Rettet Lukas Podolski!

Von Stefan Moser
Die glorreichen Sieben (v.l.): Schweini, Kevin, Shrek, Poldi, Calli, Ba und Assi
© SPOX

Nach fünf erfolglosen Nominierungen galt Kate Winslet schon als echter Chancentod, doch nun ist es endlich soweit: Für "Der Vorleser" bekam sie ihren ersten Oscar als beste Hauptdarstellerin.

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Für seine Rolle in "Barfuss" ging Sejad Salihovic dagegen leer aus. Auch sein Gegenspieler Jens Lehmann wurde von der Jury eiskalt ignoriert. Doch auch die SPOX-Academy verleiht in diesem Jahr wieder ihre Alternativen Oscars! Lukas Podolski gehört ebenso zu den Gewinnern wie Reiner Calmund und Schiedsrichter Lutz Wagner. Doch der ganz große Abräumer heißt wenig überraschend: Schalke 04!

1. Beste Hauptdarstellerin: Endlich, endlich, endlich hat es geklappt, Kate Winslet hat ihren Oscar! Es wurde ja auch Zeit, denn niemand kann so gucken wie Frau Winslet. Dieser traurig tiefe Blick, voll unschuldiger Träume, in den immerfernen Horizont der Hoffnung. Dieses rehbraune Leuchten, voll Sehnsucht unter feuchten Lidern und dem Zittern fein geschwungener Brauen. Diese Augen, die immerfort nur weinen wollen, doch zu stolz sind, es zu tun: Diese Augen sind für Hollywood geschaffen! Ob sie allerdings auch dazu taugen, einen Sauhaufen von Bundesliga-Profis zu trainieren, steht auf einem anderen Blatt. Das muss Fred Rutten erst noch beweisen!!

2. Bester Hauptdarsteller: Der Mann des Spieltags war natürlich Demba Ba! Drei Buden gegen Stuttgart, ein Punkt für Hoffenheim, den Abwärtstrend gestoppt. Nun klingt ein 3:3 ja auch ganz prima - und trotzdem war Ralf Rangnick nicht zufrieden: Die drei Gegentreffer wurmten ihn, und das vollkommen zu Recht! Man kann sich schließlich nicht darauf verlassen, dass Demba Ba nun wöchentlich drei Tore macht. Er spielt ja auch nicht jede Woche gegen Magnin...

3. Beste Liebesgeschichte: In der Liga tuschelt man schon länger: Es ist nicht eben eine Musterehe, die die beiden führen. Vielmehr ein fatales Spiel, ein explosiver Flirt, ein loses aber ungestümes Abenteuer. Denn sie begegnen sich nur ziemlich selten - dafür aber reichlich intensiv. Denn jedes Mal, wenn Diego Klimowicz auf Schiedsrichter Lutz Wagner trifft, dann kracht und knistert es gewaltig. So war das auch an diesem Samstagnachmittag: Die Atmosphäre war geladen, Funken schwirrten durch die Luft - und letzten Endes flog Bochums heißblütiger Latino-Lover in Bielefeld vom Platz.

Für Klimowicz der dritte Feldverweis in fast zehn Jahren Bundesliga - und drei Mal hieß der Unparteiische: Lutz Wagner. Eine verhängnisvolle Affäre...

4. Leider nicht: Die gute Nachricht für den HSV: Hamburg ist seit Sonntag wieder Tabellenführer! Die schlechte Nachricht: Trainer Martin Jol hat den Oscar für seine Titelrolle in "Shrek 4" leider nicht bekommen.

5. Bester Film: Bestes Drehbuch, beste Regie, bester Hauptdarsteller - geht alles ans Revier-Derby. Nein! Nicht ans kleine Revier-Derby Schalke gegen Dortmund, das war eher langweilig. Sondern ans eigentliche, echte, große Revier-Derby: Schalke gegen Schalke! Da war was los! Symbolisiert wie immer durch die Hauptfigur: Kevin Kuranyi. Sein Tor zum 1:0 zum Beispiel war ja richtig groß. Doch zum Helden werden wollte er dann doch nicht, die eigene Psyche wehrte sich dagegen. Er vergab die Riesenchance zum 2:0, und das war eher nicht so groß. Doch dass der große Kuranyi mit dem kleinen Kuranyi auch später noch zu hadern hatte, verriet der 26-Jährige höchst selbst nach seinem Versagen bei der Dopingkontrolle: "Ich habe genau 75 Milliliter geschafft. Aber neuerdings braucht man ja 90."

