Dropping Dimes ist zurück und vergibt mit etwas Oster-Verspätung die wichtigsten Awards für den Monat März. Ein neuer MVP besteigt seinen Thron und ein Scharmützel geht gewaltig nach hinten los. Was das alles mit Duplos, Erdbeben und Windböen zu tun hat, erfahrt Ihr hier.
Außerdem mit dabei: D'Angelo Russell holt sich endlich "seinen" Award zurück, verbale Streitereien im DPOY-Rennen und gleich drei ganz bittere Airballs.
Performance des Monats: Damian Lillard
"Absurd", "eiskalt" oder einfach: "Dame ist lächerlich!" Die Reaktionen der NBA-Stars am Abend des 16. März sprachen Bände. In den Minuten zuvor hatte Damian Lillard mit 50 Punkten sowie 10 Assists beim Comeback-Sieg gegen New Orleans einige denkwürdige Momente geliefert. Und trotz zahlreicher Playoff-Heldentaten war diese Partie für ihn etwas Besonderes: "So wie es passiert ist und aus der Position, aus der wir uns herausgekämpft haben, wird das ein Spiel sein, an das ich mich erinnern werde."
Was er damit meinte: Die Blazers lagen knapp sechs Minuten vor dem Ende mit 17 Zählern im Hintertreffen. Dann leitete der 30 Jahre alte Clutchkönig mit einem tiefen Triple die Dame Time ein, an deren Ende 20 Zähler im Schlussabschnitt, zwei siegbringende Freiwürfe 1,2 Sekunden vor dem finalen Buzzer und unfassbare Quoten standen (und zugegebenermaßen ein desolater Einbruch der Pelicans).
Dass es für Big Game Dame keine schlechten Würfe gibt, musste selbst sein alter Nemesis Paul George nach dem All-Star Game zugeben. Gegen die Pels bestätigte er diese Annahme mit mehreren Dreiern vom Parkplatz bei 6/13 von Downtown, 13/20 aus dem Feld und 18/18 von der Freiwurflinie. Damit benötigte Lillard laut ESPN Stats & Info die drittwenigsten Feldwurfversuche in einem 50-Punkte-Spiel in der Shot-Clock-Ära, also seit der Saison 1954/55!
Seine True-Shooting-Percentage allein für diese Partie lag bei 89,5 Prozent, sein persönliches Offensiv-Rating bei 135,3 Punkten pro 100 Possessions. Gar nicht mal so schlecht. Dass Lillard im Anschluss auch eins der besten Post-Game-Interviews der jüngeren Vergangenheit ablieferte, passte zu seinem "absurden" Abend.
Runner-Up:Westbrooks historische 35, 14 & 21 gegen die Pacers, Jokic-Show gegen die Bucks, Hardens 40-Punkte-Triple-Double gegen die Pacers
Sixth Man des Monats: Montrezl Harrell
Sowohl im Januar als auch im Februar schaffte es der amtierende Sixth Man of the Year nicht einmal unter die Runner-Ups - das war für Montrezl Harrell offenbar Motivation genug, im März ordentlich an seinen Stats zu schrauben. Vielleicht hatte es auch weniger mit Dropping Dimes, sondern mehr mit deutlich mehr Spielzeit nach den Ausfällen von Anthony Davis (Mitte Februar) und Marc Gasol (Anfang März) zu tun.
Im März stand der 27-Jährige im Schnitt knapp fünf Minuten länger auf dem Parkett als in den ersten Saisonmonaten, mit der dünnen Personaldecke im Frontcourt der Lakers einher gingen auch mehr Möglichkeiten für Harrell. Und die nutzte er. Im März legte der Big 19,5 Punkte und 7,8 Rebounds bei einer True Shooting Percentage von 65,8 auf, damit übertrumpfte er sogar seine Statistiken aus dem Vorjahr, als er im Clippers-Trikot den Award absahnte (18,6 Punkte und 7,1 Rebounds bei 60,7 Prozent True Shooting).
Seine Energie und seine Offense unter dem Korb halfen den Lakers in Abwesenheit der Superstars AD und zuletzt LeBron James. So führte er im vergangenen Monat alle Bankspieler mit mindestens fünf Einsätzen in Sachen Scoring an. Jordan Clarkson hat derweil seinen schlechtesten Monat bei der persönlichen Ausbeute (15,2 Punkte) und Effizienz (46,6 Prozent True Shooting) hinter sich, bleibt im Gesamtbild aber weiterhin der Führende im Rennen um den Sixth Man of The Year-Award.
