El Clasico: Mehr als nur ein Spiel

Von Florian Bogner / Fatih Demireli / Thomas Gaber
High Noon in Katalonien: Leo Messis Barcelona empfängt Real mit Cristiano Ronaldo
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Sergio Busquets vs. Mesut Özil

Dass Barcas Offensivensemble im Durchschnitt deutlich weniger als ein Gegentor pro Spiel kassiert, liegt auch am formidablen defensiven Mittelfeld, das formell meist nur aus einer Person besteht. Xavis und Iniestas vorbildliche Defensivarbeit ist zwar auch lobender Erwähnung wert, die Hauptlast trägt aber Sergio Busquets (oder manchmal auch Javier Mascherano). Seine Stärken: Abgeklärtheit, Zweikampfhärte und Antizipation.

Der 22-Jährige ist aber nicht nur Ballapportierer und Spielzerstörer, sondern vielmehr erster Aufnehmer der Barca-Offensive und somit Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. Im Dreieck harmoniert er grandios mit den Innenverteidigern Pique und Puyol, sowie mit Xavi und Iniesta vor ihm. Kein Wunder, dass das auch die Achse in Spaniens Weltmeisterteam ist.

Mesut Özils erste Monate in Madrid lassen sich mit einem Wort beschreiben: grandios. Der ehemalige Bremer zeigte keine Eingewöhnungsschwierigkeiten, sondern ruft seit dem ersten Spiel seine Top-Form ab. Der technisch starke und wendige 22-Jährige nimmt sich zwar seine Auszeiten, bekommt aber immer mehr Konstanz in seine Leistungen.

Drei Tore und sechs Assists in den ersten zwölf Ligaspielen sind mehr als ordentlich, dazu kommen ein Treffer und vier Torvorlagen in der Champions League. Das größte Lob für ihn: In Madrid spricht kaum einer mehr vom verletzten Kaka. Allerdings: Auswärts hat Özil noch nicht getroffen und könnte auch deshalb von Mourinho für eine defensivere Aufstellung geopfert werden.

Xavi/Andres Iniesta vs. Sami Khedira/Xabi Alonso

Es gibt auf diesem Planeten kein brillianteres Duo als Xavi und Iniesta. Der eine weiß manchmal schon, was der andere tut, bevor der überhaupt darüber nachgedacht hat. Xavi ist der Stratege, das Rhythmusgerät der Blaugrana, der Prozessor. Er spielt nie einen Pass ohne Sinn, läuft keinen Meter umsonst (und er läuft viel).

In der Liga hat er in zehn Einsätzen gerade mal 82 Pässe zum Gegner gespielt - knapp 800 kamen an. Vor zwei Spielzeiten kam er auf aberwitzige 22 Torvorlagen, in der vergangenen Saison waren es 14. Iniesta ist Xavis kongenialer Partner. Wenn Xavi die Erde ist, ist Iniesta der Mond - immer um ihn rum. Seine Ruhe am Ball ist beispiellos, seine Ballannahme und -weiterverarbeitung sind eine Augenweide.

Die Kreise der beiden sollen Khedira und Alonso nun stören. Khedira hat die Schwachstelle in Reals Zentrale ausgemerzt, ist ein emsiger Balleroberer mit Zug nach vorne und der zu Real passenden Ausstrahlung. Alonso ist nicht der Schnellste, nennt aber ein unglaublich gutes Stellungsspiel sein Eigen und ist vor allem ein Meister der Spielverlagerung. Er zieht die Fäden im Hintergrund.

Möglich aber, dass Mourinho einen seiner vier Offensiven opfert, um einen dritten "Sechser" aufzubieten. Dann wird Khedira und Alonso wohl in Lass Diarra ein weiterer giftiger Balldieb zur Seite gestellt.

Pep Guardiola vs. Jose Mourinho

Wenn ein Trainer weiß, wie man Barca stoppt, dann ist es Jose Mourinho. Auf die Schönheit des Spiels achtet der Portugiese dabei nicht: siehe Champions-League-Halbfinale 2010, Barcelona gegen Inter.

Das Rückspiel (1:0 für Barca nach 3:1-Hinspielsieg für Inter) geht als eines der größten Defensivspektakel in die Annalen der Königsklasse ein. 20:1-Torschüsse, 75 Prozent Ballbesitz und 93 Prozent Passgenauigkeit reichten Barca nicht für das Weiterkommen. "Es gibt Spiele, da brauchst du den Ball gar nicht", sagte damals Triumphator Mourinho.

"Mourinho versus Guardiola: zwei Methoden für ein Ziel", betitelt die Hochschulprofessorin Leonor Gallardo ihre Studie über beide Trainer. Beide begegnen sich aber mit großem Respekt. Mourinho lobt bei jeder Gelegenheit Guardiola - auch andersrum ist das der Fall. Auch als sich damals die Fußball-Welt über Inters Spielweise im Halbfinale aufregte, verlor Guardiola kein böses Wort Richtung Mourinho. "Wenn man so spielen will, wie sie es tun, wird man verlieren", sagt Mourinho.

Im Camp Nou ist von einer defensiveren Grundordnung Reals auszugehen. Dass Mourinho möglicherweise einen Offensiven (Özil ist im Gespräch) opfert, um einen weiteren zentralen Mittelfeldspieler zu bringen, wäre keine Überraschung. Fakt ist aber auch, dass Mourinho sicherlich nicht so viel Beton anmischen wird wie Inter im Mai 2010. Dafür hat er zu viele Offensivqualitäten - auch individueller Natur. Und eine Serie ist auch zu brechen: Guardiola hat seit seinem Amtsbeginn bei Barcelona jeden Clasico für sich entschieden. "Wir haben diesmal eine andere Mannschaft", sagt Ronaldo siegessicher. Entscheidend sein wird, wie Mourinho seine Kräfte einsetzt.

Ersatzbank vs. Ersatzbank

Wenn neue Impulse gesetzt werden müssen, sind die Joker gefragt - so ist zumindest die Grundidee des Einwechselns, aber weder Barcelona noch Real haben in dieser Saison große - offensive - Unterstützung von der Bank genießen dürfen.

Bojan Krkic erzielte beim 8:0 gegen Almeria die ersten beiden Joker-Tore für Barca in dieser Saison. Bel Real gelang bisher nur Benzema gegen Espanyol ein Treffer: eine magere Ausbeute auf beiden Seiten. Dabei sind beide Trainer äußerst wechselfreudig, haben bisher in jedem Spiel das komplette Kontingent genutzt.

Sehr unterschiedlich sind die Optionen der Trainer. Während Mourinhos Einwechselkönig mit Benzema (9) ein Offensiver ist, brachte Guardiola in Mascherano (6) am häufigsten einen eher defensiven Spieler. Ein Hinweis auf Ergebnissicherung? Eher nicht, denn Peps "First Pick" ist mit Pedro (4) ein Stürmer. Bojan wird Pedro aber wohl bald überholen, da Letzterer inzwischen einen Stammplatz hat. Weit weniger Spieler wechselte insgesamt Mourinho (12, Guardiola 16) ein, dessen erste Option fünf Mal Benzema hieß. Auch Pedro Leon und Granero (4) sind gerngesehene Joker. Das letzte Joker-Tor in einem Clasico schoss übrigens ein gewisser Ruud van Nistelrooy im Mai 2008.

FC Barcelona vs. Real Madrid - die Bilanz

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