Irre! Meyer entdeckt die Weltformel!

Von Oliver Kucharski
Präsentierte seine Erkenntnisse kürzlich einem unabhänigem Experten-Gremium: Hans Meyer (r.)
© Getty

Und Fußball ist eben doch Mathematik! Gladbachs Hans Meyer macht mit einer kurzen Rechnung die Experten lächerlich, Hannovers Robert Enke besiegt im Kopf jeden Super-Computer und gegen Josip Simunic war Albert Einstein eh nur ein kleines Licht.

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Außerdem: Felix Magath verheimlicht Busen-Freund Rolf Töpperwien die Meisterformel, und der FC Bayern hat wissenschaftlich nachgewiesen, dass Jubel-Jupp besser ist als Grinsi-Klinsi. Jetzt Bleistifte anspitzen und mitrechnen - in der Alternativen Liste des 30. Spieltags!

1. Was Dummes von Dieter: Es ist tatsächlich passiert! Nachdem sich der Kollege Moser in der Vorwoche elf alternativlistige Punkte lang frustriert an Dieter Hecking abgearbeitet hat und dabei zu der ernüchternden Erkenntnis gekommen war, dass mit Dieter Hecking in der Alternativen Liste kein Staat zu machen ist, weil bei Dieter Hecking nun mal von vorne bis hinten die Pointe fehlt, ist das Unfassbare nun doch passiert: Dieter! Hecking! hat! etwas! Dummes! gesagt! Und das auch noch im Fernsehen! In einer Hommage an den schönen Bruno sagte Dieter Hecking nämlich: "Das wird von außen hochsterilisiert." Ach Dieter, lass Dich umarmen!

2. Was Dummes von Robert: Davon so richtig angefixt, schob Robert Enke auch gleich noch einen nach: "Das war der Klassenerhalt!", jubelte der Keeper nach dem Sieg in Bochum, und das ist natürlich ausgemachter Quatsch, wie ja jedes Kind nachrechnen kann. Denn: Wenn Hannover gegen Frankfurt, Karlsruhe, Wolfsburg und Bielefeld verliert und gleichzeitig Bochum, Bielefeld, Cottbus, Gladbach und Karlsruhe alle verbleibenden Spiele gewinnen, dann, lieber Einstein Enke, kann Hannover tatsächlich noch auf einen Relegationspl... naja, vielleicht auch nicht. Glückwunsch zum Klassenerhalt, Hannover!

3. Flitzer Hermann: Der logische Gegenentwurf zu Dieter Hecking ist bekanntlich Hermann Gerland. Eine Alternative Liste nur über Hermann Gerland schreiben: das könnte sogar der Praktikant aus der Grafik-Abteilung, so leicht ist das. Zum Einstand auf der Bayern-Bank legte der Tiger gleich mal einen frenetisch bejubelten Sprint um den halben Platz hin, um dem verdurstenden Philipp Lahm eine Wasserflasche zu bringen. Und bei so viel Fürsorge konnten die verhätschelten Herren Bayern-Profis denn auch gar nicht anders, als einen Dreier zu landen. Die Alte Garde weiß eben, wo man den Hebel ansetzen muss.

4. Jubel-Jupp und Grinsi-Klinsi: Um wie viel besser die neue sportliche Leitung des FC Ruhmreich ist, lässt sich auch anhand der Wahl des Spitznamens seitens der Bild-Zeitung beweisen. Jubel-Jupp statt Grinsi-Klinsi. Und jeder weiß ja: Jubeln ist super, grinsen ist doof. Oder hat etwa jemand spät nachts in der U-Bahn schon mal folgenden Satz gehört: "Ey, Du Spasti, was jubelst Du misch so an, Alder? Hör auf, misch so schwul anzujubeln, sonst schlag isch Disch tot, Du Opfer!" Hat das jemand schon mal so gehört? Hm? Eben! Es sind manchmal eben die kleinen Dinge...

5. Jämmerliche Gesten: Wobei das mit dem Jubeln eine durchaus vertrackte Sache sein kann. Thomas Hitzlsperger zum Beispiel bereitet das Problemfeld Torjubel so einiges Kopfzerbrechen: "Immer wenn ich treffe, laufe ich da so jämmerlich rum mit Gesten, die ich hinterher peinlich finde." Nach seinem Tor gegen Bielefeld wählte Hitz den doppelten Ausstrecker (Arme, Zeigefinger) - und fand das hinterher wieder fürchterlich unmännlich. Gottlob: Bei derzeit vier Saisontoren dürfte sich das nicht zu einem existenziellen Problem ausweiten.

6. Der Simunic-Quotient: Und Fußball ist eben doch Mathematik! So hat ein findiger Blogger die windige Ankündigung des Joe Simunic mit acht Siegen aus zwölf Spielen Meister werden zu wollen, nun in eine griffige Formel übersetzt, die da lautet: "Die tatsächlich erreichten Punkte durch Siege (s) und Unentschieden (u), geteilt durch die mögliche Punktausbeute der absolvierten Spiele (n*3), minus die Punktzahl von acht Siegen, geteilt durch die zwölf Spiele mit drei Punkten ergibt den Simunic'schen Quotienten (sq)." Nach dem 1:1 in Hamburg liegt dieser Quotient nun im Minusbereich bei -0,125 und damit unter Plan. Wie viel leichter hat es da doch Wolfsburg: Vier Spiele, vier Siege - Meister!

