Durant in Teilen, aber eben zu selten. Sein Spiel wird gut altern, doch Phoenix braucht schnelle Resultate, weil das Titelfenster schon sehr bald wieder geschlossen sein kann, sollte es keine Veränderungen am Kader geben.

Wäre es mit Bridges und Johnson besser gelaufen? Wir werden es nicht erfahren. Gleichzeitig waren die beiden auf der Timeline von Booker, was man von KD und CP3 nicht behaupten kann. Phoenix machte diesen Move, um in dieser Saison Champion zu werden. Das ist nicht gelungen.

Schlimmer noch sind die Nachwirkungen für die Zukunft. Wie wir schon mal bei den Clippers erläuterten, wird das CBA unnachgiebig für Luxury-Tax-Teams - und ein solches sind die Suns. Schon jetzt nähert sich Phoenix dem "Second Apron" von 179,5 Millionen Dollar, welcher besser nicht überschritten werden sollte, da sonst heftige Strafen drohen.

Phoenix Suns: Diese Spieler haben einen Vertrag für 2023/24 (Gehälter in Mio. Dollar)

Spieler (Alter)Position23/2424/2525/2626/27
Kevin Durant (34)Forward47,751,254,7UFA
Devin Booker (26)Guard36,050,154,158,1
Deandre Ayton (24)Center32,534,035,6UFA
Chris Paul (38)Guard30,8***30,0***UFA-
Landry Shamet (26)Guard10,311,0***11,8**UFA
Cameron Payne (28)Guard6,5***UFA--
Ish Wainright (28)Forward1,9**RFA--

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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Phoenix Suns: Wie geht es für Deandre Ayton weiter?

Schon im Vorjahr war es alles andere als sicher, dass Ayton als Restricted Free Agent zurückkehren würde. Der Center war so etwas wie der Sündenbock für die Pleite gegen Dallas und auch in der diesjährigen Nuggets-Serie machte der Big Man von den Bahamas keinen guten Eindruck. In Spiel 4 setzte Coach Williams den früheren Top-Pick wieder auf die Bank, was für große Diskussionen in Arizona sorgte.

Es war berechtigt, da Ayton einmal mehr jegliche Konstanz vermissen ließ. Mal stieg er nicht konsequent zum Dunk hoch, mal ließ er sich am Brett von Jokic übertölpeln. Noch vor zwei Jahren stand Ayton gegen den Serben beim Finals-Run seinen Mann, diesmal hatte der Suns-Center keine Antworten für den zweifachen MVP (wer hat das schon?). Das kann passieren, doch Ayton ließ erneut vollen Einsatz und eine gute Körpersprache vermissen. Das macht ihn wieder zu einem leichten Ziel, erst recht, da die Suns mit diesem dünnen Kader einen guten, aggressiven Ayton dringend gebraucht hätten.

Williams umschiffte die Frage nach seinem Center diesmal geschickt ("Es gibt keinen Sündenbock") und übernahm stattdessen die Verantwortung für die schwache Vorstellung in Spiel 6. Nur am Rande: Mit dem neuen Besitzer Mat Ishbia, der den Durant-Trade forcierte, könnte auch der Stuhl des Coaches bedenklich wackeln. Milwaukee ist das beste Beispiel - auch hier wurde nach einem Besitzerwechsel der Coach vor die Tür gesetzt.

Deandre Ayton: Seine Stats für die Phoenix Suns

SaisonSpieleMINPTSFG%REBBLK
18/197130,716,358,510,30,9
19/203832,518,254,611,51,5
20/216930,714,462,610,51,2
21/225829,517,263,410,20,7
22/236730,418,058,910,00,8
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Bei allen Makeln ist Ayton gleichzeitig das beste verbleibende Asset für Phoenix, um dem Kader mehr Tiefe zu verleihen. Der 24-Jährige hat noch einen Vertrag bis 2026 und kassiert alleine in der kommenden Saison knapp 32,5 Millionen Dollar. Das ist eine Menge Holz für einen unbeständigen Center, aber womöglich gibt es das eine oder andere Team, welches glaubt, bei Ayton die richtigen Knöpfe drücken zu können.

Denn in der Theorie ist Ayton ein durchaus fähiger Spieler, auch für die Playoffs. Er kann offensiv Small Ball bestrafen, hat sich zu einem soliden Verteidiger entwickelt und ist darüber hinaus einer der besseren Rebounder auf seiner Position. Es ist kein Zufall, dass unter anderem Dallas immer wieder als möglicher Abnehmer genannt wird, da die Mavs seine Qualitäten durchaus gebrauchen können. Wenn er sie denn konstant abruft.

In Phoenix war dies nicht mehr der Fall und vieles deutet auf einen Tapetenwechsel im Sommer hin. Der Trade-Wert dürfte nicht allzu hoch sein, doch Phoenix wird nicht darauf aus sein, Picks zu akquirieren. Stattdessen könnte hier die Formel "Weniger ist manchmal mehr" zuschlagen. Die Suns brauchen vor allem Tiefe, sodass ein 2- oder gar 3-für-1-Trade keine schlechte Idee wäre. Dabei ist es fast schon egal, was für Spieler das sind, da Phoenix im Prinzip überall Nachholbedarf hat.

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Phoenix Suns: Sollte man sich von Chris Paul trennen?

