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Popovich: "Das ist eine schlechte Kombination"

Von Philipp Dornhegge
Tony Parker kam gegen Mario Chalmers in Spiel zwei kaum zum Zug, auch Tim Duncan half nicht
© getty

Die Miami Heat verteidigen in Spiel zwei der Finals überragend und erzwingen viele Ballverluste, dazu werfen sich die San Antonio Spurs um Kopf und Kragen. Mario Chalmers avanciert beim 103:84-Sieg (BOXSCORE) zum heimlichen Helden des Meisters, Gregg Popovich nimmt seine Stars in die Pflicht.

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Gegen Ende des dritten Viertels fing das Elend der Spurs an. Es stand 62:61 für San Antonio, LeBron James machte bis dahin ein miserables Spiel und von Dwyane Wade war seit geraumer Zeit nichts mehr zu sehen gewesen.

Doch dann kassierte Danny Green zwei schnelle Fouls, Tony Parker und Manu Ginobili verloren den Ball, Tim Duncan versemmelte einen weiteren machbaren Wurf.

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Die ganzen Unzulänglichkeiten und Missverständnisse im Spiel der Gäste gipfelten in einem Einwurf Ginobilis auf Duncan, den dieser direkt zurück zum Argentinier in die Ecke spielte - nur war Ginobili da schon auf dem Weg zum Korb.

Popovich bedient von Ballverlusten und Fehlwürfen

Der Ball landete im Aus, die beiden Routiniers starrten sich an, irritiert von einem Lapsus, der zwei so erfahrenen Spielern, die so lange zusammen spielen, eigentlich nicht passieren sollte.

"Wenn man ständig den Ball verliert und dazu seine Würfe nicht trifft, dann ist das eine schlechte Kombination", sollte Gregg Popovich in der anschließenden Pressekonferenz sagen.

Ab der 3:49-Minuten-Marke im dritten Viertel erzielten die Spurs aufgrund zahlreicher uncharakteristischer Fehler in 6:50 Minuten mickrige 3 Punkte.

Chalmers bringt Heat auf Kurs

Auf der anderen Seite machte Mario Chalmers in den letzten 3:11 Minuten sechs Punkte und bereitete zwei weitere Field Goals per Assist vor. Unter anderem half er James mit einem einfachen Bodenpass in Richtung Korb, endlich als Scorer seinen Rhythmus zu finden.

Und im vierten Viertel brachen dann endgültig alle Dämme. Die gesamte Mannschaft der Heat lief heiß, angestachelt von einem James, der plötzlich überall war und Pässe verteilte wie einst Magic Johnson.

Was lange Zeit auf einen weiteren Thriller hinauszulaufen schien, war innerhalb kürzester Zeit zu einem Blowout geworden. Die Spurs waren komplett von der Rolle, erst mit der Hereinnahme der allerletzten Reserve beruhigten sich auf Gäste-Seite die Gemüter.

T-Mac schnuppert erstmals Finals-Luft

Cory Joseph, Patty Mills und Matt Bonner schnupperten so noch mal Finals-Luft, selbst Tracy McGrady stand erstmals in seiner Karriere in einem Finalspiel auf dem Court.

Coach Popovich wurde deutlich: "Tim, Manu und Tony waren diejenigen, die heute nur 10 von 33 Würfen getroffen haben. Ich werde einen Teufel tun, der Bank die Schuld an dieser Niederlage zuzuschieben."

In der Tat offenbarten besonders die beiden Backcourt-Spieler riesige Probleme mit dem Ballhandling. Hatten die Spurs in Spiel eins mit insgesamt nur 4 Ballverlusten noch einen Finalsrekord aufgestellt, verlor Parker in dieser Partie allein fünf Mal die Kugel, Ginobili drei Mal.

Ginobili zerstört Spurs-Rhythmus

Speziell der Argentinier wirkte phasenweise, als hätte er wochenlang keinen Ball in der Hand gehabt. Ginobili, sonst einer der abgezocktesten Spieler der Liga, verdribbelte sich bei jedem zweiten Angriff, durchbrach so den Rhythmus der Spurs-Offense und zwang seine Kollegen immer wieder zu schwierigen Notwürfen, als die Shot Clock gen Null lief.

Und selbst wenn er den Ball im Griff hatte, hatte er ihn doch nicht im Griff. Denn seine Pässe waren fast durch die Bank ungenau, sodass seine Kollegen auch dann nicht mit Rhythmus werfen konnten, wenn der Angriff an sich gut lief.

