NBA

"Müssen das Frühstück aufessen": Die OKC Thunder und die Frage nach dem Star-Trade

Von Robert Arndt
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Die Oklahoma City Thunder sind als Top-Seed bereits in den Conference Semifinals ausgeschieden. Die jungen Wilden aus OKC zahlten teilweise gegen die Dallas Mavericks Lehrgeld, dennoch glaubt man in Oklahoma weiter daran, mit dieser Mannschaft Erfolg zu haben. Aber: Die Thunder bleiben ein heißes Team für einen Star-Trade.

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So bitter das Aus für die Thunder auch war, man kann mit erhobenem Haupt aus der Saison gehen. Kaum jemand erwartete 57 Siege für diese Franchise, erst recht nicht den ersten Platz in einer Western Conference, in der vier der fünf besten Teams der NBA zu verorten waren. OKC war ein Muster an Konstanz, kam fast ohne Verletzungen aus und hatte in Shai Gilgeous-Alexander den Zweitplatzierten im MVP-Voting in seinen Reihen.

Der Kanadier zementierte in seinen ersten Playoffs als Go-to-Guy seinen Status als Superstar, im Schnitt legte SGA 30,2 Punkte bei 50/43/79-Splits auf und war gegen Dallas der beste Spieler in der Serie. Für OKC reichte das als Bestätigung, dass Gilgeous-Alexander eindeutig der Anführer dieses Teams sein muss.

Thunder vs. Mavs: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
18. Mai (Mi)3.30 UhrOklahoma City ThunderDallas Mavericks117:95
210. Mai (Fr)3.30 UhrOklahoma City ThunderDallas Mavericks110:119
311. Mai (Sa)21.30 UhrDallas MavericksOklahoma City Thunder105:101
414. Mai (Di)3.30 UhrDallas MavericksOklahoma City Thunder96:100
516. Mai (Do)3.30 UhrOklahoma City ThunderDallas Mavericks92:104
619. Mai (So)2 UhrDallas MavericksOklahoma City Thunder117:116

OKC Thunder: Der Kern des Teams steht

Dahinter etablierten sich sowohl Jalen Williams als auch Chet Holmgren als Co-Stars. Williams klopfte in seiner zweiten Saison dezent an die Tür zum All-Star Game und war in zahlreichen Schlussabschnitten ein Garant für die Thunder, auch wenn die Mavs ihn mit ihrer Länge etwas eindämmen konnten. Als zweiter großer Spielmacher mit einem guten Wurf ist er neben Shai eine sehr gute Ergänzung.

Gleiches gilt für Holmgren, der nach seiner schweren Fußverletzung im Vorjahr alle 82 Spiele in seiner Rookie-Saison abspulte und umgehend einer der besten Rim Protector der Liga war. Es bestätigte sich, dass Holmgren der Typ Spieler ist, der OKC zuvor beim Rebuild abging und auch gegen Dallas war der Center trotz seiner Rebound-Schwäche unverzichtbar.

"Wir können es fühlen, wir haben die richtigen Schritte eingeleitet", stellte SGA nach Spiel 6 fest. "Natürlich schmerzt es, aber wir haben gute Dinge gesehen. Es sind diese Momente, die spätere Champions definieren."

Ganz so weit sind die Thunder noch nicht, aber nun hat GM Sam Presti seine Stichprobe, die er vor der Saison immer wieder erwähnte. "Wir müssen erst unser Frühstück aufessen, bevor wir anfangen zu glauben, dass wir nah an den Besten dran sind." Dieses wurde nun verputzt, der Sweep gegen New Orleans war das erste Mittagessen für das Team, das das Jüngste ist, welches eine Playoff-Serie für sich entscheiden konnte.

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© getty

OKC Thunder: Wie geht es mit Josh Giddey weiter?

Die Probleme traten erst bei der Zubereitung des Abendessens auf. Hier zeigten sich dann offensichtliche und zu befürchtende Schwächen im Kader auf. An allererster Stelle steht die Personalie Josh Giddey. Der Nr.6-Pick von 2021 hat bei den Thunder einfach keinen Platz, seine Shot Creation wird kaum benötigt und abseits des Balles fielen seine Schwächen (Wurf, Defense) umso mehr ins Gewicht und machten ihn kaum spielbar (3/16 3P in der Serie).

Das Thema wird sich über die nächsten Monate zuspitzen, da Giddey nur noch ein Jahr Vertrag hat (8,4 Millionen Dollar) und dann Restricted Free Agent wird. In einer anderen Situation könnte der Australier womöglich aufblühen, OKC scheint dagegen nicht der richtige Ort zu sein. Durch den steilen Aufstieg der Thunder wächst aber auch ein wenig der Druck für das Team, mit einem möglichen Giddey-Trade den fünften Starter zu finden.

Der fehlte OKC gegen Dallas. SGA, Williams und Holmgren sind plus Lu Dort scheinbar gesetzt, ein langer 3-and-D-Forward (im Prinzip Cason Wallace plus fünf bis zehn Zentimeter) wäre hier wünschenswert. Mit Giddey plus den zahlreichen Picks sollte OKC in der Lage sein, den Spieler zu holen, wenn man ihn denn identifiziert.

