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Argentinische Explosion sorgt für Zerreißprobe

Von Marc-Oliver Robbers
Manu Ginobili zeigte in Spiel 5 eines der besten Playoff-Spiele seiner Karriere
© getty

Manu Ginobilis Leistungsexplosion in Spiel 5 kam gerade zum rechten Zeitpunkt. San Antonios Veränderungen stellten Miami vor große Probleme. Die Heat agierten völlig ideenlos und stehen nun mit dem Rücken zur Wand. Naht das Ende der Big Three?

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Da saß er nun ganz entspannt auf dem Podium bei der Postgame-Pressekonferenz und beantwortete die Fragen der Journalisten. Manu Ginobili hatte soeben eines seiner besten Playoff-Spiele überhaupt abgeliefert. 24 Punkte, 10 Assists. Das war dem Argentinier in der Postseason zuvor noch nicht gelungen.

Als Reaktion auf Miamis Small-Ball-Taktik beorderte Coach Gregg Popovich seinen Veteran erstmals in dieser Saison in die Starting Five und der dankte es mit einer Gala-Vorstellung. Dabei waren es bislang so gar nicht die Finals von Ginobili. In den ersten vier Spielen hatte er gerade einmal 30 Punkte zustande gebracht, bei einer lausigen Quote von 34 Prozent.

Explosion von Ginobili

"Ich war sauer und enttäuscht. Wir spielen in den NBA Finals, es steht 2-2 und ich hatte das Gefühl, dass ich dem Team bislang nicht wirklich helfen konnte. Das war schon frustierend", erklärte Ginobili.

Jetzt also die Explosion. Eine Explosion, die ihm kaum jemand mehr zugetraut hatte. Nur Teamkollege Tony Parker und der schmierte es den Journalisten gleich aufs Brot: "Ich habe euch doch gesagt, dass Manu noch ein großes Spiel haben wird. Ihr wolltet das aber nicht hören."

Der Argentinier war sofort drin in der Partie. "Der erste Wurf war gleich großartig. Manu ist ein großer Teil unseres Spiels. Zusammen mit uns auf dem Feld zu stehen, hilft Manu natürlich, weil die Heat Timmy und mich aggressiv verteidigen. Da bleiben natürlich Lücken für ihn", erklärte Parker.

Und diese Lücken nutzte Ginobili wie in seinen besten Zeiten. Immer wieder penetrierte er in die Zone, schloss dort ab oder aber suchte einen Teamkollegen am Perimeter. "Ich freue mich wirklich total für Manu, aber wir brauchen ihn noch ein weiteres Mal. Wir brauchen einen weiteren Sieg", lobte Tim Duncan. Ginobili nahm Parker eine Menge Aufbauarbeit ab, so dass der Franzose sich aufs Scoring konzentrieren konnte.

Green schnappt sich Allens Rekord

Die Spurs zeigten großartiges Ball-Movement und kamen durch geschicktes Spacing immer wieder zu offenen Würfen am Perimeter und dort war dann meistens Danny Green der Abnehmer. Der Shooting Guard konserviert seine unfassbare Form und traf erneut sechs Dreier. Mit nunmehr 25 Distanztreffern übertraf er den Finals-Rekord von Gegenüber Ray Allen bereits jetzt um drei Dreier. "Ich kann nicht glauben, dass Danny immer noch so freie Würfe bekommt. Sie doppeln immer noch Timmy und mich, wenn Danny dann freisteht, trifft er", wunderte sich Parker über die Verteidigung der Heat.

Green versenkt in der Serie unglaubliche 66 Prozent seiner Distanzwürfe und ist längst zum Topscorer der Spurs avanciert. Mittlerweile wäre es keine große Überraschung mehr, sollte der Rollenspieler beim Titelgewinn auch die Trophäe des Finals MVP in die Höhe stemmen.

