Noch zwei Siege bis zum Finale: Die EM befindet sich in der heißen Phase, das Viertelfinale steht vor der Tür! Mit dabei sind auch noch zahlreiche Spieler des FC Bayern München.
Von den insgesamt zehn Profis des deutschen Rekordmeisters haben gleich neun die Chance, den Pokal am Ende in die Höhe zu stemmen. Am besten vertreten ist freilich noch der Deutschland-Block mit fünf FCB-Stars.
Lediglich Konrad Laimer hat die Segel bereits streichen müssen. Mit Österreich scheiterte er im Achtelfinale dramatisch an der Türkei.
Doch welche Münchner haben bis hierhin überzeugt? Und wer enttäuschte? SPOX gibt einen Überblick.
FC Bayern München: Manuel Neuer (Torhüter, Deutschland)
- 4 Spiele, 2 Gegentore, 2 weiße Westen
Nach seinen unglücklichen Auftritten im Champions-League-Halbfinale, Bundesliga-Finale und den Testspielen vor der EM stand Neuer sportlich in der Kritik wie vielleicht noch nie zuvor in seiner langen Karriere. Die Rufe nach Marc-André ter Stegen lauter denn je. Davon blieb er jedoch völlig unbeeindruckt!
Neuer hat seine Kritiker verstummen lassen, wenn nicht sogar regelrecht gekontert. Der Bayern-Kapitän spielt ein bislang fehlerfreies Turnier und rettete seine Vorderleute schon mit der ein oder anderen Glanzparade. Wie zum Beispiel gegen Ungarn.
Nebenbei ist die ewige Nummer eins noch zum Rekordtorhüter der EM-Geschichte aufgestiegen. Gegen Spanien am Freitag wird der 38-Jährige bereits sein 20. Spiel bei einer Europameisterschaft bestreiten.
FC Bayern München: Joshua Kimmich (Rechtsverteidiger, Deutschland)
- 4 Spiele, 0 Tore, 1 Assist
Im Laufe der vergangenen Saison war bei weitem nicht immer sicher, dass Kimmich bei der EM einen Stammplatz haben wird. Seit seiner Umpositionierung auf die rechte Abwehrseite im Verein und für Deutschland steigerte sich der 29-Jährige aber wieder deutlich.
Kimmich spielt ein grundsolides Turnier, leistete sich kaum Fehler und überzeugt mit einem guten Stellungsspiel. Das wird er gegen die pfeilschnellen Flügelspieler der Spanier auch brauchen - ein für ihn womöglich zukunftsweisendes Spiel.
Besteht Kimmich diesen Härtetest, kann ihm so schnell keiner mehr etwas. Schon jetzt drehen sich die Debatten um den Führungsspieler kaum noch ums Sportliche. Einerseits, weil er das Corona-Fass nochmal selbst aufmachte und andererseits, weil seine Zukunft in München weiterhin völlig unklar ist.
Angeblich wollen die Bayern den 2025 auslaufenden Vertrag nur verlängern, wenn Kimmich einer deutlichen Gehaltskürzung zustimmt. Andernfalls droht nach der kommenden Saison ein ablösefreier Abgang, womöglich wechselt er auch schon im Sommer.
FC Bayern München: Leroy Sané (Flügelspieler, Deutschland)
- 4 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
Es ist noch nicht die EM von Sané! In den ersten drei Partien musste sich der Flügelspieler mit einem Bankplatz zufriedengeben, weil Bundestrainer Julian Nagelsmann auf ein System mit zwei Zehnern (Jamal Musiala und Florian Wirtz) setzte. Die offensive Zentrale gehört Kapitän Ilkay Gündogan.
Im Achtelfinale beorderte Nagelsmann dann Sané erstmals in die Startelf. Es folgte - wie auch bei den drei Einwechslungen zuvor - ein bemühter, aber alles in allem unglücklicher Auftritt.
