French-Open-Panel: "Dafür kommt man in die Hölle!"

Von Florian Regelmann, Stefan Petri, Jannik Schneider, Lukas Zahrer
Rafael Nadal
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Am meisten freue ich mich auf ...

Stefan Petri: "... die Fans auf den Tribünen", wollte ich eigentlich sagen. Über die letzten sechs Monate hat man sich ja an so einiges gewöhnt, aber in den letzten Runden der US Open traf es mich plötzlich: Unfassbare Punkte, Fünfsatzdramen, spektakuläre Wendungen - und dann. Stille. Ich habe mich richtig auf das Publikum in Paris gefreut. Hoffentlich machen die paar hundert Fans im Chatrier trotzdem Krach. Jetzt freue ich mich eben auf: das Erstrundenmatch Murray vs. Wawrinka - viele Stoppbälle - die Tennisspielerin(!) Eugenie Bouchard - ein Finale Djokovic vs. Nadal. Und das innere Kind in mir freut sich darauf, dass die Referees bei 15:0 wieder "Käse Sirup" sagen. Hihi.

Jannik Schneider: Dopingkontrollen. (lacht) Aufgrund der Pandemie haben die nationalen Antidoping-Agenturen fast alle wenig bis gar nicht getestet, auch die ITF hat bis kurz vor den US Open keine Tests durchgeführt. Der eine oder andere unbekanntere Spieler hat sehr stark an Muskeln zugelegt, das kann man auf Fotos sehen. Jetzt wird zwar wieder getestet, aber bei Turnieren rechnet man natürlich damit. Ein Top-100-Spieler verriet mir bei den French Open 2019, dass alle Akteure vor dem Turnier darüber informiert wurden, dass es Bluttests geben wird. Nun ja, zumindest gibt es jetzt überhaupt wieder Tests und Normalität kehrt ein - potenzielle Betrüger sollten sich nicht zu sicher fühlen. Abgesehen davon freue ich mich, dass in so kurzer Zeit überhaupt ein zweites Grand Slam stattfinden kann, dass Nadal mal ein bisschen mehr gefordert sein wird und wir vielleicht ein offeneres Feld haben werden. Und als freier Journalist freue ich mich, weil ich natürlich von Livesport abhängig bin.

Lukas Zahrer: Manche finden es öde. Mir gefällt das dreckige Tennis, das Herauskratzen der Bälle, das Drama durch versprungene Bälle. Schön, dass wir in diesem Jahr noch eine Sandplatzsaison bekommen. Und schön, dass Stan Wawrinka auch dabei ist. Seine Rückhand habe ich vermisst. Hoffentlich geht alles sicher über die Bühne.

Stefanos Tsitsipas
© imago images / Baering
Stefanos Tsitsipas

Florian Regelmann: Auf Benoit Paire. So wie in jedem Turnier. Im Ernst: Ich freue mich am meisten auf Stefanos Tsitsipas. Seine Niederlage bei den US Open gegen Borna Coric war so unglaublich furchtbar. Das war wieder so ein Tsitsipas-Match, bei dem die Dämonen in seinem Kopf Freigang hatten. Völlig irre. Und nur mal so: Gewinnt Tsitsipas das gegen Coric, bin ich mir ziemlich sicher, dass er im Viertelfinale gegen Zverev gewonnen hätte, so wie er das meistens gegen Zverev tut. Und dann hätten wir eine völlig andere US-Open-Story bekommen. Ich bin relativ begeistert, wie sich Tsitsipas aktuell in Hamburg präsentiert und dass er - mental - wieder in der Spur zu sein scheint. Ich bin sehr gespannt, was er in Paris macht. Tsitsipas vs. Shapovalov im Achtelfinale könnte ein unfassbares Match werden.