Paul hat noch zwei Jahre Vertrag in Phoenix, allerdings ist das kommende Jahr nur in Teilen garantiert (15,8 Mio.) und das letzte Vertragsjahr überhaupt nicht. Aus Suns-Sicht macht es keinen Sinn, CP3 zu entlassen, da man dem "Point God" trotzdem die Hälfte seines Gehalts zahlen müsste und dieser eben auch in einem dünnen Team ein wichtiger Rotationsspieler ist. Sollte CP3 entlassen werden, könnte Phoenix ihn auch nicht adäquat ersetzen.

Wenn, dann würde ein Trade mit einem Trade in Frage kommen, welches das Salär des Guards schlucken könnte und diesen bei Bedarf entlässt (rein hypothetisch zum Beispiel San Antonio, die jede Menge Cap Space haben).

Paul absolvierte in dieser Saison gerade einmal 59 Spiele, wobei 13,9 Zähler im Schnitt so wenige wie noch nie waren. Auch sein Shooting ließ nach, nur in seinen ersten beiden Jahren scorte der 38-Jährige weniger effizient. Dass Phoenix kaum zum Ring kam, lag auch an ihm, weil er seine Gegenspieler nur noch selten im Dribbling schlagen kann und sich fast ausschließlich auf seinen Sprungwurf verlassen muss. Dazu ist Paul weiterhin nur 1,83 Meter groß - und spätestens seit der Dallas-Serie im Vorjahr ist klar, dass CP3 mittlerweile ein klarer Schwachpunkt in der Defense ist.

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Das alles wird in der kommenden Saison vermutlich nicht besser werden. Paul bliebt ein grandioser Stratege, allerdings unterliegt das auch Limitationen. CP3 machte das Spiel der Suns langsam, es wurde viel im Halbfeld agiert, was bei suboptimalen Spacing nicht immer vorteilhaft war. Auch Paul selbst blieb abseits des Balles eher wacklig. Schon immer war CP3 besser aus dem Pullup als als Spotup-Schütze.

Es gibt durchaus Argumente, dass Paul für Phoenix redundant ist, da Phoenix mit Booker und Durant bereits genug Ballhandling hat. Gleichzeitig besteht auch hier die Frage nach dem Gegenwert. Sein Vertrag ist wie angesprochen nicht toxisch und könnte durchaus eingesetzt werden, um einen gewissen Gegenwert zu erzielen.

Chris Paul: Seine Stats für die Phoenix Suns

SaisonSpieleMINPTSFG%3P%ASTSTL
20/217031,416,449,939,58,91,4
21/226532,914,749,331,710,81,9
22/235932,013,944,037,58,91,5
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Phoenix Suns: Was kann man in der Free Agency noch machen?

Wir haben es schon angesprochen, die Suns sind in keiner guten Position. In diesem Draft haben die Suns den 52. Pick, ansonsten gehen die Picks 2023, 2025, 2027 und 2029 nach Brooklyn (alles ungeschützt). Dazu können die Nets 2028 tauschen.

Somit kann Phoenix keinerlei Erstrundenpicks traden, maximal könnten Swaps für 2024 und 2026 angeboten werden. Das ist dünn und auch der Kader bietet wenig Raum zur Verbesserung. Gleich neun Spieler werden Free Agents, wobei Jock Landale, Torrey Craig und T.J. Warren noch am ehesten Kandidaten sind, welche Phoenix behalten möchte/könnte. Hier kurz die Übersicht:

Phoenix Suns: Alle Free Agents in der Übersicht

Speler (Alter)PositionGehalt 22/23Anmerkungen
Darius Bazley (22)Forward2,9Restricted
Bismack Biyombo (30)Center2,9Unrestricted
Torrey Craig (32)Forward5,1Unrestricted
Jock Landale (27)Center1,2Restricted
Damion Lee (30)Guard2,1Unrestricted
Josh Okogie (24)Forward2,0Unrestricted
Terrence Ross (32)Guard0,9Unrestricted
Ish Wainright (28)Forward1,2Team-Option
T.J. Warren (29)Forward2,6Unrestricted

Ansonsten bleiben gerade einmal sieben Spieler, wobei Booker und Durant unantastbar sind und der Vertrag von Cameron Payne nicht garantiert ist. Dazu kommen Paul, Ayton, Landry Shamet und Ish Wainright. Diese sieben alleine verschlingen bereits 165 Millionen Dollar, sodass die Suns mal wieder auf Minimum-Verträge angewiesen sein werden. Wie schwer das ist, mussten nicht zuletzt die Los Angeles Lakers erfahren, die aber gewissermaßen auch als Vorbild für Phoenix gelten könnten.

Auch sie hatten im Prinzip drei fette Verträge sowie jede Menge Minimumspieler und schafften es, durch den Trade von Russell Westbrook mehr Quantität (und auch Qualität) in den Kader zu bringen. Eine ähnliche Aufgabe steht nun auch Suns-GM James Jones ins Haus. Mit Shamet (10,3 Mio.) und Payne (6,5 Mio.) gibt es dazu noch kleinere Trade-Chips, allerdings ist auch ihr Wert begrenzt.

Nach den neuen Regeln wird vermutlich auch die Mini-Midlevel-Exception über 5 Millionen nicht zur Verfügung stehen. Das macht die Sache nicht einfacher, sodass Trades von Ayton und/oder Paul beinahe notwendig wird, um einen einigermaßen breiten Kader bauen zu können.

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