Es wäre überraschend, wenn Sané gegen Spanien eine zweite Chance von Beginn an bekommt. So ist und bleibt er der bislang größte Verlierer bei Deutschland.
FC Bayern München: Jamal Musiala (Offensiver Mittelfeldspieler, Deutschland)
- 4 Spiele, 3 Tore, 0 Assists
Spricht man über die bislang besten Spieler des Turniers, muss Musiala eigentlich innerhalb der ersten drei Namen genannt werden. Der Bayern-Youngster ist der mit Abstand beständigste Offensivspieler der deutschen Nationalmannschaft.
Selbst Wirtz kommt nach seiner überragenden Saison für Meister Bayer Leverkusen nicht annähernd an die bisherigen Leistungen Musialas heran.
Der 21-Jährige präsentiert sich nicht nur so torgefährlich wie noch nie für das DFB-Team, sondern überzeugt auch als Kreativposten und im Dribbling. Dementsprechend hoch sind für das Spanien-Spiel aber auch die Erwartungen an ihn.
FC Bayern München: Thomas Müller (Stürmer, Deutschland)
- 1 Spiel, 0 Tore, 1 Vorlage
Müller fliegt bei dieser EM ziemlich unter dem Radar, findet sich mit seiner Rolle als Nebendarsteller bestens zurecht. Kein Meckern, stattdessen dürfte er der Mannschaft mit seiner Erfahrung und als Stimmungsmacher anderweitig helfen.
Im laufenden Wettbewerb wechselte Nagelsmann den 34-jährigen Routinier nur im Eröffnungsspiel in Müllers Heimat München ein. Dort bereitete er sogar den Treffer zum 5:1 von Emre Can vor.
Was Müller vermutlich am meisten wurmen dürfte, ist die Tatsache, dass er bei Europameisterschaften nach 16 Auftritten weiterhin torlos ist. Womöglich auch für immer. Es wird sehr wahrscheinlich seine letzte EM sein.
FC Bayern München: Dayot Upamecano (Innenverteidiger, Frankreich)
- 4 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
Es hatte sich angesichts der Rückrunde beim FC Bayern nicht unbedingt angedeutet, dass Upamecano in Frankreichs Starensemble einen Stammplatz bei der EM bekommt. Doch Trainer Didier Deschamps baut auf den 25-Jährigen, während Stars wie Ibrahima Konaté oder Benjamin Pavard auf der Bank schmoren.
Schon im Vorfeld des Turniers hatte sich Upamecano immer wieder bei der französischen Nationalmannschaft zeigen dürfen - und das Vertrauen zahlt er auch regelmäßig zurück.
Von seiner viel kritisierten Fehleranfälligkeit war bislang kaum etwas zu sehen. Stattdessen glänzt er als Zweikampfmonster und sicherer Aufbauspieler. Einzig der verschuldete Elfmeter beim 1:1 gegen Polen ist ein Fleck auf seiner bislang weißen Weste.
Eine bessere Bewerbung für einen Verbleib in München hätte Upamecano nicht abgeben müssen. Er kann den Verein wie einige andere seiner Teamkollegen dem Vernehmen nach verlassen, wenn ein lukratives Angebot einläuft. Die Chancen haben sich in jedem Fall in beide Richtungen nicht verschlechtert.
FC Bayern München: Kingsley Coman (Flügelspieler, Frankreich)
- 1 Spiel, 0 Tore, 0 Assists
Dass Coman nur eine Nebenrolle bei der EM spielt, ist keine Überraschung. Nach erneuten Verletzungsproblemen in der Rückrunde stand sogar eine Nominierung auf der Kippe.
So war er bislang kein einziges Mal in der Startelf und kam auf einen Kurzeinsatz gegen die Niederlande, als er beim 0:0 in der 75. Minute eingewechselt worden war. Eine magere Ausbeute, die er womöglich nicht mehr ausbauen wird.
Coman ist wegen der Geburt seines vierten Kindes nach dem Achtelfinale von der französischen Nationalmannschaft abgereist. Ob er nochmal zurückkehrt, ließ der Verband offen.
