FC Bayern München: Wie schlugen sich die bisherigen Transfer-Neuzugänge aus England?

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Auf der Suche nach Verstärkungen schaut sich der FC Bayern München aktuell besonders intensiv in der englischen Premier League um. Stürmer Harry Kane von Tottenham Hotspur und Verteidiger Kyle Walker von Manchester City gelten als absolute Wunschspieler - auch am letztlich zum FC Arsenal gewechselten Declan Rice bestand Interesse. Welche Erfahrungswerte hat der FC Bayern mit England-Importen?

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Bisher wechselten acht Spieler direkt aus England nach München - darunter teure Flops und ein Volltreffer. Ein Überblick.

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FC Bayern, Transfers aus England: Alan McInally (1989)

1989 bediente sich der FC Bayern erstmals in England: Für umgerechnet 1,65 Millionen Euro kam der schottische Stürmer Alan McInally von Aston Villa. Gemeinsam mit dem ebenfalls neu verpflichteten Serben Radmilo Mihailovic sollte er das Münchner Angriffsspiel auf eine neue Ebene heben. Tatsächlich feierten "Mic und Mac" bei einem Sieg gegen den damals imposanten 1. FC Nürnberg ein berauschendes Bundesliga-Debüt, beide trafen. Ärgerlicherweise war das aber auch schon der Höhepunkt.

McInally schloss seine erste Saison immerhin mit zehn Treffern und dem Meistertitel ab. Auch verletzungsbedingt sollten in den darauffolgenden beiden Jahren wettbewerbsübergreifend nur noch 13 Pflichtspieleinsätze und zwei Treffer folgen. Ablösefrei kehrte der damals erst 30-Jährige anschließend in seine schottische Heimat zum FC Kilmarnock zurück.

Später arbeitete McInally zeitweise als Scout für den FC Bayern (entdeckte Spieler sind aber keine bekannt). Mittlerweile ist er als Kommentator für echte (TV) und fiktive (Videospiel FIFA) Fußballspiele tätig.

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FC Bayern, Transfers aus England: Jürgen Klinsmann (1995)

Sechs Jahre vergingen, ehe es der FC Bayern wieder wagte: Der nächste England-Import war aber immerhin deutschsprachig. Nach einem Jahr bei Tottenham Hotspur wechselte der Schwabe Jürgen Klinsmann 1995 für umgerechnet 1,4 Millionen Euro zum FC Bayern und engagierte sich daraufhin entscheidend bei der Entwicklung des FC Hollywood.

Der Stürmer avancierte zu einem der wichtigsten Charaktere der filmreifen Reality-Soap, die sich damals an der Säbener Straße zutrug. Legendär unter anderem seine stetigen Scharmützel mit Lothar Matthäus und sein Tritt in die Werbetonne. Trotz aller Ablenkungen war Klinsmanns Ausbeute beachtlich: In zwei Jahren schoss er 48 Tore, gewann den Meistertitel und den UEFA-Cup.

Weniger erfolgreich war seine Rückkehr als Trainer: Obwohl Klinsmann den FC Bayern in der Saison 2008/09 abseits des Platzes in die Moderne führte, wurde er nach etlichen herben Pleiten gemeinsam mit seinen Buddhas noch vor Ablauf der Spielzeit titellos vom Hof gejagt.

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FC Bayern, Transfers aus England: Jérôme Boateng (2011)

Wie zuvor Klinsmann war mit Jérôme Boateng auch der dritte England-Import deutscher Staatsbürger. Für den damals 22-Jährigen Innenverteidiger zahlte der FC Bayern 2011 läppische 13,5 Millionen Euro an Manchester City. Volltreffer! Boateng war jahrelang eine Schlüsselfigur in der Münchner Abwehr, gewann 2013 und 2020 das Triple, ehe er 2021 ablösefrei zu Olympique Lyon wechselte.

Geprägt waren Boatengs zehn Jahre im Klub nicht nur von herausragenden sportlichen Leistungen - ach, diese genialen Diagonalpässe! - sondern auch von einer Grundskepsis der konservativen Klubbosse ihm gegenüber. Mit Boatengs extravagantem "Lifestyle" wussten sie nicht wirklich viel anzufangen: Boateng solle doch bitte wieder "back to earth" kommen, forderte Karl-Heinz Rummenigge einmal öffentlichkeitswirksam.

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FC Bayern, Transfers aus England: Pepe Reina (2014)

Als der FC Bayern 2014 einen Ersatzmann für den unantastbaren Stammkeeper Manuel Neuer suchte, ließ Trainer Pep Guardiola kurzerhand seine Barça-Connections spielen. Überraschend lotste er den 31-jährigen Routinier Pepe Reina für drei Millionen Euro vom FC Liverpool nach München. Wie Guardiola entstammt Reina La Masia, der legendären Talentschmiede des FC Barcelona.

