Fünf versteckte Seitenhiebe

Von Stefan Moser
Schalke, Kuranyi, Jubel
© Imago

München - So nimmt man seinen Kritikern den Wind aus den Segeln. Vor der Partie gegen Cottbus musste die Schalker Führungsspitze noch nach schlagkräftigen Argumenten für die kurzfristige Entlassung von Trainer Mirko Slomka suchen - nun hält die den Spielberichtsbogen in der Hand.

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"Schalke 5, Energie Cottbus 0", steht da Schwarz auf Weiß geschrieben. In der gesamten Ära Slomka hat Königsblau kein Spiel so deutlich gewonnen.

(Die königsblaue Gala in Bildern) 

In den letzten fünf Pflichtspielen gelangen Schalke überhaupt nur zwei eigene Treffer - mit ein Grund für die Entlassung von Slomka, auch wenn die schlechte Chancenverwertung wohl am wenigsten seine Schuld war.

Etappenziel erreicht

"Wir versuchen erstmal, ein bisschen Ruhe reinzubringen", sagte Youri Mulder, der zusammen mit Mike Büskens nun die Geschicke der Knappen leiten soll, noch vor der Partie. Etappenziel erreicht.

Das nervöse Umfeld hat nun kaum mehr Argumente, der Schalker Plan ging fürs Erste auf. Mit Mulder und Büskens sitzen nun zwei Identifikationsfiguren stilecht im Trainingsanzug auf der Bank.

Ihr Image taugt alleine zur königsblauen Legendenbildung, und der eindrucksvolle Sieg gegen Cottbus mit Sicherheit auch. "Es gab viel Druck in den letzten Wochen, aber Fußball ist immer noch Spaß und Freude. Und das hat die Mannschaft heute gezeigt. Sie hat sehr, sehr ansehnlich gespielt", sagte Büskens nach dem Spiel.

Seitenhiebe gegen Slomka

Wohl ohne böse Absicht, doch in der Formulierung seines Lobs steckte auch ein Seitenhieb gegen Mirko Slomka. Denn mangelnde Spielfreude war einer der Hauptanklagepunkte gegen den 40-Jährigen.

Zwar bemühten sich die Schalker kollektiv um Etikette im Umgang mit dem geschassten Trainer, Büskens etwa ließ wissen, dass der Erfolg gegen Cottbus auch "Mirko Slomkas Sieg war, denn er hat ja hier in den vergangenen zwei Jahren sehr gute Arbeit geleistet."

Insgesamt aber wirkten Verantwortliche wie Spieler doch irgendwie befreit. Allen voran Kevin Kuranyi, der - spätestens nach dem verweigerten Handschlag in Porto - nicht eben als Slomkas Busenfreund galt.

Der Tag der "Vielen"

Vier Tore in einem Spiel! Und das, nachdem er in den Partien zuvor noch hartnäckig an seinem Ruf als Chancentod arbeitete. "Viele waren heute besonders motiviert und haben versucht, noch stärker zu spielen als zuletzt", beschrieb der Matchwinner den Effekt des Trainerwechsels.

Zu diesen "Vielen", die beflügelt wurden, gehörte offenbar auch Kuranyi selbst, zu einer Spitze gegen Slomka aber ließ auch er sich nicht hinreißen. Stattdessen dankte er dem Team: "Es hat alles gepasst. Natürlich freue ich mich sehr über meine Tore, aber ich habe sie der Mannschaft zu verdanken. Heute war der Tag der Mannschaft." Und ganz besonders wohl ein Tag der "Vielen".

Jene "Viele" nämlich, die innerhalb der Mannschaft, die Entscheidung von Manager Andreas Müller - mehr oder weniger offenkundig - mitgetragen haben.

Cottbus hilft mit

Ob sich das Duo Büskens/Mulder nun auf Dauer als Erfolgsmodell erweist, muss sich dabei freilich erst noch zeigen. Denn Cottbus war an diesem Dienstagabend, bei allem Respekt, ein mehr als dankbarer Gegner.

Und so war es auch ein Energie-Spieler, der die Schalker Torflaute fürs Erste beendete: Vragel da Silva drückte den Ball nach gut einer halben Stunde über die eigene Torlinie. Bei der dann folgenden Kuranyi-Gala stand Cottbus schließlich weitestgehend tatenlos Pate.

Fakt ist jedenfalls, dass Schalke damit wieder auf einem Champions-League-Platz gelandet ist und in der Form wohl auch für die Königsklasse planen kann. Denn mit Hamburg patzte der ärgste Widersacher im Kampf um Platz drei bei der Hertha in Berlin.

Hamburg patzt

Ein ziemlich schnödes 0:0 stand dort am Ende auf der Anzeigetafel. Und der Spielverlauf spiegelt das Ergebnis durchaus zutreffend wieder. Zwar vergab Ivica Olic in der 75. Minute die größte Chance für den HSV vom Elfmeterpunkt aus, die dafür aber so kläglich, dass der Endstand auch in der Höhe völlig verdient war.

Schalkes Rückstand auf Platz zwei beträgt aktuell noch zwei Punkte. Doch dort steht weiterhin Bremen, das mit einem 2:1 Sieg in Rostock den Aufwärtstrend der letzten Woche bestätigte.

(Kommt Schalke in die Champions League? Jetzt nachrechnen!)

Zwar lieferte Werder keineswegs eine Galavorstellung, doch neun Punkte aus den letzten drei Spielen sind ein imposanter Arbeitsnachweis. Zudem kommt Rekonvaleszent Torsten Frings immer besser in Tritt.

Gegen Hansa erzielte er das 1:0 mit einem Hammer aus 30 Metern in den Winkel, vor dem Siegtor holte er den Elfmeter für Bremen heraus.

Held des Tages war an diesem Dienstag aber Kevin Kuranyi. Und mit ihm die ominösen "Vielen".

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