Ist Schmelzer ohne Alternative?

Von Für SPOX bei der Nationalmannschaft: Stefan Rommel
Freiburgs Oliver Sorg (l.) und der Frankfurter Bastian Oczipka im direkten Duell
© Imago

Joachim Löws Kritik an Marcel Schmelzer wurde schnell auf Wortwahl und Zeitpunkt reduziert. Der Kern der Schelte rückte dadurch in den Hintergrund. Auf keiner Position wurde in den letzten Jahren so viel getestet und probiert. Namen kursieren eine Menge - aber gibt es darunter auch nachhaltige Lösungen?

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Die Punkte seiner Anklage waren lang und eigentlich unmissverständlich formuliert. Joachim Löw tart letzten Donnerstag eine Debatte los, die er sich und vor allen Dingen auch seinem Linksverteidiger Marcel Schmelzer in dieser Form lieber erspart hätte.

Die zentralen Aussagen seiner Rede haben in der Öffentlichkeit so an und für sich nichts verloren. Das haben auch die Verantwortlichen beim DFB schnell erkannt und haben in Form einer relativierenden Hausmitteilung versucht, die Wogen zu glätten.

Geholfen hat der medientaktische Kniff nicht mehr. Die Diskussionen waren in vollem Gange und halten weiter an. Bisher hat sich die Empörung vor allen Dingen auf Löws Wortwahl und den Zeitpunkt der Äußerungen konzentriert. Einem Spieler kurz vor einem wichtigen Spiel derart schroff zu begegnen, kommt nicht oft vor.

"Ich hatte viel Unterstützung von Freunden und Mannschaftskollegen auch aus Dortmund bekommen. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben, um dieses Spiel auch erfolgreich zu gestalten", sagte Schmelzer nach dem 6:1 von Dublin.

Explizit nicht nannte er dabei helfende Worte des Bundestrainers, der sich nach dessen Aussagen noch vor dem Spiel mit Schmelzer unterhalten hatte. Auch der Rest der DFB-Entourage fand keine Erwähnung. So viel zu den Nebengeräuschen.

Die inhaltlich entscheidende These Löws war aber doch: Marcel Schmelzer ist nicht Löws Nummer eins, sondern die derzeit einzige Option, die der Bundestrainer für diese latent vakante Position hat. Schmelzer sei alternativlos, so Löw.

Aber ist das wirklich so? Was ist mit den vielen ehemaligen deutschen Außenverteidigern? Welche möglichen Hoffnungsträger halten die Bundesliga und die U-Mannschaften des DFB bereit?

Die Situation in der Bundesliga:

Hier ist die Ausländerquote auf dem Linksverteidigerposten in etwa pari mit der von deutschen Spielern. Geht man von der jeweiligen Wunschelf aus, gehören zehn Stammplätze einem Ausländer, in acht Klubs verteidigt ein Spieler mit einem deutschen Pass auf der linken Seite.

Dabei ist zu beachten, dass bei den wichtigen "Zuliefer-Klubs", aus denen sich der engere Kader der deutschen Nationalmannschaft speist, nur Dortmunds Marcel Schmelzer als einziger Deutscher auch in Frage kommt. Bei Bayern München ist mit David Alaba ein Österreicher gesetzt (Holger Badstuber bleibt eine Notlösung), ebenso wie beim FC Schalke 04 mit Christian Fuchs.

In der "zweiten Reihe", also in Klubs wie Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen, Hannover 96, dem Hamburger SV oder dem VfB Stuttgart, hält sich die Quote ausgeglichen. Wobei sich in Leverkusen, Gladbach und Stuttgart schon seit Jahren kein deutscher Spieler mehr dauerhaft beweisen durfte.

Ähnlich gelagert ist der Fall bei den rechten Außenverteidigern und den Angreifern in der Liga. Wobei es in der Bundesliga im Sturm kaum noch einen Stammspieler mit deutschem Pass gibt. Während in der Innenverteidigung, im Mittelfeld und bei den Torhütern überwiegend einheimische Spieler bevorzugt werden.

Die Auswahl der Bundesligisten entspricht demnach auch den Gegebenheiten in der deutschen Nationalmannschaft: Es gibt Mannschaftsteile mit einem Überangebot an deutschen Spielern. Und es gibt die Außenverteidigerpositionen und den Angriff - beides im DFB-Team Mangelpositionen.

Seite 2: Ehemalige, Hoffnungsträger, Probleme

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