FC Bayern München: Harry Kane (Stürmer, England)
- 4 Spiele, 2 Tore, 0 Assists
Zwei Tore in vier Spielen sind sicherlich nicht schlecht, dennoch steht Kane sinnbildlich für die bisherige Performance von England bei der EM. Alles ist ausbaufähig.
Die Three Lions blieben bisher meilenweit hinter ihren Erwartungen zurück, nicht ein Spiel wurde bisher überzeugend gewonnen. Sie dürfen sich sogar glücklich schätzen, dass sie überhaupt im Viertelfinale stehen. Im Achtelfinale rettete Jude Bellingham England in der Nachspielzeit mit einem Fallrückziehertor in die Verlängerung, kurz nach Wiederanpfiff bescherte Kane den Siegtreffer. Sein erstes Tor erzielte er auf ähnliche Art und Weise aus kürzester Distanz.
Das war es dann aber auch von Kane, der kaum bis gar nicht ins englische Spiel eingebunden wird. Ein Grund dafür ist die taktische Ausrichtung von Trainer Gareth Southgate, der seinen Torjäger nicht die Freiheiten gibt, die er über Jahre hinweg bei Tottenham Hotspur hatte oder nun auch beim FC Bayern hat.
Kane bleibt meist an vorderster Stelle kleben, wodurch sein Alleinstellungsmerkmal nicht zur Geltung kommt. Der 30-Jährige lässt sich gerne fallen, kurbelt Angriffe selbst an, um dann in die gefährliche Zone vorzustoßen. Diese Wucht fehlte ihm bisweilen komplett. Das hatte sich schon zum Auftakt bemerkbar gemacht, als er gegen Serbien zur Pause auf gerade einmal zwei Ballkontakte gekommen war.
Doch ganz von der Schuld befreit ist Kane nicht. Er wirkte häufig zu statisch, ideenlos sich zu von seinen Gegenspielern zu befreien und legte ab und an sogar eine schlechte Körpersprache an den Tag. Zu wenig, wie inzwischen auch die Presse angeprangert hat. Die schonungsloseste Abrechnung kassierte er von Didi Hamann.
"Von ihm muss mehr kommen bei dieser Endrunde. Er hat hier in vier Spielen nichts geleistet, außer ein paarmal abzustauben", sagte der ehemalige Profi und heutige TV-Experte nach dem Achtelfinale und hatte damit nicht ganz Unrecht.
FC Bayern München: Matthijs de Ligt (Innenverteidiger, Niederlande)
- 0 Spiele
De Ligt hat sich die EM vermutlich anders vorgestellt. Nicht für eine Sekunde stand er bislang auf dem Platz. Von der Startelf ist er weit entfernt - und das wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern.
Dabei hätte de Ligt ein Turnier, bei dem er sich ins Schaufenster stellen kann, durchaus gutgetan. Stichwort: Upamecano!
Der Franzose dürfte ihm nun auch beim FC Bayern wieder den Rang abgelaufen haben, für de Ligt stehen die Zeichen derweil klar auf Abschied. Sein großer Vorteil ist jedoch, dass er augenscheinlich weiterhin einen hohen Stellenwert in Europa besitzt. Manchester United und PSG zeigen offenbar Interesse.
Dieser Status ist auch keineswegs unverständlich. Schließlich lieferte de Ligt auch in München konstant gute Leistungen ab, der Posten als Abwehrchef wurde ihm aber nur bedingt zugetraut - und der neue FCB-Coach Vincent Kompany soll eine ähnliche Einstellung haben.
FC Bayern München: Konrad Laimer (Zentraler Mittelfeldspieler, Österreich)
- 4 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
Laimer eine Position zuzuschreiben, ist bei dieser EM eigentlich unmöglich gewesen. In seinen drei Startelf-Einsätzen stellte ihn Coach Ralf Rangnick jeweils auf einer anderen Position auf. Sein zweiter Vorname müsste eigentlich Polyvalenz lauten.