Seine Fähigkeiten durfte Reina in München aber kaum zeigen, insgesamt absolvierte er lediglich 193 Pflichtspielminuten. Das reichte aber immerhin für einen Platzverweis. Nach nur einer Saison zog er zur SSC Neapel weiter und gab dort für ein paar Jährchen den Stammkeeper. Ob seines üppigen Gehalts von kolportierten 4,5 Millionen Euro sowie diversen Prämienzahlungen ging Reina beim FC Bayern als einer der teuersten Dauerreservisten in die Geschichte ein.

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FC Bayern, Transfers aus England: Leroy Sané (2020)

Ähnlich wie aktuell bei Kane verkam der Poker um Leroy Sané einst ebenfalls zu einer monatelangen Transfer-Saga. Bereits 2019 wollte der FC Bayern den jungen Flügelstürmer von Manchester City zurück nach Deutschland holen - doch dann zog der sich beim Supercup einen Kreuzbandriss zu. Es folgten viele Reha-Einheiten und noch mehr Spekulationen, ehe Sané im Jahr darauf für 49 Millionen Euro doch noch nach München wechselte. Somit für etwas weniger Ablöse, als City einst an den FC Schalke 04 überwiesen hatte.

Bei Sanés Debüt ging es - ausgerechnet! - gegen seinen Jugendklub Schalke. Das Zusammenspiel mit seinem neuen Flügel-Partner Serge Gnabry funktionierte blendend. Beide glänzten sie beim spektakulären 8:0-Sieg und weckten als "Sabry", wie manche schnell dichteten, Erinnerungen an "Mic und Mac". Ein derartiger Absturz blieb Sané und Gnabry zwar erspart, von "Sabry" hörte man aber dennoch nie mehr wieder irgendwas.

Sané war in seinen bisher drei Jahren in München zumeist gesetzt, litt dabei aber unter Formschwankungen und avancierte wegen seiner vermeintlich laschen Körpersprache bei vielen Fans zum Lieblings-Sündenbock.

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FC Bayern, Transfers aus England: Omar Richards (2021)

Als der FC Bayern 2021 den damals 23-jährigen Linksverteidiger Omar Richards ablösefrei vom englischen Zweitligisten FC Reading verpflichtete, fragte sich der gemeine Fußball-Interessent ja schon: Warum hat ihn eigentlich bis dahin niemand entdeckt? Vermutlich weil Richards ungefähr dort spielte, wo er leistungstechnisch einzuordnen ist.

Beim FC Bayern kam der Engländer nicht über vereinzelte Kurzeinsätze hinaus. Nach nur einem Jahr zog er zu Nottingham Forest weiter, immerhin für die stattliche Ablösesumme von 8,5 Millionen Euro. Aufgrund eines Beinbruchs absolvierte er für seinen neuen Klub aber bis heute kein einziges Pflichtspiel.

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FC Bayern, Transfers aus England: Sadio Mané (2022)

Im vergangenen Sommer als absoluter Königstransfer gefeiert, floppte Sadio Mané in beachtlicher Manier. Nach einem vielversprechenden Start verletzte sich der senegalesische Stürmer im November und fand nach Genesung in der Rückrunde nie mehr zu seiner Form zurück. Tiefpunkt war seine tätliche Attacke gegen Mitspieler Sané.

Nur ein Jahr nachdem der FC Bayern für Mané 32 Millionen Euro an den FC Liverpool überwiesen hatte, suchen die Münchner händeringend nach einem Abnehmer. Trainer Thomas Tuchel machte ihm zuletzt kaum Hoffnungen auf Einsatzzeiten, angeblich besteht Interesse von Klubs aus Saudi-Arabien.

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FC Bayern, Transfers aus England: João Cancelo (2023)

Auch die Verpflichtung von João Cancelo galt im vergangenen Winter als Coup, gänzlich zufriedenstellend verlief die halbjährige Leihe dann aber nicht. Nachdem Cancelo bei Manchester City seinen Stammplatz verloren hatte, war er auch in München nicht unumstritten gesetzt. Seine fußballerischen Qualitäten blitzten zwar gelegentlich auf, der Außenverteidiger präsentierte sich aber insgesamt zu schwankend.

Die Kaufoption in Höhe von 70 Millionen Euro zog der FC Bayern nach Ablauf der Leihe nicht. Aktuell befindet sich der 29-jährige Portugiese auf Klubsuche. Als Favorit auf eine Verpflichtung gilt der FC Barcelona.

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