6. Beste Nebenrolle: Etwas Krimi bot dann immerhin auch noch das kleine Derby gegen Dortmund. Denn im Schalke-Block tauchte plötzlich der Fetzen eines schwarz-gelben Banners auf. Vermutlich die Überreste der Dortmunder Kult-Fahne, die dem BVB 2006 aus dem Stadion geklaut wurde. Damals wurde eigens eine "SOKO Fahne" gegründet, um den Dieben auf die Schliche zu kommen. Und nun endlich eine heiße Fährte. Sie führt - Überraschung! - direkt in die königsblaue Fan-Szene. Und apropos Königsblau: Böse Zungen behaupten ja, um der Fahne von Schalke-Boss Jupp Schnusenberg auf die Spur zu kommen, bräuchte man nun wirklich keine Sonderkommission. Das würde immerhin erklären, wieso auch er am Wochenende so bereitwillig eine Rolle in "Schalke gegen Schalke" übernahm. Den Vorwurf von Ex-Manager Rudi Assauer, der aktuelle Vorstand hätte vom Fußball keine Ahnung, konterte Schnusi nämlich gewohnt souverän: "Mich kann er nicht meinen. Das bisschen, das ich vom Fußball verstehe, habe ich von 'Assi' gelernt."

7. Bestes Remake: Gegen Köln wurde Bastian Schweinsteiger nach 45 überaus lustlosen Minuten zur Pause bereits ausgewechselt. Der dramaturgische Höhepunkt eines bekannten Münchner Lustspiel-Klassikers: "Das Sagnol-Syndrom". Denn die letzte Szene, in der Schweini wirklich glänzte, war die Unterschrift unter seinem neuen Vertrag kurz vor Weihnachten...

8. Bestes Kostüm: Frankfurts Knalltüten in Knallorange, die mit ihrem Feuerwerk in Karlsruhe fast den Spielabbruch bewirkten, sorgten immerhin für Aufsehen, auch wenn keiner genau wusste, was sie mit der Zündelei im Wesentlichen sagen wollten.

Ideologisch völlig transparent war allerdings die Gegendemo einer Handvoll KSC-Anhänger: Sie verkleideten sich als Nonnen und beteten im Stillen, dass einer ihrer Stürmer doch endlich mal die Kiste treffe. Der fromme Wunsch blieb freilich unerhört, Karlsruhe verlor mit 0:1.

Die "Goldene Himbeere" für die schlechteste Klamotte geht indes an Frau Beate Rehhagel, die am Sonntag mit ihrem Mann zu Gast in Leverkusen war. Denn für das Ding, mit dem sie ihre Ohren wärmte, mussten jede Menge seltene Tiere daran glauben! Wenn die Bilder nicht täuschen, trug sie auf der linken Muschel nämlich einen ausgestopften Zwerghasen. Rechts dagegen baumelte der Rauschebart von Thomas Schaaf.

9. Bester Original-Kommentar: Oscar-Moderator David Niven wurde 1971 für seine Schlagfertigkeit gelobt, als er einen nackten Flitzer mit den Worten von der Bühne komplimentierte: "Ist es nicht faszinierend, dass der einzige Lacher, den dieser Mann in seinem Leben je ernten wird, daher rührt, dass er sich auszieht und aller Welt seine Mängel zeigt?" In Wahrheit hatte Niven sein rhetorisches Ass nur deshalb mundgerecht im Ärmel, weil die Produzenten ihn schon vor der Show vor nackten Tatsachen gewarnt hatten. Ein Muster echter Spontaneität lieferte am Samstag dagegen Ex-Bayer-Manager Reiner Calmund. Dem wurde nämlich in Köln sein Mantel aus dem Wagen geklaut. Und Calli kommentierte trocken: "Ich will ihn wieder haben! Was will der Dieb denn auch mit meinem Mantel? Er hat ja gar nicht die Zeltstangen dazu."

10. Ehren-Oscar: Die Sonderwertung für Fairplay geht an Michael Tarnat: Weil ein Gegenspieler mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag, wollte der Hannoveraner gegen Gladbach die Partie unterbrechen und fing den Ball mit der Hand.

Die Trophäe überreichte ihm Schiedsrichter Günter Perl auch gleich spontan vor Ort - in Form einer Gelben Karte. Für so viel Krämerseele hat auch der Unparteiische eine Auszeichnung verdient: der Goldene Paragrafenreiter für Herrn Perl!

11. Melodramatischstes Drama: Es war schon ein groteskes Schauspiel: Lukas Podolski gegen Köln in der Startelf. Und es war dem armen Teufel ja auch anzusehen: Er war verwirrt, verloren, wollte nur noch heim. Nur wo ist das - sein Zuhause? Die Bayern zahlen sein Gehalt, doch der Trainer will ihn nicht; er trägt das Trikot des Rekordmeisters, doch das Publikum lehnt ihn ab. Und dann feiern die Kölner ihren Karnevals-Prinzen auch noch in der Münchner Allianz Arena. Wer soll da noch wissen, wo er seine Heimat hat? Ausgerechnet der kleine Poldi? Man könnte ja fast Mitleid mit ihm bekommen!So viel Begabung, so viel Potential: Es wäre wirklich jammerschade, würde er den rechten Weg nicht finden und irrlichternd sein Talent vergeuden.

Am liebsten möchte man sich doch sein Poesie-Album schnappen und eine Warnung hinein schreiben: Lukas, pass' gut auf Dich auf! Denn man kann selbst wenige Schritte vor der eigenen Haustüre plötzlich 40.000 Kilometer von daheim entfernt sein. Wenn man in die falsche Richtung losmarschiert...

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