Nach Ausflügen auf die Zehn und den rechten Flügel kehrte Laimer beim Achtelfinal-Aus gegen die Türkei auf die ihm bestens bekannte Sechs zurück - und der Österreicher überzeugte erneut.
Ein Fingerzeig Richtung Kompany, dass er sich auf Laimer stets verlassen kann. In München wird er zwar nicht für die offensiven Positionen infragekommen, sowohl auf der Sechs als auch hinten rechts stellt der 27-Jährige aber eine stets solide Alternative dar. Das zeigte er bereits in der vergangenen Saison.
FC Bayern München: So schlagen sich die möglichen Neuzugänge
Jonathan Tah (Innenverteidiger, Deutschland)
- 3 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
Noch ist Tah zwar kein Bayern-Spieler, die Chancen auf einen Wechsel von Leverkusen nach München stehen dem Vernehmen nach aber mehr als gut.
Tah präsentierte sich neben Antonio Rüdiger wie schon beim Double-Sieg mit der Werksef meist als sicherer Rückhalt. Sein Fehlen im Achtelfinale wegen Gelbsperre fing Nico Schlotterbeck mit einer starken Leistungen, weshalb ihm durchaus Chancen auf einen weiteren Startelf-Einsatz ausgemalt werden.
Doch Tahs Vorteil ist die Eingespieltheit, die er mit Rüdiger an den Tag legt. Ein Zustand, der ihn in Leverkusen bemerkbar weiterentwickelt hat - und schließlich zu einem der besten Verteidiger der Bundesliga gemacht hat.
João Palhinha (Defensiver Mittelfeldspieler, Portugal)
- 3 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
Obwohl Portugal bislang alles andere als überzeugend war, zeigte Palhinha genau das, wofür ihn die Bayern unbedingt holen wollen: Stabilität.
Als alleiniger Sechser und Abräumer vor der Abwehr sichert Palhinha für die technisch versierten Offensivspieler vor ihm ab. Derart nüchtern und abgezockt, dass die Schreie nach einer Holding Six in München nach seiner Ankunft schnell verstummen dürften.
Die Vertragsunterschrift soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge nach der EM erfolgen. Zuvor will er noch mit den Portugiesen die EM gewinnen.
Übrigens: Portugal hat bislang erst ein Tor kassiert, zum Auftakt gegen Tschechien - und da hatte Trainer Roberto Martínez auf Kosten von Palhinha noch auf eine Fünferkette gesetzt.
Xavi Simons (Offensiver Mittelfeldspieler, Niederlande)
- 4 Spiele, 0 Tore, 3 Assists
Was Musiala für Deutschland ist, ist Simons für die Oranje. Zwar hat der junge Niederländer noch kein Tor erzielt und wirkt auch noch ein gutes Stück unreifer, dennoch ist er in der Offensive einer der auffälligsten. Nur Cody Gakpo hat mit seinen drei Treffern noch etwas mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Simons belebte den bis zum Achtelfinale nahezu toten Angriff der Niederlande immer wieder mit guten Ideen. Es ist jedes Mal aufs Neue eine Augenweide, wie er nach einem Zuspiel mit dem Ball am Fuß aufdreht und schlagartig für Tempo sorgt. Das hatte er auch schon in weiten Teilen bei seiner Leihe in Leipzig gezeigt.
Nur fehlt es ihm noch ein wenig an Disziplin und Klarheit in seinen Aktionen. Für den Schritt nach München ist er jedoch schon bereit. Auch hier war bereits von einer Einigung berichtet worden.
EM 2024: Das Viertelfinale im Überblick
Datum | Uhrzeit | Spiel |
05. Juli | 18 Uhr | Deutschland - Spanien |
05. Juli | 21 Uhr | Portugal - Frankreich |
06. Juli | 18 Uhr | England - Schweiz |
06. Juli | 21 Uhr | Niederlande - Türkei |