7. Aus alter Freundschaft: Doch damit wird das ja nichts. Wegen Felix Magath und seiner leidigen Schalke-Posse. Wie ein gut geölter Aal beim Schlamm-Catchen windet der sich um handfeste Aussagen zu seiner Zukunft. Nicht mal Investigativ-Ikone Rolf Töpperwien bekommt etwas aus ihm heraus. Trotz Grinsen. Trotz Menscheln. Trotz Ankumpeln. Dabei wüsste man ja schon gerne mal, wie das so abläuft mit den Vertragsgesprächen zwischen Wolfsburg und Schalke. Sitzt da VfL-Noch-Trainer-Manager-Sportdirektor Magath gemütlich mit S04-Bald-Trainer-Manager-Sportdirektor Magath bei einem Glas Rotwein zusammen und macht sich für sich selbst (und für Dzeko, Grafite, Misimovic und Co.) aus alter Freundschaft einen guten Preis?

8. Freche Erfolgsfans: Überhaupt drehen sie in Wolfsburg grad ein bisschen durch. Gegen Hoffenheim hielt ein Zuschauer doch glatt ein Plakat mit der Aufschrift "Geld oder Liebe?" hoch - und damit Felix Magath unter die Nase. Und das ist nun wirklich frech. Bis vor wenigen Monaten hatte Wolfsburg ja nicht einmal richtige Fans. Und jetzt stellt sich so ein Operretten-Erfolgsfan dreist ins Stadion und meint mit Liebe kommen zu können? Was kommt als nächstes? Wolfsburger Ultras??

9. Rasierte Bayern-Stars: Zumal am Ende ja eh die Bayern jubeln. Weil Jubel-Jupp auch hart kann und beim sauhaufenigsten Sauhaufen der Bundesliga gnadenlos aufräumt. Groß und breit stand es in der Bild: "Heynckes rasiert ersten Bayern-Star!", und das ließ doch aufhorchen, allerdings ging es dabei nur um Christian Lell, und Christian Lell als Bayern-Star zu bezeichnen, das ist in etwa so vermessen, wie in Wolfsburg mit Liebe zu kommen, und überhaupt spielte Christian Lell dann ja doch wieder von Anfang an, und zwar so wie gewohnt: grottig, weshalb es Jubel-Jupp und Flitzer-Hermann dann mit Massimo Oddo versuchten, und weil auch der spielte wie gewohnt, grottig, ergeht folgender Vorschlag: Warum nicht mal zu zehnt spielen und sich die leidige Hin-und-Her-Wechselei zwischen Sodom und Gomorrha einfach sparen?

10. Welcome back! Ebenfalls wie gewohnt spielte Maik Franz, the artist formerly known as "dieses Arschloch!". Nach erfolgreich abgesessener Gelb-Sperre, zugezogen im ersten Einsatz seit sechs Monaten, war Maiki Franz auch gegen Cottbus wieder ganz er selbst: Bereits nach elf Minuten ließ sich sein Gegenspieler das erste Mal behandeln. Chapeau! Und auch sonst hielt der Kick zwischen Karlsruhe und Cottbus ex-akt, was er versprochen hatte. Zwei Teams, so dermaßen auf Augenhöhe, dass am Ende nur ein makelloses Nullnull der nullnulligsten Sorte dabei heraus kommen konnte. Wer braucht da schon einen Clasico?

11. Das Hans-Meyer-Quiz: Das Beste zum Schluss: Nicht mal zwei Minuten benötigte Hans Meyer im Doppelpass, um der anwesenden Journaille zu zeigen, wie mies und falsch und schlecht sie doch ist: Mal wieder schräg von der Seite ankritisiert, weil er, Meyer, das arme Jahrhundert-Talent Marko Marin aus purer Schlechtigkeit auf der Bank versauern ließe, lächelte Hans Meyer milde - und startete ein kleines Quiz: "Das ist nur so ein kleiner Test: Wie oft hat der Marko Marin in dieser Saison 90 Minuten gespielt?"

Da holte die Expertenrunde tief Luft und sprach: "Dreimal?" (Wontorra), "Auch so ähnlich." (Köhler), "Gefühlte fünf bis sechs." (Holzschuh), "Sieben oder so." (Herrmann), "Seit dem 20. Spieltag sitzt der auf der Bank!" (klar: Lattek!), und Hans Meyer lächelte milde und sprach: "Marko Marin hat bei mir bisher alle Spiele gemacht. Alle! Außer das Spiel in Karlsruhe, wo er gesperrt war. Sonst hat der junge Mann, zwanzigjährig, in der 1. Bundesliga in einer ganz, ganz komplizierten Mannschaft alle Spiele gemacht. Und davon 15 über 90 Minuten. Aber daran, dass Ihr glaubt, es war deutlich weniger, kriegt Ihr mal mit, was für einen Mist Eure Leute bringen."

Und anstatt jetzt einfach mal still zu sein und peinlich berührt im Erdboden zu versinken, war Wonti auch weiterhin ganz Wonti: "Viel wichtiger ist ja für mich die Erkenntnis, dass Sie den Fans das jetzt mal erklärt haben." Und Hans Meyer lächelte ein letztes Mal milde - und gab es dann wohl einfach auf.

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