Josue: "Glaube nicht, dass Dzeko wechseln wird"

Von Interview: Florian Bogner
Josue (l.) war von 2008 bis 2010 Kapitän in Wolfsburg, Edin Dzeko ist seit Sommer sein Nachfolger
© Imago

Der Brasilianer Josue hat seit 2007 gerade mal neun Bundesliga-Spiele verpasst und ist damit sowas wie der Dauerbrenner beim VfL Wolfsburg. Im Interview mit SPOX spricht der 31-jährige Ex-Kapitän über den abwanderungswilligen Edin Dzeko, die schwachen Leistungen in dieser Saison und über seine Zukunft, die er bis zum Karriere-Ende beim VfL sieht.

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SPOX: Josue, gegen Bremen blieb Wolfsburg zum fünften Mal in Folge sieglos. Lag es allein am verschossenen Elfmeter von Edin Dzeko?

Josue: Nein. Gegen Bremen hatten wir einfach Pech, zuvor aber auch Glück mit dem gehaltenen Elfer von Diego Benaglio. Positiv ist, dass wir insgesamt mehr Konstanz in unser Spiel bekommen haben. Meiner Meinung nach haben wir in den letzten beiden Spielen teilweise ganz gut gespielt.

SPOX: Kapitän Dzeko monierte vor kurzem, die Mannschaft habe zu wenig Feuer und würde immer nur darauf warten, bis ein Gegentor fällt. Stimmt das?

Josue: Ich finde schon, dass jeder auf dem Platz versucht, sein Bestes zu geben. Klar durchläuft man immer mal wieder einen schlechten Moment.

SPOX: Wie bekommt man wieder Feuer in eine Mannschaft? Manchmal hat man den Eindruck, dass bei Wolfsburg zu wenige Emotionen im Spiel sind.

Josue: Das mag vielleicht so aussehen, aber wir versuchen immer, alles zu geben.

SPOX: Hat die Mannschaft ein Problem, wenn sie kämpfen muss?

Josue: Nein, natürlich nicht.

SPOX: Wieso steht der VfL Wolfsburg dann so weit von den eigenen Ansprüchen, also einem Europacup-Platz, entfernt?

Josue: Weil wir es noch immer nicht schaffen, Kontinuität in unser Spiel zu bekommen. Daran müssen wir weiter hart arbeiten.

SPOX: 4-4-2 mit Raute, 4-2-3-1 - wieso hat der VfL in dieser Saison noch kein passendes Spielsystem gefunden?

Josue: Das ist doch zweitrangig. Gute Teams müssen flexibel sein und auf Situationen reagieren können. Wir trainieren täglich dafür, unser Spiel zu perfektionieren, aber leider funktioniert es noch nicht, wie es soll.

SPOX: Der Kader ist nur leicht verändert worden, das Trainerteam dagegen komplett. Kann man die Anpassungsschwierigkeiten damit erklären?

Josue: Nein, ich denke nicht. Wir müssen unsere Mentalität einfach ändern. Vor zwei Jahren im Meisterjahr waren wir noch das Überraschungsteam, nun wollen wir zur Spitzengruppe gehören und müssen somit anders auftreten. Wir müssen mehr dafür arbeiten, mehr rennen und uns besser konzentrieren.

SPOX: Haben Sie eigentlich Angst davor, dass Edin Dzeko den VfL im Winter verlassen könnte?

Josue: Angst habe ich keine, nein. Er ist ein sehr guter Spieler, und ich glaube auch nicht, dass es so kommen wird. Aber es ist im Fußballgeschäft so, dass Spieler kommen und gehen...

SPOX: Was muss ein guter Sechser eigentlich alles können?

Josue: Ein perfekter Sechser sollte das erste Bindeglied zwischen der Abwehr und den Außen oder Stürmern sein. Neben defensiven Stärken muss seine Passeröffnung auch sehr gut sein. Ich bin eher der kämpfende Sechser. Ich muss aber mein Aufbauspiel noch weiter verbessern.

SPOX: War es eigentlich ein Problem für Sie, dass sie nicht mehr Kapitän sind? Wie kam es dazu?

Josue: Der Trainer war einfach nur der Meinung, dass der Kapitän besser Englisch sprechen sollte. Die Entscheidung war in Ordnung so.

SPOX: Sie waren als Kapitän eher ein ruhiger Typ. Worauf kommt es beim Kapitänsamt denn an?

Josue: Ich denke nicht, dass nur einer, der viel spricht, ein guter Kapitän sein kann. Er muss Verantwortung gegenüber seinen Mitspielern übernehmen, sie motivieren können und sollte eine gewisse Autorität haben.

SPOX: Wie gut ist Ihr Deutsch mittlerweile?

Josue: Meine Deutschkenntnisse sind schon ganz gut geworden. Sie reichen, um mich gut verständlich zu machen. Meine Mitmenschen verstehen, was ich sage. Und ich verstehe, was sie sagen.

SPOX: Wie gut fühlen Sie sich in Deutschland integriert?

Josue: Ich fühle mich nahezu perfekt integriert. Meiner Familie und mir gefällt Deutschland sehr gut. Meine beiden Kinder können hier behutsam aufwachsen. Mein Sohn spricht schon ganz gut Deutsch und sogar meine kleine zweijährige Tochter kommt jeden Tag mit neu erlernten Wörtern nach Hause. Wolfsburg ist auch eine sehr ruhige und schöne Stadt, um mit einer Familie zu leben.

SPOX: Sie sind jetzt 31 Jahre alt, haben noch Vertrag bis 2013. Machen Sie sich schon Gedanken was danach kommt?

Josue: Im Moment mache ich mir darüber keine Gedanken. Ich kann mir aber eine Verlängerung sehr gut vorstellen und damit auch, meine Karriere hier zu beenden.

SPOX: Sie werden vor dem Karriere-Ende also nicht noch mal in Brasilien spielen?

Josue: Ich denke nicht.

SPOX: Sie sind jetzt seit drei Jahren in Deutschland - vor der Kamera sieht man Sie dennoch so gut wie nie, Interviews liest man selten.

Josue: Ich muss schon sagen, dass ich eher ein schüchterner Typ bin. Interviews gebe ich nicht gerne, da ich natürlich auch nichts Falsches auf Deutsch sagen möchte.

SPOX: Wie stehen Ihre Chancen, bei der WM 2014 im eigenen Land dabei zu sein?

Josue: Stand heute: gleich Null.

SPOX: Beschreiben Sie das Gefühl in Brasilien, wenn es um die kommende Weltmeisterschaft geht.

Josue: Die Euphorie ist sehr groß in unserem Land. Brasilien hat es verdient, wieder ein so großes Turnier zu veranstalten. Das ganze Volk ist vernarrt in den Fußball.

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