Aber das ganze Spurs-Team hatte eine überragende Quote. 60 Prozent aus dem Feld ist ein märchenhafter Wert. "Sie haben alles getroffen. Sie haben in einem hartem Spiel 60 Prozent aus dem Feld getroffen. Das muss man einfach anerkennen", lobte daher auch Dwyane Wade.

Das ist sicher richtig, auf der anderen Seite machte es Miami den Spurs aber auch zu einfach. Mario Chalmers und Norris Cole wurden von Parker und Ginobili an die Wand gespielt. Die Umstellung fruchtete. Durch geschicktes Pick-and-Roll-Spiel forcierte San Antonio immer wieder Mismatches. Parker hatte so häufig Mike Miller im Eins-gegen-Eins vor sich. Ein gefundenes Fressen für den Franzosen.

Einfallslose Heat

Ohnehin scheint das Kurzzeit-Projekt mit Miller als Starter schon wieder gescheitert. Der Dreierspezialist hatte keinen Einfluss auf die Partie. Möglicherweise wird in Spiel 6 wieder Udonis Haslem starten. Eine andere Alternative wäre Ray Allen. Der Veteran fühlte sich scheinbar davon gekitzelt, dass Green ihm seinen Rekord abnahm und lief in der zweiten Halbzeit heiß. Dabei wurde der Ex-Celtic der erste Spieler, der in einem Finalspiel zwei 4-Punkte-Spiele durchbrachte. Allen blieb ohne Fehlversuch von Downtown und könnte mit seiner Treffsicherheit ein wichtiger Faktor in Spiel 6 werden.

Dafür müsste aber das ganze Offensivspiel Miamis ein Upgrade erfahren. Es war teilweise schon erschreckend anzusehen, wie einfallslos der Meister agierte. Bei einer so hochtalentierten Mannschaft kann es nicht sein, dass es die einzige Option ist, Isolation Plays für LeBron James zu fahren. Die Angriffe verlaufen völlig statisch. Wenn die Heat es nicht schaffen, ihr Transition Game aufzuziehen, fehlen einfach die Ideen.

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Und Miamis Superstar hatte in der zweiten Halbzeit große Probleme mit der Verteidigung, die Boris Diaw gegen ihn spielte. Bei acht Würfen wurde James vom französischen Allrounder verteidigt, nur einer davon fand sein Ziel. Die Heat verschenkten zudem ein gutes Spiel von Wade. Der angeschlagene Shooting Guard erzielte 25 Punkte und 10 Assists. Auch Chris Bosh steuerte 16 Punkte bei. Doch die 66 Punkte der Big Three reichten nicht, weil es Miami immer wieder an grundlegenden Dingen mangelt.

Zerreißprobe der Big Three

Und so stehen die Big Three vor einer Zerreißprobe. Das 2010 mit großen Erwartungen gestartete Projekt, könnte bei einer weiteren Finalniederlage schneller beendet sein, als alle in Miami gedacht haben. Das fragile Gebilde der Superstars bröckelt. Nur Erfolge können die Ansammlung der Egos auf Dauer zusammenhalten. Anders die Spurs. Seit der Saison 2002-03 hatte das Team 16-mal die Chance, eine Serie zu beenden. In 14 Fällen gelang das. James und Co. versagten dagegen in den Finals 2011 gegen die Dallas Mavericks in Spiel 6 die Nerven. Am Ende mussten sie den Titel Dirk Nowitzki und den Mavs überlassen.

Auch dieses Mal könnte nach Spiel 6 alles vorbei sein. "Das ist die Ausgangslage, in der wir uns befinden. Das wichtigste Spiel ist nun Spiel 6. Wir dürfen nicht an ein mögliches Spiel 7 denken, wir müssen uns Gedanken um Spiel 6 machen", sagte daher auch James. Die Statistik spricht nicht gerade für die Heat. 27-mal stand es in den Finals 2-2, 20-mal sicherte sich der Gewinner von Spiel 5 auch den Titel.

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