In Wolfsburg wird es ungemütlich

Von Florian Bogner
Wolfsburg-Kapitän Edin Dzeko erzielte in dieser Saison bislang neun Tore in der Bundesliga
© Getty
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Das Taktik-Problem

Ein Punkt, der McClaren klar anzukreiden ist. In der Saisonvorbereitung ließ der Coach mehrere Systeme spielen, forderte Flexibilität von seiner Mannschaft. Josue nannte ein festes Spielsystem im SPOX-Interview "zweitrangig". Fakt ist jedoch: McClaren hat sein Team auch nach 18 Pflichtspielen nicht gefunden, wechselt zwischen 4-4-2 mit Raute und einem 4-2-3-1 hin und her. Das 4-3-3-Experiment zum Saisonbeginn gegen Bayern (bevor Diego kam) ging in die Hose.

Das Problem: Im 4-4-2 hat McClaren lange keinen geeigneten Spieler für die halblinke Position im Mittelfeld gefunden, zudem musste Riether als Notlösung ins rechte Mittelfeld aufrücken. Diese Variante ist für die kommenden Spiele durch Pekariks Verletzung aber hinfällig.

Im 4-2-3-1 fiel Neuzugang Cicero auf der Sechs neben Josue durch, zudem probierte McClaren auf den Außen viele Spieler aus - mit mäßigem Erfolg. "Unser größtes Problem ist, dass wir noch nicht als Team zusammengefunden haben", sagte McClaren bereits und gab zu: "Ich bin überrascht, dass es so läuft. Aber das ist Fußball. Es ist nicht einfach, ein Team zu bauen."

Ein weiteres Problem: Nachdem der VfL zu Beginn der Saison vor allem in der Rückwärtsbewegung und Kompaktheit Probleme hatte, steht die Abwehr nun besser - dafür fallen plötzlich vorne keine Tore mehr. McClaren: "Nun müssen wir beides zusammenbringen."

Neben der Rückkehr von Grafite ist dabei der erst 18-jährige Tolga Cigerci ein Hoffnungsschimmer. Der Amateur machte in den letzten Spielen mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. Sein Vorteil: Er kann sowohl auf der Sechs als auch halblinks im Mittelfeld spielen - perfekt für den Coach.

Der sagt: "Tolga wirkt für einen 18-Jährigen sehr erwachsen und reif. Aber das Größte ist sein Mut. Er will immer den Ball haben und Impulse geben." Dennoch sollte sich der VfL nicht allein auf einen 18-Jährigen als Heilsbringer verlassen, Winter-Transfers schließt Hoeneß nicht aus.

Das Dzeko-Problem

Kein Tag vergeht ohne ein neues Dzeko-Gerücht. Die neuste Story in England: Dzeko selbst habe einen Brief an Manchester City verfasst, indem er um eine Abwerbung bat. Hoeneß bleibt jedoch hart, will seinen Stürmer nur für 40 Millionen Euro ziehen lassen oder ihn zu einer Vertragsverlängerung (aktuell bis 2013 gebunden) zu verbesserten Bezügen ohne Ausstiegsklausel bewegen.

Natürlich geht das Hick-Hack nicht spurlos am VfL-Kapitän vorbei. Dass Wolfsburg in den letzten vier Spielen nur zwei Tore erzielte liegt auch am Leistungstief des 24-Jährigen, der sich im November schon intern Kritik an seiner Spielweise gefallen lassen musste. Per Videobeweis wurden dem Angreifer damals von McClaren und Hoeneß läuferische Defizite aufgezeigt.

"Ich weiß, dass ich bis dahin läuferisch zu wenig gemacht habe. Es gibt für mich noch viel Luft nach oben", wird Dzeko von der "Sport-Bild" zitiert. Mit neun Saisontoren ist Dzeko allerdings so treffsicher wie noch nie in einer Hinrunde - bislang stand seine Bestmarke in den ersten 17 Spielen bei sieben Treffern.

Ob er diesmal allerdings wieder 21 (2009) bzw. 15 (2010) Tore in der Rückrunde nachlegen kann, darf doch arg bezweifelt werden.

Das VW-Problem

Hoeneß hat Transfers und die Zusammenstellung des Kaders seit einem Jahr zu verantworten und musste Medienberichten zufolge schon nach der Niederlage in Frankfurt VW-Boss Martin Winterkorn wegen der sportlichen Talfahrt Erklärungen liefern.

Die Rede des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Francisco Garcia Sanz auf der Weihnachtsfeier (Sanz sprach davon, dass man den Ansprüchen meilenweit hinterherhinke) lässt vermuten, dass man Hoeneß aus Sicht des Mutterkonzerns in Zukunft wieder häufiger auf die Finger gucken will.

Der gibt sich nach außen hin zwar gelassen ("Natürlich sehen alle Tabelle und Punkte, sind nicht zufrieden, aber es gibt eine vernünftige Vertrauensbasis"), steht intern aber doch deutlich unter Druck, den er bisweilen an Trainer und Mannschaft weitergibt.

McClaren selbst hofft auf Gelassenheit, wenn er sagt: "Ich bin hier der vierte Trainer innerhalb eines Jahres. Wir müssen die Nerven behalten, brauchen Stabilität. Mein erstes Jahr in Holland war auch schwierig."

Wie lange McClaren noch in Ruhe an den Baustellen im Team arbeiten kann, hat Hoeneß jedoch nicht alleine zu entscheiden. Auch wenn der Geschäftsführer sagt: "Wir haben kein Trainerproblem. Wir sollten nicht Symptome bekämpfen, sondern die Ursachen."

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