Josh Giddey: Seine Stats in Regular Season und Playoffs

/MINPTSFG%3P%REBASTSTL
RS25,112,347,533,76,44,80,6
Playoffs18,18,745,335,33,62,10,2

OKC Thunder: Lehrgeld gegen die Dallas Mavericks gezahlt

Theoretisch muss das auch nicht sofort geschehen. OKC hat in diesem Sommer zwar etwas Capspace, wirklich teuer wird es aber erst, wenn Williams und Holmgren 2026 Restricted Free Agents werden und dann neue Deals bekommen. Coach Mark Daigneault wollte direkt nach dem Aus darüber aber keine Diskussion starten. "Unser Kader war gut genug, um Erster in der Conference zu werden. Wir hatten alles, was wir brauchten, Dallas war aber besser."

Ganz unrecht hat er dabei nicht. In Spiel 6 zeigte sich wieder, dass OKC diese Serie hätte gewinnen können, allerdings waren die Mavs besser und schneller in ihren Adjustments. Hier musste der Coach of the Year gegen Jason Kidd Lehrgeld zahlen. Er hielt zu lange an Giddey fest, versuchte zu lange die Sachen, die in der Regular Season Garanten waren, von den Mavs aber durch gute Gameplans limitiert wurden.

Das gab auch Gilgeous-Alexander zu: "Die besten Teams finden die Probleme und dann auch schnelle Lösungen. Das gewinnt dir Viertel und Spiele. Wir müssen das noch lernen." Die Zeit dafür ist gegeben, SGA ist mit bald 26 Jahren der älteste der wichtigen Rotationsspieler. Zwar mussten die Thunder in der Vergangenheit schmerzhaft feststellen, dass Titelfenster nicht ewig offen sind, doch OKC wird in dieser Zusammenstellung noch mehrere Chancen bekommen.

OKC Thunder: Diese Spieler haben einen Vertrag für 2024/25 (Gehälter in Mio. Dollar)

Spieler (Alter)Position24/2525/2626/2727/28
Shai Gilgeous-Alexander (25)Guard35,938,340,8UFA
Lu Dort (25)Forward16,517,717,7**UFA
Chet Holmgren (22)Center10,913,7**RFA-
Josh Giddey (21)Guard8,4RFA--
Kenrich Williams (30)Forward6,77,27,2**UFA
Cason Wallace (20)Guard5,65,8**7,4**RFA
Ousmane Dieng (21)Foward5,06,7**RFA-
Jalen Williams (23)Guard4,86,6**RFA-
Lindy Waters III (26)Forward2,2**UFA--
Isaiah Joe (24)Guard2,2**UFA--
Jaylin Williams (21)Center2,0***2,2***UFA-
Aaron Wiggins (25)Forward2,0**UFA--

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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OKC Thunder: 33 Draft-Picks für die Zukunft

Kritiker werden aber darauf hinweisen, dass dies eine vertane Chance war, auch weil OKC zur Trade Deadline mit der Ausnahme des Gordon-Hayward-Deals (ein absoluter Flop) keine Anstalten machte, den Kader zu verbessern und nebenbei einem Kontrahenten in Dallas half, das eigene Team zu verbessern. Aber: Wer wäre denn die Lösung gewesen? OKCs Five-Out-System braucht ganz spezielle Spieler, vermutlich war dieser im Februar einfach nicht zu haben.

Dennoch war es bezeichnend, dass Daigneault in der entscheidenden Phase plötzlich sowohl Holmgren als auch dessen Backup Jaylin Williams, die in den 91 Spielen zuvor genau 97 Minuten zusammen auf dem Feld standen, nebeneinander spielen ließ. Es half wenig, auch mit dem Double-Big-Lineup griffen sich die Mavs einen Offensiv-Rebound nach dem anderen, über die Serie war es ein unfassbarer Wert von 33,2 Prozent, der zusammen mit New York Bestwert in der NBA gewesen wäre. Wohl auch deswegen hielt Daigneault so lange an Giddey fest, da dieser einer der besten Rebounder im Team ist.

Hier gilt es für den Sommer die Augen offen zu halten. Wenn gewünscht können die Thunder wieder ein echter Player sein, gerade für Teams tief in der Luxussteuer könnte OKC als Capspace-Team aushelfen, wenn dabei für sie etwas herausspringt. Picks brauchen die Thunder nicht, sie halten unfassbare 13 Erstrundenpicks und 20 Seconds über die kommenden Jahr, dazu kommen vier weitere Tauschrechte für First Rounder.

Interessant wird auch sein, wie die Thunder mit ihren Rollenspielern umgehen. Die Deals für Isaiah Joe und Aaron Wiggins sind nicht garantiert, beim Ziehen der Option würden aber beide 2025 Unrestricted Free Agents werden. Möglich, dass man sich vor allem Joe schon in diesem Sommer zusammensetzt, um einen neuen Deal zu besprechen.

Dies sind aber nur kleine Fische im Vergleich zu den Moves, die OKC in naher Zukunft machen könnte. Ob sie es aber auch wirklich tun, ist die große Frage. Presti wurde nicht müde zu betonen, dass man nicht einen Schritt vor dem anderen machen wolle. Reicht ihm also diese Saison? Als neutraler Beobachter muss es bejaht werden. OKC ist nah dran, womöglich fehlte genau ein Spieler, zumindest mal in die Nähe des Desserts zu kommen.