Die Mär vom Anti-Guardiola

Carlo Ancelotti übernahm das Traineramt beim FC Bayern von Pep Guardiola
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Der Umgang mit den Medien:

Betrachten wir diesen Punkt erstmal andersherum: Der mediale Umgang mit den Trainern. Für den großen Hype, der 2013 um Guardiola entstand, konnte der Katalane persönlich herzlich wenig. Das weltweite Interesse an dem Trainer, der den Fußball mit dem FC Barcelona auf ein neues Level gebracht hatte und dann ausgerechnet beim FC Bayern unterschrieb, war gigantisch. Guardiola selbst forderte diesen Stellenwert aber nie ein.

Genauso wie Ancelotti sah sich sein Vorgänger als unspektakulärer Angestellter des FCB. Er sei hier um zu lernen, sagte Guardiola oft. Er hatte eine Aufgabe, der er sich bewusst war. Deshalb nahm er sich aber gerade anfangs nie wichtiger als er es war. Den Messias machte die Weltpresse aus ihm. Und ein Stück weit auch der FC Bayern, der einen Trainer vom Kaliber Guardiola 2013 so zum ersten Mal empfing - und entsprechend promotete.

Mittlerweile hat man sich an diese Größenordnung auch beim Rekordmeister gewöhnt, der sich 2016 als modernes und globales Wirtschaftsunternehmen versteht. Auch die Medien setzen das voraus. Den ganz großen Aufriss, wie er damals bei Guardiola stattfand, gab es bei Ancelottis Vorstellung nicht.

Guardiola fühlte sich vor allem am Ende von der deutschen Presse missverstanden. Und sie sich auch von ihm. Ancelotti wird das in den kommenden Monaten wohl gelegentlich nicht anders ergehen, wenngleich er einen anderen Weg wählt als Guardiola.

Guardiola gab keine Einzelinterviews, was vor allem bei den Marktführern nicht gut ankam. Aber aus Sicht des Katalanen ist diese Eigenheit auch ein Zeichen des Respekts gegenüber allen Journalisten. Keiner soll eine Vorzugsbehandlung bekommen, gleiches Recht für alle bei Pressekonferenzen. Ancelotti ist da anders. Er hat während seiner Pause viele Interviews gegeben und auch schon deutschen Medien Einzelinterviews gewährt.