Runner-Up: Jordan Clarkson, Chris Boucher, Carmelo Anthony
Die Statistiken von Lakers-Big Montrezl Harrell in den ersten Saisonmonaten
Monat | G / MIN | Punkte | Rebounds | Assists | TS% |
Dezember | 5 / 26,2 | 14,0 | 6,6 | 1,8 | 69,8 |
Januar | 16 / 24,0 | 12,6 | 6,4 | 0,8 | 63,9 |
Februar | 14 / 23,2 | 14,9 | 6,3 | 1,1 | 67,6 |
März | 13 / 28,9 | 19,5 | 7,8 | 1,2 | 65,8 |
D'Angelo-Russell-Swaggy-P-Award für den Teamkollegen des Monats: D'Angelo Russell
Selbst fünf Jahre nach der Fehde mit seinem damaligen Teamkollegen Nick Young um aufgezeichnete und an die Medien gespielte Seitensprung-Geständnisse von Swaggy P liefert der Namensgeber des Awards in schöner Regelmäßigkeit ab. So auch im März, auch wenn er es dieses Mal sicherlich nur gut gemeint hat.
Sein Tweet wirkte harmlos, Mitte des Monats verlinkte er das Profil von Teamkollege und Nr.1-Pick Anthony Edwards und schrieb drei simple Buchstaben dahinter: "ROY". An sich ja nett, dass er den 19-Jährigen im Rennen um den Award für den besten Liga-Neuling unterstützen möchte. Dass er diesen Tweet allerdings ganze sieben Minuten nach der Meldung vom drohenden Saisonaus für LaMelo Ball, den eigentlichen ROTY-Favoriten, absetzte, hinterließ dann doch einen bitteren Beigeschmack.
So wirkte es doch mehr wie das äußerst fragwürdige Abfeiern der Verletzung eines Gegners als die vielleicht gut gemeinte Unterstützung für den eigenen Teamkollegen. Das muss nun wirklich nicht sein - fand auch die Twitter-Gemeinde, die Russell mit einem Shitstorm belegte.
Runner-Up:Die Gleichgültigkeit der Jazz-Announcer zum Gobert-Poster, Biyombos Nackenschelle gegen Rozier, die Social-Media-Abteilung der Rockets
Defensive Player des Monats: Rudy Gobert
Die Diskussionen um den Award für den besten Verteidiger der Saison spielen sich eher im Schatten der MVP-Konversation ab, werden aber auch da immer heißer geführt. Vor allem zwischen Rudy Gobert, Ben Simmons und Myles Turner hat das verbale Werben um Stimmen längst begonnen.
Letzterer beanspruchte "den höchsten defensiven Einfluss" für sich, Simmons bezeichnete sich als besten Verteidiger auf allen Positionen. "Das soll keine Respektlosigkeit gegenüber Rudy sein, er ist ein großartiger Shotblocker und Verteidiger, aber er kann nicht von Eins bis Fünf verteidigen", sagte Simmons. Der Sixers-Star kann das, keine Frage. Im Eins-gegen-Eins macht er gegen nahezu jeden Gegner eine gute Figur.
Doch Gobert hielt dagegen: "Für mich geht es in erster Linie um den Einfluss auf das Spiel." Und der ist eben nicht bei Turner, nicht bei Simmons, sondern beim Franzosen am defensiven Ende am größten. Mit Gobert auf dem Feld legte Utah im März ein Defensiv-Rating von 100,2 auf, ohne ihn ließen die Jazz 115,8 gegnerische Punkte pro 100 Ballbesitze zu. Soll heißen: Mit dem Stifle Tower stellten die Jazz die beste Defense der Liga, ohne ihn agierten sie auf dem Niveau der Rockets und Timberwolves.
Gobert ist der Anker der Jazz-Defense, der seinen Teamkollegen die Arbeit einfacher macht, wie bereits an anderer Stelle beschrieben. Auch Turners Einfluss auf die Pacers-Defense ist groß (On/Off-Differenz: -9,0), doch ist er eben nicht ganz so omnipräsent wie Gobert. Auch Simmons kommt trotz seiner individuellen Künste und der Tatsache, dass Philly auch ohne Embiid eine elitäre Defense stellte, nicht ganz ran.
Runner-Up: Ben Simmons, Myles Turner, Giannis Antetokounmpo
Aktion des Monats: Jaxson Hayes
Der Titel für den Dunk des Jahres ist nach dem Hammer von Anthony Edwards möglicherweise bereits vergeben, das bedeutet aber nicht, dass Jaxson Hayes, der in seiner bisher eineinhalbjährigen NBA-Karriere schon das ein oder andere Poster verteilt hat, nicht weiter alles geben würde, um dem Wolves-Rookie diese Auszeichnung streitig zu machen. Der Leidtragende in diesem Fall: Reggie Jackson.
