Nieder mit den Hippies!

Von Stefan Moser
Felix Magath steht drauf, wenn er beim Flirten gefilmt wird
© Getty

Die Hertha wird Meister und keiner kriegt's mit, weil Magath zu Schalke geht und die Bayern jetzt plötzlich Ecken schießen können. Verrückte Fußballwelt. Schalke spielt ja nicht mal UEFA-Cup, oder? Völlig egal, sagt Magath, nach alter Väter Sitte entscheiden im Frühjahr die Hormone; und die wollen was Neues, Frisches, Aufregendes - und möglichst gut Bezahltes.

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Das ist auch unbedingt richtig, denn der Rest der Liga besteht ja fast ausschließlich aus romantischen Waschlappen, zögerlichen Flachzangen und pazifistischen Dünnbrettbohrern. Beweise? In der männlichsten Alternativen Liste aller Zeiten?

1. Zitat: Mein Gott, Bundesliga, sag' mal: Hast Du sie noch alle?! Was ist nur los mit Dir, was machst Du denn mit Deinen Trainern? Fred kehrt zum Jupiter zurück, Klinsi fliegt im hohen Bogen, Osram erleuchtet die Bayern und Felix Magath? Zeigt mitten im Saisonfinale einen astreinen Spagat samt verbaler Pirouette - und sichert sich mit einem eleganten Salto rückwärts den dritten Platz vor den Australierinnen. Das ist doch grotesk! Und, Bundesliga, sei versichert: Das freut uns wirklich sehr. Nur die Gerüchte mit dem Werder-Trainer, der nach Wolfsburg wechseln soll - das geht dann doch zu weit. Das führt zu nichts, außer zu ganz hässlichen Wortspielen. Wie zum Beispiel diesem: "Schaaf womöglich bald im Wolfspelz." Igitt!

2. Allerdings: Wo immer es hässlich wird, ist die Alternative Liste nicht weit. Also, apropos Wortspiele: Was waren Uli und Jupp am Samstag im Cottbuser Stadion? Richtig: zwei Energiespar-Lampen. Igitt, Igitt!

3. Einen hamwa noch: Cottbus-Trainer Bojan Prasnikar, der nach dem 2:0-Sieg im Vorjahr dieses Mal gegen die Münchner mit 1:3 unterlag, sagte: "Wenn es in Cottbus noch mal eine Überraschung für Bayern gegeben hätte, wäre es ja keine Überraschung mehr."

Klingt wahnsinnig logisch, hilft Cottbus aber auch nicht weiter: Vorletzter. Also, Technik-Nerds, herhören: Die Welt ist nicht logisch! Denn wenn sie es wäre, dann wäre USB ja die Fortsetzung von USA. (Igitt, Igitt, Igitt!)

4. Hätte, hätte, Herren-Toilette: Kollege Konjunktiv hat im Fußball nichts verloren. Das erklärte Felix Magath am Samstag höchst selbst mit einem lang gezogenen: "Wenn das Wörtchen wenn nicht wär', wär' mein Vater Millionär." Das klang seriös und pädagogisch wertvoll - und dann baggerte er Horst Heldt an. Stuttgarts Sportdirektor "passt perfekt zu Schalke", grabschte Magath unverhohlen in die Kameras. Das wiederum klang unmittelbar vor dem Spiel gegen den VfB grenzwertig unverschämt. Dafür aber ungemein zielstrebig und zupackend. Und damit auch ganz anders als diese Waschlappen aus Wolfsburg, denen Magath nun völlig zu Recht den Rücken kehrt. Zögernd und zaudernd nämlich verfiel VfL-Geschäftsführer Jürgen Marbach in einen geradezu orgiastischen Konjunktiv, als er im Gegenzug versuchte, Thomas Schaaf anzubaggern: "Ein Trainer wie Schaaf wäre immer von Interesse, wenn er verfügbar wäre. Wenn Thomas Schaaf Interesse hätte, würden wir ihn wahrscheinlich in Wolfsburg gerne empfangen." Das hat er wirklich so gesagt...

