El Clasico: Mehr als nur ein Spiel

Von Florian Bogner / Fatih Demireli / Thomas Gaber
High Noon in Katalonien: Leo Messis Barcelona empfängt Real mit Cristiano Ronaldo
© Getty

Es geht nicht größer als FC Barcelona gegen Real Madrid oder kurz: El Clasico. Nach vier Pleiten in Folge sinnen die Königlichen heute auf Wiedergutmachung (20.45 Uhr im LIVE-TICKER). Und die Vorzeichen stehen gut: Real ist wieder auf Augenhöhe mit dem Erzrivalen. Doch reicht's für Cristiano Ronaldo, Mesut Özil und Co. zum Sieg im Fußball-Tempel Camp Nou oder setzen sich Lionel Messi, Xavi und Iniesta wieder durch? SPOX hat die Schlüsselduelle analysiert.

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Victor Valdes vs. Iker Casillas

Valdes' Karriere bei Barca stand unter keinem guten Stern. Als 10-Jähriger flüchtete er aus der Talentschmiede La Masia, weil er es ohne sein familiäres Umfeld nicht aushielt. Über den Umweg Teneriffa kehrte er zurück nach Barcelona und ging den langen Weg bis in die erste Mannschaft. Valdes wird oft unterschätzt. Der Torhüter findet wenig Beachtung im Team der Pioniere des Offensivfußballs. Seine Leistungen sind seit Jahren konstant. Valdes' Stärken sind das Reaktionsvermögen auf der Linie und die Fähigkeit, Barcas Offensivspiel mit schnellen, genauen Abwürfen oder Abschlägen einzuleiten. Er gehört dauerhaft zum Kader der spanischen Nationalmannschaft, hat aber kaum Chancen auf Einsätze.

Die Nummer eins der Furia Roja ist seit Jahren Welt- und Europameister Iker Casillas. Der 29-Jährige wuchs im Madrider Arbeitervorort Mostoles auf und ist einer der wenigen Real-Spieler aus dem aktuellen Kader, der im Verein ausgebildet wurde. Casillas war gerade 19, als er 2000 zum ersten Mal die Champions League gewann. Seine Titelsammlung ist enorm, auch seine persönliche. Welttorhüter 2008, Welttorhüter 2009. Auch 2010 kann der Titelträger eigentlich nur Casillas heißen. Seine Strafraumbeherrschung ist exzellent, in den Eins-gegen-eins-Duellen gibt es aktuell keinen besseren Torwart. In dieser Saison profitiert Casillas bei Real zudem von einer stabilen Abwehr. In 17 Spielen (Liga und Champions League) kassierte Madrid erst acht Gegentreffer.

Pedro vs. Sergio Ramos

Pedro Rodriguez hält einen Weltrekord: Er ist der erste Spieler, der innerhalb eines Jahres in sechs verschiedenen Klubwettbewerben ein Tor erzielte. Der 23-Jährige hat sich in dieser Spielzeit einen Stammplatz erkämpft und in 19 Pflichtspielen sieben Tore erzielt. Sein linker Fuß ist so gut wie der rechte. Pedro ist mit seiner geringen Körpergröße (1,69 Meter) extrem wendig und schwer zu verteidigen. Anders als Pendant Messi hält Pedro seine Seite, unterstützt aber bisweilen David Villa im Sturmzentrum.

Sergio Ramos ist mit 24 schon Welt- und Europameister. Im Camp Nou muss er mehr in der Defensive ackern, als ihm lieb ist. Reals Rechtsverteidiger geht gerne mit nach vorne und gab in der Liga in dieser Saison schon 13 Torschüsse (1 Treffer) ab. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, wird er auch in Barcelona Di Maria auf der rechten Seite unterstützen. Im Verbund sind Ramos und Di Maria besser als Adriano und Pedro.

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Lionel Messi vs. Marcelo

Beim 3:0 in der Champions League in Athen erzielte Messi sein 150. Pflichtspieltor für Barca. In acht clasicos hat der Argentinier sieben Mal getroffen.