Die Idee des Clippers-Guards, ein Offensiv-Foul gegen den 20-Jährigen zu ziehen, wurde in der Partie zwischen den Pelicans und Clippers übel bestraft. Jackson flog nach dem Erstkontakt mit dem heraneilenden Sprungwunder so weit durch die Halle, dass er im Anschluss problemlos jede Corona-Abstandsregel hätte einhalten könnte.
Während Jens Spahn beim Anblick des Hammers wahrscheinlich sein Duplo verschluckt hätte, erstarrte Clippers-Center Ivica Zubac wenige Zentimeter neben dem Ort des Mordes zur Salzsäule. Und Hayes selbst? Der feierte zwar etwas zu wild und bekam einen Taunting-Call, ordnete seinen Slam über Jackson im Anschluss aber "nur" als einen seiner drei besten Dunks seit der High School ein. Er weiß selbst, vor allem mit Blick auf Edwards: Da geht noch mehr!
Runner-Up:Westbrook-Poster über Bismack Biyombo, Ja Morant springt über die Jazz-Verteidigung, Barnes-Gamewinner nach Hail Mary
Joel-Embiid-Award für die Stichelei des Monats: Larry Nance Jr. vs. Channing Frye
Die Wochen vor der Trade Deadline sind Wochen voller Spekulationen und Gerüchte, verständlich, dass man als Spieler da irgendwann keinen Bock mehr drauf hat. So zum Beispiel Larry Nance Jr., der als Trade-Kandidat der Cavs gehandelt wurde. Channing Frye nutzte jedoch einen genervten Nance-Tweet als Anlass, um seinen alten Teamkollegen weiter zu piesacken.
"Ich würde dich noch nicht mal für zwei kaputte Schnürsenkel und einen Popel traden", versuchte es der Ex-Cavs-Big mit einem Seitenhieb aus dem Ruhestand, der aber höchstens drei von fünf Punkten auf der Dropping-Dimes-Diss-Skala erhält. Abzüge gibt es zusätzlich, weil das ganze gewaltig nach hinten losging.
Denn wie Nance Jr. berechtigterweise anmerkte, fristet Frye selbst das Dasein des kaputten Schnürsenkels (oder wahlweise des Popels). Cleveland verschiffte ihn im Februar 2018 gemeinsam mit Isaiah Thomas und einem späteren Erstrundenpick (Moritz Wagner) Richtung Los Angeles, um sich im Gegenzug eben jenen Nance Jr. und Jordan Clarkson zu sichern. Ups ...
Runner-Up:Anthony Edwards wirft R.J. Barrett vor den Bus, Pistons-GM Troy Weaver brüskiert die Wolves und Hawks, LeBron James ärgert die Jazz-Fans
MVP des Monats: Nikola Jokic
In den vergangenen Monaten war der fehlende Teamerfolg das einzige Argument, das gegen Nikola Jokic im MVP-Rennen sprach. Seit dem März ist dieses Argument aber nichtig, Denver hat im abgelaufenen Monat die zweitbeste Bilanz der Liga (11-3) vorzuweisen, in erster Linie dank Jokic, dessen Passing-Highlights und Clutch-Heldentaten nur ein Teil seiner überragenden Saison sind.
Die Nuggets mussten sich nur ganz knapp den Nets (11-2) durch die leicht schlechtere Siegquote bei einem Spiel mehr geschlagen geben, was uns direkt zum zweiten großen MVP-Kandidaten des Monats bringt: James Harden. Während Joel Embiid und LeBron James verletzungsbedingt einige Zeit zum Zuschauen verdammt waren, schwang sich The Beard mit seinem Scoring und überragendem Playmaking zum Konkurrenten Nummer eins für Jokic auf.
Die Counting Stats der beiden sind auf einem ähnlich monströsen Niveau, doch der Joker hat einen entscheidenden Vorteil, seine Effizienz. Im März legte der 26-Jährige eine überragende True Shooting Percentage von 64,3 auf, Harden kommt "nur" auf 57,3 Prozent. Der Serbe leistete sich kaum Fehler (2,8 Turnover), sein Offensiv-Rating betrug 122,4, sein Net-Rating 7,8 - beides leicht bessere Werte als die von Harden, auch wenn das jeweilige Lineup um sie herum dabei natürlich auch eine Rolle spielt.
So spannend wie im März wird wohl auch das MVP-Rennen über die gesamte Saison betrachtet, vor allem wenn Embiid und LeBron wieder mitmischen. Giannis, Dame und Luka werden ebenfalls ein Wörtchen mitreden wollen. Womöglich erwartet uns das verrückteste MVP-Rennen seit Jahren.