5. Eichins Erben: Es gibt Dinge im Leben eines Mannes, die man einfach akzeptieren muss. Zum Beispiel: Dass jede Frau der Welt sich irgendwie eine lesbische Erfahrung mit der Sängerin von Skunk Anansie wünscht. Oder dass Markus Schuler niemals, niemals, niemals ein Tor schießen wird.

Am Samstag löste der Bielefelder Abwehrmann den legendären Thomas Eichin (15 Jahre Gladbach) als torungefährlichsten Spieler der Bundesligageschichte ab: 180 Spiele, null Tore, Glückwunsch. "Ich träume immer davon, dass wir am letzten Spieltag schon gerettet sind und wir einen Elfmeter bekommen", verriet Schuler nach seinem Rekordspiel gegen Leverkusen. Aber das wird nie passieren. Manche Dinge muss man einfach akzeptieren.

6. Traditionspflege: Aber vielleicht bekommt Schuler ja auch mal ein Tor geschenkt. Von Mario Gomez zum Beispiel, der hat nämlich jede Menge davon. Im Topspiel gegen Wolfsburg machte Stuttgarts Stürmer alleine vier Stück. Vier Buden in einem Spiel! Das gelang in der Bundesliga zuletzt: Kevin Kuranyi. Das war schon die Pointe.

7. Love and Peace: Das war sie natürlich noch nicht, die Pointe. Zuckersüß war nämlich auch, wie Super Mario nach getaner Arbeit das massenhafte Lob an seine Teamkollegen weiterreichte. Jedem Einzelnen gab er fein säuberlich ein Zweigchen seines Lorbeers ab: Cacau war nämlich auch ganz toll und die Abwehr auch und Hitzlsperger war sogar ganz super toll und außerdem, Schuler, das wird schon werden. Herrgott, Gomez! Lass' doch diesen Hippie-Scheiß! Weißt Du denn nicht, wo so was hinführt? Am Ende wird der VfB noch Meister und halb Stuttgart lässt sich die Genitalien piercen, um anschließend in bemalten VW-Bussen zu kopulieren!

8. Eichins Erben, II: Ralf Rangnick ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Nachdem Hoffenheims etatmäßige Elfmeterschützen Salihovic und Obasi gegen Köln kurz vor Schluss dem darbenden Sanogo den Ball zum Strafstoß überließen, schimpfte der Trainer: "Das war ein bisschen zu viel Großmut und Altruismus. Es war gut gemeint, aber nicht gut gemacht." Recht so, Rangnick, nieder mit den Hippies! Vielleicht war er aber auch nur sauer, weil Bobbycar auch diese Chance versemmelte. Die 1,2-Millionen-Leihgabe aus Bremen ist damit nun 1200 Minuten ohne Tor.

9. Nachtrag zum UEFA-Cup: Psst, HSV, alter Derby-Depp! Wir wissen, wer die Papierkugel geworfen hat. Investigativ, wie wir nun mal sind, haben wir's raus gefunden, am Sonntag kurz vor Mitternacht. Wir verraten es aber nicht! Wer 's sonst noch weiß, bekommt einen Smiley von der Chefredaktion geschenkt. Also: Bitte posten!

10. Apropos Love and Peace: Auch an seinem Trainer könnte sich der Gomez mal ein Beispiel nehmen.Knietief durchs Testosteron watend gab Markus Babbel nämlich die einzig richtige Antwort auf Magaths Flirt mit Sportdirektor Heldt.

Als Verteidiger der alten Schule ließ er wissen: "Wenn Heldt zu Schalke geht, dann soll er sich lieber vorne und hinten Schienbeinschoner anziehen. Weil ich nämlich der erste sein werde, der ihm nachgrätscht!"

11. Was Schönes: Irgendwie ist die Alternative Liste am 31. Spieltag bislang so hart, gemein, ja fast gehässig. Da kann es nicht schaden, zum Schluss noch mal was Nettes zu sagen. Also bitte: Sportclub Freiburg! Herzlich willkommen in der Bundesliga! Herzlich willkommen in der Alternativen Liste...

Der 31. Spieltag im Überblick