Die Mär vom Anti-Guardiola

Carlo Ancelotti übernahm das Traineramt beim FC Bayern von Pep Guardiola
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Führungsstil:

Guardiola machte bei den Bayern vieles richtig, er hatte die Spieler bis auf wenige Ausnahmen (Mandzukic) und die Führungsebene auf seiner Seite. Vor wenigen Monaten wollten die Spieler um Kapitän Lahm, den Trainer zum Bleiben überreden. In die Schusslinie geriet Guardiola durch seinen Umgang mit der medizinischen Abteilung, der den Rücktritt von Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt zur Folge hatte. Guardiola wurde nachgesagt, er kommuniziere nicht mit den verletzten Spielern, sie würden zum Ärzteteam abgeschoben und seien für den Trainer in der Rehaphase nicht von Bedeutung.

Bei der Pressekonferenz am Dienstag dauerte es nicht lange, ehe Ancelotti die Frage beantworten musste, ob er mit seinen verletzten Spielern spreche: "Wenn sie keine Zungenverletzung haben, kann ich mit ihnen reden", schmunzelte der neue Coach, der aber klar machte: "Die Verletzten müssen mit dem Doktor arbeiten, so ist das nun einmal."

Ebenso lässt sich auch seine Aussage aus der Vorwoche verstehen: "Ich bin nicht hier, um eine Revolution zu starten." Das war keinesfalls als wertender Vergleich mit seinem Vorgänger gemeint, der in München in den drei Jahren durchaus einiges vorantrieb und umwandelte. Vielmehr war es eine Bestätigung für Guardiolas Arbeit. Den eingeschlagenen Weg will Ancelotti fortführen.

Guardiola wurde bei seinem Führungsstil oft eine zu große Eigenwilligkeit und sogar Sturheit vorgeworfen. Dabei braucht jeder Trainer eine gewisse Eigenwilligkeit, um erfolgreich zu sein. Hinter jeder Trainingseinheit und Aufstellung steckt der Wille des Trainers. Das sieht auch Ancelotti so: "Natürlich habe ich auch eigene Ideen, die ich einbringen will."

Was die Trainer aber vor allem eint, ist der Ansporn, immer gewinnen zu wollen. Es war Guardiola wichtig, dieses Denken auch seinen Spielern zu vermitteln. So wie Ancelotti, der in seiner Autobiographie sieben Regeln für Erfolg präsentierte. Eine davon lautet: Eine "Alles-gewinnen-wollen-Mentalität" etablieren.

"Ein Trainer hat eine Vorstellung von seinem Spiel, aber die muss auch mit den Vorstellungen der Mannschaft zusammen passen", befand der neue Trainer. Guardiolas Worte bei seiner Antritts-PK klangen nicht anders: "Ich muss mich zu 100 Prozent an unsere Spieler anpassen. Der Fußball gehört den Spielern, nicht dem Trainer."

Ancelotti und Guardiola verfolgen die gleiche Intention. Das gilt auch für den Führungsstil auf dem Trainingsplatz. Sicherlich hält der Italiener seine Ansprachen nicht so großem Elan wie der sehr lebendige Guardiola. Dennoch: Auch Ancelotti greift sich immer wieder einzelne Spieler heraus, spricht mit ihnen und erklärt Dinge ebenso gestenreich. Immer wieder lobt er bei guten Aktionen laut und auf deutsch.

Eine enge Bindung zu den Profis ist Ancelotti wichtig, so war es bei allen bisherigen Stationen. Nicht anders lief das unter Guardiola. Man erinnere sich nur an die halbstündigen Einzelgespräche samt Taktikschulung für Lahm und Schweinsteiger zu Beginn seiner Ära.