French-Open-Panel: "Dafür kommt man in die Hölle!"

Von Florian Regelmann, Stefan Petri, Jannik Schneider, Lukas Zahrer
Rafael Nadal
© imago images / Panoramic International

Am Sonntag beginnen die French Open (live im Eurosport-Channel auf DAZN). Aufgrund der Corona-Pandemie findet Roland Garros diesmal als letztes Grand Slam des Jahres statt - vor fast leeren Rängen. Ist Rafael Nadal unter diesen Umständen zu schlagen? Novak Djokovic oder Dominic Thiem: Wer hat die besseren Karten? Was ist mit Alexander Zverev? Und wen muss man bei den Damen auf der Rechnung haben?

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Die SPOX-Redakteure Florian Regelmann und Stefan Petri diskutieren im Panel mit Jannik Schneider (u.a. Sportschau, ZEIT, Telegraph) und Lukas Zahrer (Der Standard) die wichtigsten Fragen und geben Prognosen ab.

Rückenwind aus New York: Diesmal schlägt Thiem auch Nadal

Florian Regelmann: Es ist verboten, in Paris gegen Nadal zu tippen. Es ist verboten. Es geht nicht. Man macht das einfach nicht! Dafür kommt man in die Hölle! Ja, die Bedingungen werden nicht so auf Nadal zugeschnitten sein wie sonst, aber wir wissen doch alle, dass er sich in den letzten Monaten top vorbereitet hat und in Paris voll da sein wird. Ich bin mir da viel unsicherer, wie Thiem nach dem großen Triumph auftreten wird. Man denkt immer so leicht, dass ihn das ja so beflügeln müsste und auf gewisse Weise tut es das auch sicher, aber keiner kann sagen, wie er den Wahnsinn mit dem Finale und allem, was danach kam, verdaut hat. Und seine Auslosung ist übel. Ich bin mir sicher, dass Thiem weitere Slams gewinnen wird, aber jetzt in Paris habe ich bei allen Unwägbarkeiten dann doch wieder mehr Vertrauen in Nadal.

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Lukas Zahrer: Sein Ex-Coach Günter Bresnik meint, Thiem brauche 30 Minuten, um sich von Hartplatz- auf Sandplatztennis einzustellen. Er spielte kein Vorbereitungsturnier, doch das dürfte ihn kaum stören, weil er praktisch auf Sand aufgewachsen ist. Thiem sagte selbst bei seiner Rückkehr nach Österreich, dass er gespannt darauf ist, wie er mental mit seinem Erfolg umgeht. Sein Lebensziel Grand-Slam-Titel hat er in New York erreicht. Wie Flo sagt: Bei ihm ist man dazu geneigt zu sagen, dass ihm der Erfolg Flügeln verleiht. Fällt er stattdessen in ein mentales Loch? Wenn er vor dem Duell mit Nadal nicht zu viele Körner lässt, sage ich: Diesmal schlägt Thiem Nadal.

Jannik Schneider: Es ist ein riesengroßer Vorteil für ihn, ein Major gewonnen zu haben - mit fünf großen Ausrufezeichen! Für Thiem war das ein Meilenstein, in der öffentlichen Betrachtung, aber auch im Ansehen der Spieler untereinander. Ich bin gespannt darauf, wie sich die Bedingungen auswirken werden: Bei warmen Temperaturen im Frühsommer springt der Ball höher ab und nimmt mehr Spin auf. So ist Thiems Spiel am gefährlichsten, das gilt übrigens auch für Nadal. Nun soll es aber kalt und regnerisch werden, abends wird unter Flutlicht gespielt. Was dann passieren kann, hat man bei Nadal gegen Schwartzman gesehen. Thiem ist erster Herausforderer, würde aber diesmal schon im Halbfinale auf Nadal treffen. Wir alle wissen, wie exorbitant schwer es ist, dem in seinem Wohnzimmer in Paris drei Sätze abzunehmen. Ich glaube nicht daran, dass überhaupt irgendjemand Nadal in Paris über Best-of-Five schlagen kann. Es ist erst zweimal passiert - ein drittes Mal sehen wir es nicht.

Stefan Petri: Abwarten, Jannik! Nadal hat 2009 gegen Söderling verloren, 2015 gegen Djokovic. Es wäre eigentlich mal wieder an der Zeit. Für ihn spricht, dass er sich monatelang auf Sand vorbereiten konnte. Gegen ihn sprechen die Bedingungen, und die Niederlage gegen Schwartzman hat mich schon überrascht. Trotzdem sehe ich ihn wieder im Finale, denn Thiem wird nach den US Open schlicht und ergreifend mental erschöpft sein - und am kühlen Boden und den schweren Bällen ebenfalls zu knabbern haben. Die dritte Runde gegen Casper Ruud - das wird ganz tricky! Rafa wird dagegen relativ ungefährdet ins Halbfinale und dann auch ins Finale spazieren. Aber das Turnier gewinnen wird er dieses Jahr nicht.