Die Mär vom Anti-Guardiola

Carlo Ancelotti übernahm das Traineramt beim FC Bayern von Pep Guardiola
© getty

Nach nur wenigen Tagen an der Säbener Straße wird Carlo Ancelotti als das perfekte Gegenstück zu seinem Vorgänger Pep Guardiola beschrieben - vor allem menschlich. Dabei sind die beiden Trainer gewiss nicht grundverschieden. Es tun sich sogar viele Parallelen auf.

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Allgemeines Auftreten:

Der Anti-Guardiola. Nicht selten wurde dieser Begriff zur Beschreibung Carlo Ancelottis benutzt. Auf der einen Seite der grüblerische, asketische und unnahbare Katalane, auf der anderen Seite der pragmatische, lebemännische und offene Italiener. Es ist ein klares Bild, das von diesen beiden Trainer zuletzt in der Öffentlichkeit gezeichnet wurde, aber bildet es wirklich die Realität ab?

Rein äußerlich mögen beide nicht viel gemein haben, aber in ihren grundsätzlichen Charakterzügen sind sie nicht grundverschieden. Man muss sich nur die ersten Pressekonferenzen beim FC Bayern anschauen, um die offensichtlichen Parallelen zu entdecken.

Sehr bescheiden sprachen beide ihre ersten Worte auf Deutsch. Sehr professionell gingen Guardiola (Gomez) und Ancelotti (Götze) mit den deutschen Nationalspielern um, die kurz davor standen, den Verein zu verlassen. Und sehr charmant antworteten sie auf die Fragen, häufig bemüht, auch mal für einen Lacher zu sorgen.

Guardiola war in Sachen Sprachen genauso "weltmännisch" wie sein Nachfolger - wenn nicht sogar noch mehr. Die geschenkte Lederhose brachte Ancelotti genauso in amüsant-hilflose Verlegenheit wie Pep zuvor und den Charme, den der Italiener dem kleinen Mädchen entgegenbrachte, das ihm sein bayrisches Geschenk überreichte - den hatte der Katalane genauso.

Bisweilen wirkt Ancelotti etwas entspannter als Guardiola zu Beginn seiner Amtszeit in München. Das liegt aber weniger an der großen Aufgeregtheit des Katalanen als vielmehr an der Gelassenheit des Alters beim Italiener.

Wie sehr sich in den drei Jahren ein unscharfes Stereotyp Guardiolas in München entwickelte, zeigte das erste Testspiel der Bayern am Samstag in Lippstadt. Dass Ancelotti weitestgehend passiv und noch dazu in Trainingsjacke auf der Bank saß, wurde als Zeichen großer Entspanntheit gewertet. Guardiola hatte doch immer im Anzug und wild gestikulierend gecoacht, oder?,

Natürlich nicht. Guardiola beobachtete die Vorbereitungsspiele ebenfalls eher ruhig und in Trainingsklamotten oder im legeren Sommer-Outfit. Der Anzug kam mit den Pflichtspielen, das wird auch Ancelotti so halten.