French-Open-Panel: "Dafür kommt man in die Hölle!"

Von Florian Regelmann, Stefan Petri, Jannik Schneider, Lukas Zahrer
Rafael Nadal
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Das Viertelfinale findet ohne deutsche Beteiligung statt

Lukas Zahrer: Ihr Deutschen habt doch genügend Asse im Ärmel, sodass das nicht passiert. Aber Struffi muss dafür höchstwahrscheinlich an einem Top-10-Spieler vorbei, das ist ihm im Best-of-Five-Format noch nie gelungen. Kerber und Görges haben vier Siege am Stück immer in sich. Zverev ist der Wackelkandidat, dieses verlorene Finale kann zum Trauma werden. Ich sag es anders: Seine "Yips" beim zweiten Aufschlag werden sich nach den US Open nicht in Luft auflösen. Ich verspüre bei Zverev ab und zu sogar Mitleid und würde ihm einen weiteren Lauf bei einem Grand Slam wünschen.

Florian Regelmann: Ich sage: Ja. Die einzigen Kandidaten für einen Viertelfinaleinzug sind ja Angelique Kerber und Alexander Zverev. Ich mag Struffi sehr und irgendwie hätte er das schon mal drauf, er kann ja dieses Mal tatsächlich erst im Viertelfinale auf Djokovic treffen. Aber kommt er an Berrettini vorbei? Ich sage: eher nein, knapp, aber nein. Für Kerber spricht ein ganz gutes Draw, aber mir fehlt wirklich komplett die Fantasie, warum sie so weit kommen sollte. Spätestens im Achtelfinale ist Schluss. Bleibt Zverev ... Was dafür spricht, dass er wieder weit kommt: Er ist wirklich ein absolut beeindruckender Beißer. Ein richtig krasser Grinder, der sich zwar hier und da gerade in den frühen Runden einen abbricht, auch mental in Form seines zweiten Aufschlags, aber halt trotzdem immer und immer wieder durchkommt - das ist eine große Qualität und das imponiert mir sehr. Aber ich bin mir unsicher, wie gut er die mit Abstand schlimmste Niederlage seines Lebens in so wenigen Wochen abgeschüttelt hat und ob er wirklich schon wieder bereit ist für eine lange beschwerliche Reise durch ein so schwieriges Turnier. Und: Er ist bei allem Hype dank des Fast-Triumphs in NY einfach trotzdem noch nicht so stabil, als dass man sicher sagen kann, dass er ins Viertelfinale kommt. Wäre das Stadion voll mit Franzosen, könnte schon eine zweite Runde gegen Herbert sehr tricky werden, vielleicht wird sie es auch so. Ich tippe am Ende des Tages auf ein Achtelfinal-Aus.

Stefan Petri: Niemand würde die Bohnenstange Zverev mit einem Sandplatzwühler verwechseln. Aber: Er hat 2018 und 2019 jeweils das Viertelfinale von Roland Garros erreicht, das waren bis zu diesem Jahr seine besten Grand-Slam-Ergebnisse. Sascha kann Asche! Die ersten drei Runden hat er drin, dann aber Goffin oder vielleicht sogar Jannik Sinner? Das wird eng, und bei Nadal ist sowieso Schluss. Für Köpfer und Struffi ist in Runde drei Endstation. Aber bei Angie Kerber sehe ich durchaus Potenzial: Ein langsamer, schwerer Belag, auf dem sie sich schön eingraben kann - ich glaube, da ist sogar das Halbfinale drin!

Alexander Zverev
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Alexander Zverev

Jannik Schneider: Bei den Herren gibt es erst einmal das Problem, dass wir nur fünf deutsche Herren im Hauptfeld haben, schwächer war der DTB zuletzt 2007 (3). Bei Zverev wird es darauf ankommen, wie er die Finalniederlage mental abgehakt hat. Nach dem, was ich so höre, ist das verarbeitet, er hat mit Trainer David Ferrer in Monte Carlo gut trainiert. Aber er kommt ohne Matchpraxis nach Paris und ist als langsamer Starter bekannt, weshalb die ersten Runden durchaus eine Qual werden könnten. Dennoch: Er kann und wird das Viertelfinale erreichen - da wartet dann allerdings Rafa Nadal. Struff und Köpfer werden nicht so weit kommen. Bei den Damen können eigentlich nur Kerber, Siegemund und Görges, die zuletzt auch verletzt war, die Kohlen aus dem Feuer holen. Angie hat eine gute Auslosung erwischt, würde aber im Achtelfinale auf Petra Kvitova treffen, da ist dann Endstation. Man darf nicht vergessen: Es ist gerade eine schwere Zeit. Yannick Hanfmann etwa hat lieber eine Wildcard in Hamburg angenommen, statt die French-Open-Quali zu spielen. Da sieht man, dass es momentan aufgrund der schweren Zeiten vor allem auf finanzielle Sicherheit ankommt.