Der Versuch, la Pulga über 90 Minuten ausschalten zu wollen, ist sinnlos. Messi kann jedem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Ein schneller Antritt, ein Dribbling, ein Torschuss - kein Spieler kann das komplette Potpourri so erfolgversprechend einsetzen wie Messi. Er allein hievt das meist geniale Barca auf ein noch höheres Niveau.

Marcelo darf sich auf einen ungemütlichen Abend einrichten, wenngleich Messi nicht am rechten Flügel kleben, sondern wie gewohnt überall zu finden sein wird. Mourinho wollte Marcelo zu Saisonbeginn loswerden, mittlerweile kann sich der Real-Coach keinen besseren Linksverteidiger vorstellen.

Früher stürmte Marcelo in seiner jugendlichen Naivität die linke Seite runter, in dieser Saison hat er sein Defensivspiel deutlich verbessert. Der Brasilianer hat die Balance gefunden. Das Duell mit Messi wird seine Nagelprobe.

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Dani Alves vs. Cristiano Ronaldo

Eigentlich ein ungleiches Duell, da auch Alves seine Qualitäten vornehmlich in der Offensive hat. Der 27-jährige Brasilianer hat in dieser Saison pflichtspielübergreifend zwei Treffer erzielt und vier vorbereitet. Seine Flankenläufe sind gefürchtet, vor allem wenn er hinter die Abwehr kommt. Sein rechter Fuß: unglaublich präzise. Bei Balleroberung im Mittelfeld flitzt Alves meist ohne Zögern die Seitenlinie runter, um in der Offensive Überzahl zu schaffen. Es gibt kaum einen Angriff, in dem Alves nicht wenigstens einmal den Ball hatte. Keiner in der Liga spielt so viele Pässe wie er.

Gegen Real wird Alves allerdings auch ab und an in den Rückspiegel blicken müssen, schließlich spielt der Weltfußballer von 2008 gegen ihn. Ronaldo hat die unglaubliche Quote von 57 Scorerpunkten in 41 Primera-Division-Spielen vorzuweisen (40 Tore, 17 Assists). In dieser Saison sind es schon 20 Tore in 22 Pflichtspielen. Das Spiel des Portugiesen ist in Diensten von Real noch mehr in den Strafraum gerückt. War er früher als ManUtd-"Winger" vor allem aus der Distanz gefährlich, sucht der 25-Jährige mit seinen Dribblings und Sprints nun noch öfter den Weg in den Sechzehner - meist mit Erfolg.

Adriano vs. Angel Di Maria

Trotz Ronaldo, Özil und Co.: Jose Mourinhos Prinz heißt Angel Di Maria. Der junge Argentinier kam als verspielter Offensivmann von Benfica, hat sich aber in kürzester Zeit enorm Mourinho-like weiterentwickelt.

Di Maria ist sehr kombinationssicher, sucht lieber den richtigen Nebenmann, anstatt ausnahmslos auf sein großes Tempo zu vertrauen und so - wie zu Saisonbeginn - für unnötige Ballverluste zu sorgen. In Barcelona wird viel davon abhängen, ob er gegen Adriano oder den zuletzt verletzten Abidal ran muss.

Sollte Adriano, der zuletzt in der Champions League in Athen bärenstark aufspielte, den Vorzug erhalten, wird Mourinho Di Maria mit mehr Defensivaufgaben versorgen. Denn Adriano hat wie auf der anderen Seite Dani Alves einen enormen Offensivdrang. Doch genau dies könnte auch die Chance für den schnellen Di Maria sein, wenn sich bei Angriffen Barcelonas Kontersituationen ergeben. Sollte Abidal auflaufen, wird es für Di Maria sicherlich eine Bewährungsprobe der besonderen Art. In seiner jungen Real-Ära wäre der Franzose sicherlich der bislang schwerste Gegenspieler.

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