"Nach einem guten Spiel eins will man sich natürlich nicht so präsentieren", war Ginobili selbstkritisch. Parker und Duncan stellten aber auch die famose Defense der Heat in den Fokus: "Sie waren den ganzen Abend sehr aggressiv, haben das Pick'n'Roll und unsere Drives sehr gut verteidigt", so der Franzose.

Chalmers auch in der Defense wichtig

Chalmers avancierte nicht nur wegen seiner 19 Punkte und Clutch Plays in der Offense zum Matchwinner. "Meine Aufgabe war es vor allem, Tony klein zu halten." Der viel gescholtene Point Guard Miamis ist ein oft unterschätzter Verteidiger, dazu erwiesenermaßen einer für die großen Spiele.

Dreimal stand er mit den Heat in den Finals, in 13 Partien hat er dort im Schnitt drei Punkte mehr gemacht als in allen anderen Partien (11,5 Punkte statt 8,4). Und Spiel zwei gegen die Spurs war nicht das erste Mal, dass er sein Team in einer Phase antrieb, als die drei Stars strauchelten.

"Wir hatten San Antonio an der Angel, da habe ich gesagt: Jetzt machen wir sie weg. Man steht ja nicht jeden Tag in den Finals, da will man natürlich das Maximum erreichen", kommentierte Chalmers den 35:9-Lauf, der das Schicksal der Spurs besiegelte und zum 1-1-Ausgleich in den Finals führte.

Green und Leonard erneut stark

Die letztlich deutliche 84:103-Klatsche war insbesondere für Danny Green und Kawhi Leonard bitter. Green erlebte mit 5 Dreiern bei 5 Versuchen und einem Layup gegen James einen perfekten Abend in der Offensive (17 Punkte), zudem verteidigte er Dwyane Wade gut und blockte sogar MVP James.

Leonard, der überwiegend die Verteidigung des Heat-Megastars übernahm, spielte einmal mehr überragende Defense, ließ James kaum zur Entfaltung kommen und setzte sich vor allem im Rebound-Kampf fast immer durch.

Leonard sammelte 14 Rebounds (8 in der Offense) und traf endlich auch seinen ersten Dreier der Finals (9 Punkte).

Die beiden Youngster in San Antonios Starting Five hielten die Spurs mit grandiosen Leistungen im Spiel, viele Journalisten hatten ihre Storyline für Spiel zwei wohl schon im Kopf.

James vs. Splitter: Block des Jahres?

Doch dann trumpften Chalmers und eben doch noch James auf, die vielen Ballverluste der Spurs rächten sich. Aus 17 Ballgewinnnen machten die Heat 19 Punkte, nicht von ungefähr gewann der Champion das Spiel mit - ganz genau - 19 Punkten.

Der viermalige Meister aus Texas hat jetzt drei Heimspiele im AT&T Center und kann - theoretisch - daheim alles klar machen. Doch wer glaubt nach Spiel zwei noch daran, dass es eine klare Sache für die Spurs wird?

Mit seinem spektakulären Block gegen Tiago Splitter, der innerhalb von Sekunden das Twitter-Universum zum Beben brachte, machte James jedenfalls unmissverständlich klar, dass Miami trotz Verletzungsproblemen und vermeintlicher Müdigkeit nicht klein beigeben wird.

Allen: "In einer guten Position"

"Wenigstens werde ich jetzt auch mal in den News vertreten sein", nahm Splitter seine Demütigung immerhin mit Humor. "Ich hatte Platz und wollte einen guten Spielzug vollenden. Aber LeBron ist nun mal ein starker Spieler."

Es ist nun an den Veteranen der Spurs, die richtige Antwort zu geben. Parker war nach Spiel eins noch als MVP der bisherigen Playoffs bezeichnet worden, traf diesmal aber nur 5 von 14 Würfen. Duncan machte das schlechteste Spiel seiner Finals-Karriere (3/13 FG, 9 Punkte). Und Ginobili fiel nur durch chaotischen "Spielaufbau" auf.

Auf alle drei wird es in Spiel drei ankommen. Das Passspiel muss sauberer sein, die Raumaufteilung besser und die Balance zwischen Inside- und Outside-Game optimiert werden.

Ray Allen sagt jedoch: "Wir wissen auch, wie wichtig diese Partie ist. Wenn wir uns an unseren Gameplan halten, sehe ich uns in einer guten Position."

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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