Tage wie dieser

Von Florian Bogner
sanogo bremen bielefeld
© Getty

München - Es gibt Tage, an denen erwartet man nicht viel und dann passiert doch alles.

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Als die Werder-Fans am Samstagnachmittag über den Osterdeich in Richtung Weserstadion schlurften, hatten sie bestimmt nicht mit so einem Auftritt ihrer Elf gerechnet. Ein Heimsieg? Klar, der Gegner heißt ja auch Bielefeld. Aber so ein Ding? Es gibt eben solche Tage. 

Dabei taten sich die Bremer zu Beginn alles andere als leicht gegen defensiv eingestellte Ostwestfalen. Bis Peter Niemeyer, den Trainer Thomas Schaaf in seiner personellen Verlegenheit von Beginn an aufgeboten hatte, mit einem Traumtor seinen Mitspielern zeigte, wo der Hammer hängt.

"Wir sind sehr schwer ins Spiel gekommen. Mit dem 1:0 ist das aber gekippt, weil wir gemerkt haben, dass wir doch Tore schießen können", meinte Kapitän Per Mertesacker.

Dem von Niemeyer ausgelösten "Aha"-Erlebnis ließen die wie entfesselt spielenden Bremer noch sieben weitere blitzsaubere Treffer folgen. Am Ende stand die Acht auf der Anzeigetafel - das war zuletzt vor 24 Jahren beim 8:1 gegen Kickers Offenbach in einem Bundesligaspiel mit Bremer Beteiligung der Fall.

Bremen wieder im Soll

In der letzten Woche ein 4:1 über Meister Stuttgart, das Schützenfest gegen Bielefeld, dazwischen ein passables Remis in Wolfsburg - Bremen hat sich wieder an die Spitzengruppe der Liga rangepirscht und liegt im Soll.

Alles in allem hat sich Bremen damit souverän über die Zeit voller rekonvaleszenter Leistungsträger gerettet. Zur Erinnerung: Mit Torsten Frings, Tim Borowski, Carlos Alberto und Pierre Wome fehlen seit Wochen vier Stammspieler, dazu kommen weitere fünf Ausfälle.

Gegen Bielefeld war Clemens Fritz erstmals wieder dabei, dafür fehlte Frank Baumann. Doch in Bremen beschwert man sich nicht, in Bremen gibt man die Antwort auf dem Platz - ganz nach dem Geschmack von Schaaf, der sowieso kein Freund des ausgeprägten Lamentierens ist.

Schaafs Meinung zu dem Spiel und seiner Wirkung: "Ich hoffe, dass es jetzt bei dieser Richtung bleibt." Eben kein Mann großer Worte. Aber er erreicht seine Spieler damit.

Middendorps schwärzester Tag

Ganz anders sein Gegenüber Ernst Middendorp. Als die Arminia vor zwei Wochen auf Platz drei thronte, gab er ein kühnes Versprechen ab, das seine Mannen nicht halten konnten.

Middendorp vor dem vergangenen Samstag: "Wir werden alles unternehmen, um noch lange Bayern-Jäger zu bleiben. Alles!" Middendorp an diesem Samstag: "Wir haben uns abschlachten lassen. Die Mannschaft war bereit, sich das Desaster anzutun. Das war mein schwärzester Tag in der Bundesliga." Dazwischen liegen drei Niederlagen in sieben Tagen. Und Bielefeld ist nicht mehr Dritter sondern Elfter.

Als sein Abwehrchef Andre Mijatovic in der 27. Minute vom Platz humpelte, schwante ihm wahrscheinlich schon, dass mit Bremens Offensive an diesem Tag nicht zu spaßen sein würde. Sein Schachzug, Radim Kucera nach hinten zu beordern, schlug aber ebenso fehl, wie die Maßnahme, Tobias Rau noch vor dem Wechsel durch Markus Schuler zu ersetzen.

Am Ende des Tages blieben zwei Dinge: Ein Mannschaftsbus voller schlecht gelaunter Bielefelder und viel Ratlosigkeit. Wie dieses 1:8 zustande gekommen war, konnte sich niemand erklären. O-Ton Matthias Langkamp: "Unentschuldbar, unerklärbar." Es gibt eben solche Tage.

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