Dirk in der PowerPoint-Präsentation

Die DBB-Auswahl qualifizierte sich als Gruppenzweiter für die EM 2015
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Der Bundestrainer: Der nicht mehr nette Herr Mutapcic

So seltsam die teils miserablen Leistungen der Nationalspieler einem vorkamen - am verwunderlichsten war die Außendarstellung des Interims-Bundestrainers Emir "Muki" Mutapcic. Die Meinungen in der Basketball-Szene über ihn sind konsistent: Mutapcic ist einer der klügsten Basketball-Experten des Landes, dem jedoch im Miteinander die Härte und Konsequenz abgeht, obwohl diese Eigenschaften auf absolutem Topniveau unabdingbar sind.

Daher hatte es kaum jemanden erstaunt, als er trotz seiner Erfolge als Head Coach (dreimal Meister und zweimal Pokalsieger mit Berlin) letzte Saison als Assistent unter Svetislav Pesic, dem Urtypus des Alpha-Trainers, zusagte.

Um das Urteil des allzu netten Basketball-Pädagogen zu revidieren, gab er sich als Bundestrainer so bärbeißig und unbequem wie nie - und überzog es mit seiner Litanei. Erst griff er verbal nur den aussortierten Tim Ohlbrecht an ("Den habe ich 15 Mal angerufen und er hat nicht geantwortet"), weil dieser zu sehr auf seine Klub-Karriere achten würde. Spätestens, als Mutapcic diesen Vorwurf generalisierte auf alle Nationalspieler mit NBA-Ambitionen, lag die Vermutung nahe, dass ihm die "Summer League"-Debatte als Erklärung für die schwachen Leistungen gelegen kam. Anders ist es schwierig zu verstehen, warum Mutapcic derart deutliche Worte fand, und diese so oft wiederholte.

Der pausierende Günther widersprach dem Bundestrainer und verteidigte über seine Facebook-Seite vehement die Summer-League-Teilnahme der Nationalspieler. Viele Spieler und deren Berater stimmten Günther hinter vorgehaltener Hand voll zu.

Umso unverständlicher, dass der sonst als besonnen geltende Mutapcic seine Spieler an den Pranger stellte. Man kann nur spekulieren, was sich Spieler wie Theis, Harris, Giffey, Barthel und speziell Ohlbrecht gedacht haben müssen, als sie die Worte des Trainers lasen.

Zumal Mutapcic selbst wissen müsste, dass die Bundestrainer-Zauderei des DBB die Sommerplanungen der Nationalspieler massiv erschwert hatte. Der Verband betont zwar immer wieder, dass es keine negativen Auswirkungen gehabt hat, dass Frank Menz nach dem EM-Aus im Herbst 2013 weiter im Amt blieb und erst Mitte Mai 2014 degradiert wurde, obwohl jeder wusste, dass Menz nicht tragbar ist. Weil der DBB sich nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte, fehlte den Spielern und deren Beratern bis zum Ende der Klub-Saison eben der Bundestrainer, mit dem über Termine und die Gründe hinter der Summer-League-Teilnahme hätte gesprochen werden können.

Aber auch in der taktischen Arbeit, der Stärke von Mutapcic, waren einige Maßnahmen unglücklich. Dass wegen den unterschiedlichen Einstiegsterminen der Nationalspieler die Vorbereitung nicht ideal durchgeführt werden konnte, ist ihm nicht anzulasten. Wobei es zumindest diskussionswürdig ist, warum er trotz fehlender Abläufe auf eine derart große Rotation von 10 bis 11 Mann setzte, statt auf eine eher konservative Rotation mit 8 bis 9 Spielern zu vertrauen. Natürlich hing das mit der Formschwäche Einzelner zusammen (Staiger, Seiferth), dennoch war der Umfang der eingesetzten Spieler - vorsichtig formuliert - erstaunlich. Es war augenscheinlich, dass den Spielern in vielen Lineups, die so vorher nie gespielt wurden, die Sicherheit abging.

Wie immer der DBB die EM-Quali bewertet: Ein Bekenntnis, wie es mit Mutapcic weitergeht, wurde noch nicht abgegeben. Nach der unglückseligen Trennung von Menz müsste es ausgeschlossen sein, dass der DBB wieder mehrere Monate vergehen lässt, bis man sich zu einem Beschluss durchringt. Andererseits: Bleibt dem DBB eventuell nichts anderes übrig, als im Ungewissen zu verharren, weil die Optionen fehlen?

Zwar willigte die BBL ein, das Verbot der Doppelfunktion aufzuweichen, sodass ein Klub-Head-Coach eine Nachwuchs-Nationalmannschaft (wie Henrik Rödl die A2) oder ein Klub-Assistenz-Coach die A-Nationalmannschaft (wie eben Mutapcic in diesem Sommer) trainieren kann.

Eine komplette Abschaffung der Doppelfunktions-Regelung, damit ein Svetislav Pesic als Bundestrainer zurückkehren könnte, ist unter BBL-Geschäftsführer Jan Pommer nur schwer vorstellbar. Dafür müsste er sich von seinen früheren Aussagen zu weit distanzieren. Entsprechend rar sind die weiteren Alternativen für den DBB, zumal dieser nicht zu den finanzstärksten Basketball-Verbänden gehört.

Dirk Bauermann und der DBB scheinen gleichermaßen wenig gewillt, erneut zueinanderzufinden. Bliebe eventuell Bambergs ehemaliger Meistercoach Chris Fleming. Nicht erst seit der Ernennung seiner ehemaligen Co-Trainer Arne Woltmann und Ralf Rehberger in Mutapcics Coaching Staff gibt es Vermutungen. Andererseits, so heißt es, ist Fleming zurückhaltend, da ihm die politischen Ränkespiele eines Sport-Verbands nicht behagen.

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