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Draft Analyse Joe Burrow: Das beste Quarterback-Prospect seit 5 Jahren?

SPOX blickt im Detail auf die Stärken und Schwächen von LSU-Quarterback Joe Burrow.
© getty
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Joe Burrow und die Improvisationen

Burrow war 2019 fantastisch innerhalb der Struktur der Offense: Wenn er den Ball schnell werfen konnte, wenn er sich die Run Pass Options zunutze machen konnte, wenn die Route-Kombinationen griffen und er einen Receiver in vollem Lauf über die Mitte anvisieren konnte - hier kam ganz viel von Burrows Production zustande.

Doch man würde seiner Leistung nicht gerecht werden, wenn man Burrows Fabelsaison auf das Scheme und die Waffen schieben würde.

Denn einerseits war es Burrow, der dieses Scheme mit seiner herausragenden Accuracy und Antizipation erst so gefährlich machte - andererseits aber war Burrow auch stets in der Lage, selbst Plays außerhalb der Struktur zu kreieren.

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Dieses Play gegen Oklahoma unterstreicht diese Qualität. Burrow hat zunächst Zeit in der Pocket, keiner seiner Receiver aber kann sich freilaufen.

Dabei manövriert er sehr gut durch den steigenden Traffic und verhindert etwa, dass der freie Verteidiger (Nummer 34) direkt einen Zugriff auf ihn bekommt. Burrows Augen bleiben Downfield, und das ändert sich auch nicht, als er schließlich nach rechts aus der Pocket rollt - und auch nicht, als er einen gewaltigen Hit einsteckt, während er den Ball anbringt.

Seine durchschnittliche Wurfzeit von 2,7 Sekunden (die Zeit zwischen Snap und Wurf) war vergleichsweise sehr hoch, 86 College-Quarterbacks waren hier letztes Jahr schneller. Das liegt teilweise daran, dass RPOs als Play schlicht länger dauern, doch bei den meisten seine 2019er Tapes gibt es auch einzelne "Wow-Plays", die Burrow spät im Down und außerhalb der Play-Struktur kreiert.

Spieler:BurrowHuntleyTagovailoaHerbertHurts
Passer Rating gegen Pressure 2019143.2124.7115.5102.299.8

Statistiken laut Sports Info Solutions

Joe Burrow und das Thema Pocket-Movement

Accuracy, Antizipation, die Fähigkeit, das Feld schnell zu lesen, Räume zu finden und Plays notfalls zu improvisieren - all das sind Fähigkeiten, die die meisten Elite-Quarterbacks maßgeblich ausmachen. Doch wird nahezu jede dieser Qualitäten maßgeblich limitiert, wenn der Quarterback die Pocket nicht navigieren kann.

Wenn ein Quarterback nicht in der Lage ist, sich in der Pocket Platz zu verschaffen und mit dem richtigen Gefühl für den Pass-Rush und der inneren Uhr zu agieren, wird er seine Accuracy und sein Spielverständnis deutlich seltener zeigen können - weil er häufiger als notwendig unter Druck geraten wird.

Bei Burrow haben wir hier noch ein zweischneidiges Schwert.

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Die Vielzahl der Plays, und das ist zwingend zu betonen, sind positiv. Burrow hat meist ein exzellentes Gefühl für die Pocket, mit kleinen, subtilen Bewegungen verschafft er sich Zeit und verliert dabei selten seine Plattform, um stets in Wurfposition zu sein.

Es gibt Highlight-Plays, wie die Szene oben gegen Alabama, wo Burrow mit zwei kürzen Sprüngen fast wie ein Running Back den Verteidigern ausweicht und so aus einer scheinbar aussichtslosen Situation kommt.

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Auch diese Szene gegen Ole Miss geht in die Richtung.

Burrow ist unter Druck, schon bevor er seinen Dropback fertig durchgeführt hat und innerhalb von Sekundenbruchteilen bricht ein weiterer Verteidiger durch. Burrow bleibt ruhig, macht eine kurze Bewegung seitlich nach hinten und kann dann in die einzige Lücke treten, die sich geöffnet hat.

Den perfekten Pass zum Touchdown gibt es obendrauf.

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Der Touchdown gegen Oklahoma hier unterstreicht nochmals, wie gut Burrow technisch in der Pocket bereits ist.

Nachdem er zunächst im exakt richtigen Moment in die Pocket getreten ist, wodurch der Edge-Rusher ins Leere läuft, sind seine Füße konstant in Wurfposition. Was dann passiert, ist außergewöhnlich.

Burrow täuscht eine Bewegung nach rechts an, wo sich eine Lücke aufgetan hat. Das zieht den Underneath-Linebacker nach vorne, und das ist der Schlüssel, um die Crossing-Route zu öffnen.

Nachdem der Linebacker den Schritt nach vorne gemacht hat, zieht Burrow zur anderen Seite aus der Pocket und hat jetzt ein offenes Fenster, um den Ball, welchen er abermals perfekt platziert, zum Receiver zu bringen. Mehr kann man von einem Quarterback hier nicht verlangen.