Runner-Up: James Harden, Giannis Antetokounmpo, Damian Lillard, Luka Doncic
Die Statistiken der MVP-Kandidaten im März
Name | G / MIN | Punkte | Rebounds | Assists | TS% |
Nikola Jokic | 14 / 35,2 | 27,1 | 11,4 | 8,4 | 64,3 |
James Harden | 12 / 38,8 | 27,9 | 9,8 | 11,5 | 57,3 |
Giannis Antetokounmpo | 11 / 34,2 | 25,9 | 10,1 | 7,4 | 64,6 |
Damian Lillard | 14 / 36,6 | 29,8 | 4,1 | 7,4 | 63,2 |
Luka Doncic | 10 / 34,8 | 29,4 | 7,4 | 8,7 | 65,1 |
Rookie des Monats: Anthony Edwards
Auch im März wechselten sich beim Nr.1-Pick von 2020 Höhen und Tiefen beständig ab, doch die Höhen waren noch nie so hoch wie im abgelaufenen Monat. Ein Beispiel: Edwards avancierte gegen die Suns zum drittjüngsten Spieler in der Liga-Historie mit mindestens 40 Zählern in einem Spiel (42 bei 15/31 FG).
Seine Effizienz ist immer noch nicht großartig (51,9 Prozent True Shooting), dafür hat er sich im Vergleich zu den Vormonaten in dieser Hinsicht gesteigert (Januar: 46,0 Prozent, Februar: 46,5 Prozent), obwohl er deutlich mehr Würfe nahm. Dabei half sicherlich, dass er öfter zum Korb zog (12,1 Drives im März zu 8,3 Drives im Januar) und entsprechend häufiger in der Restricted Area abschloss, wo er ebenfalls seine Effizienz steigerte, und mehr Trips an die Freiwurflinie erzwang.
Über den kompletten Monat gesehen kam Edwards so auf 24,2 Punkte und 5,5 Rebounds. Wenn er nun auch noch seine 11-Punkte-Abende bei 4/18 aus dem Feld wie knapp 24 Stunden nach seiner 42-Punkte-Performance aus seinem Game Log streicht, könnte es vielleicht doch noch spannend werden im ROTY-Rennen.
Das hängt natürlich auch davon ab, wie lange der im März lange Zeit und aktuell weiterhin verletzte LaMelo Ball (Handgelenk) ausfällt. Im März hatte Edwards immerhin die Nase gegenüber Tyrese Haliburton vorn, der bei den Kings zwar an beiden Enden des Courts mehr Einfluss aufs Gewinnen hat und gerade in Sachen Effizienz vor Edwards liegt, aber nicht an dessen Spektakel und Produktion heranreichen kann.
Runner-Up: Tyrese Haliburton, Patrick Williams, Jae'Sean Tate
Panne des Monats: Jakob Pöltl
Das 2002 eröffnete AT&T Center in San Antonio gehört zu den etwas betagteren Arenen der Association, ein paar Mängel scheinen sich im Laufe der Jahre eingeschlichen zu haben. Wir wissen von Fledermäusen im Dachboden, LeBron kann von streikenden Klimaanlagen berichten und Jakob Pöltl musste nun gegen die Kings die Erfahrungen mit starken Windböen machen. Anders sind seine zwei Airballs von der Freiwurflinie in Folge fast nicht zu erklären.
Beide Versuche des Wieners endeten viel zu kurz. Einmal kann sowas auch den Besten passieren, aber gleich zweimal in Folge? Wobei Pöltl schon die komplette Saison über mit Gegenwind an der Charity Stripe, und wenn auch nur mentalem, zu kämpfen hat. 85-mal stand er an der Linie, nur 34 Treffer stehen auf seinem Konto. Die Quote von 40 Prozent brachte Coach Pop schließlich auch dazu, seinen Big in den finalen Minuten gegen Sacramento auf die Bank zu beordern.
Auch an anderer Stelle machten die Elemente ordentliche Freiwürfe schier unmöglich, fragt mal Kyle Kuzma. Der setzte wenige Wochen vor Pöltl in San Francisco einen Freebie deutlich links am Korb vorbei. "Hier gab es ein Erdbeben, Stärke 3,5", scherzte der Lakers-Star. Auch keine schlechte Ausrede.
Runner-Up: Theo Maledon scheitert ebenfalls an sich selbst - bei zwei Korblegern, Norman Powell vergisst nach der Trade Deadline, in welchem Team er spielt, Buddy Hield kippt einfach um
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