NBA

Wer explodiert als Nächstes?

Von Martin Gödderz
Tony Parker (r.) ist in den Playoffs bislang der Top-Scorer der San Antonio Spurs
© getty
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Bank: Jarrett Jack, Carl Landry, Festus Ezeli vs. Manu Ginobili, Boris Diaw, Gary Neal

Warriors: Die Bank der Warriors ist zwar nicht sehr tief besetzt, das ist in den Playoffs aber sicherlich kein Nachteil. Mit Jarrett Jack und Carl Landry stehen gleich zwei Spieler bereit, die sofort nach ihrer Einwechslung für Energie und Punkte sorgen können. Jack war ein legitimer Kandidat auf den Sixth Man of the Year Award, Landry viel Power und starke Reboundarbeit mit. Ein enorm wertvoller One-Two-Punch, zudem sich entweder Ezeli oder Green gesellen.

Coach Mark Jackson wechselt gerne mal seine Startformationen. Was er von Ezeli bekommt, weiß er aber. Ganz egal, ob er von der Bank kommt oder startet, der Nigerianer liefert Defense, Zonenpräsenz und Rebounds. Durch die Blitzgenesung von David Lee steht Jackson sogar noch eine weitere, wenn auch limitierte Option zur Verfügung.

Spurs: Auch die Bank der Spurs ist absolut vorzeigbar, besitzt sie in Manu Ginobili doch immerhin einen All Star und dreifachen Champion, der rechtzeitig zu den Playoffs wieder halbwegs in Form ist. Ginobili ist ohne Zweifel noch immer einer der kreativsten Scorer der NBA und absolut clutch.

Gary Neal bringt vor allen Dingen Gefahr aus der Distanz, ist defensiv aber eher eine Gefahr für das eigene Team. Boris Diaw ist genauso wie Tiago Splitter erst frisch von einer Verletzung zurück und wohl noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Der Wert der Spurs-Bank steht und fällt aber mit Ginobili. Ist der nicht fit, fehlen auf diesem Niveau die Optionen.

Fazit: Die Warriors haben in Jack und Landry zwei absolute Waffen auf der Bank sitzen, doch die Spurs haben Manu. Alle drei können auch immer einmal für ein Spiel abtauchen, der kompletteste Spieler ist aber Ginobili, der immer den Unterschied ausmachen kann. Auch hier lautet das Fazit: ausgeglichen.

Head Coach: Mark Jackson vs. Gregg Popovich

Jackson: Es hat selten einen Trainer-Neuling gegeben, der seinen Job so souverän erledigt. Mark Jackson scheint mit allen Wassern gewaschen, er kennt das NBA-Business und hat in seinen zwei Jahren bei den Warriors etwas Großes aufgebaut. Wer hätte gedacht, dass sein so junges Team schon in dessen zweiten Jahr ums Western Conference Final spielt? Wer hätte gedacht, dass die Warriors so etwas wie eine defensive Identität haben?

Jacksons Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen, wobei dieser bescheiden bleibt und den Erfolg auf seine Spieler schiebt. Er ist ein Players-Coach, er vertraut seinen Spielern, sie vertrauen ihm. Außerdem ist Jackson kreativ und spontan. Oft trifft er während des Spiels merkwürdig anmutende Entscheidungen, die dann aber fruchten.

Popovich: Der 64-Jährige ist einer der besten Trainer aller Zeiten und ein ziemlich sicherer Kandidat für die Hall of Fame, solange er sich nicht weiterhin derart mit den Liga-Offiziellen anlegt. Den Konflikt hat Pop noch nie gescheut, er ist ein Mann der klaren Worte, was ein Grund für seinen Erfolg ist. Er steht bedingungslos hinter seiner Idee. Wenn ihm etwas nicht passt, dann kriegen das wahlweise seine Spieler, die Liga-Bosse und besonders gerne und häufig die Journalisten ab.

Popovich ist aber auch taktisch brillant. Er versteht es wie kaum ein Zweiter ein System aufzubauen, das genau auf die Stärken seiner Spieler zugeschnitten ist. Spieler entwickeln sich unter ihm enorm weiter. Als er merkte, welch offensives Potenzial im jüngeren Parker steckte, machte er die Spurs von einem Team mit Defense-Identität zu einem attraktivsten und effizientesten Offensivteams der Liga, welches mittlerweile um den Franzosen herum aufgebaut ist.

Fazit: Ohne Zweifel eines der interessantesten Matchups der Serie. Auf der einen Seite der Trainer-Frischling, der den Elan eines Neueinsteigers mitbringt, durch seine jahrelange Erfahrung als Spieler und TV-Analyst aber bestens vertraut ist mit der NBA-Welt und in Oakland Großes geleistet hat. Auf der anderen Seite der erfolgreichste aktive Coach der NBA. Der komische Kauz, der scheinbar aus jedem noch so tief gedrafteten Spieler einen Superstar formen kann. Das Duell geht an den letztlich erfahreneren Popovich, doch Jackson ist auf dem besten Weg in die Trainer-Elite. Hier aber: Vorteil Spurs.

Prognose

Nach Matchups steht es letztendlich 3:2 für die Spurs. Das will in dieser Serie aber nichts heißen. Dass die Spurs in der Saison das klar bessere Team hatten und noch immer über überragende Einzelspieler verfügen, während die Warriors noch reichlich grün hinter den Ohren sind? Vergessen. Wenn die Oracle Arena komplett in Gelb gekleidet mit 110 Dezibel Stimmung macht, dann sind all dieser Erkenntnisse wie weggeblasen.

Gerade in diesem Duell fällt ein Head-to-Head oftmals schwer, weil beide Coaches Meister der kurzfristigen Änderungen sind. Jackson tauscht gerne seine Starting Five durch und auch Popovich reagiert gerne mit Feinjustierungen, insbesondere in den Defensiv-Matchups. Shooting Guard Green verteidigt Stephen Curry, Center Andrew Bogut verteidigt Tim Duncan. Bei den Warriors spielt mal Green von Anfang an, mal Ezeli. Popovich vertraut mal Diaw, mal Bonner und dann wieder Splitter. Es ist also relativ schwer vorauszusagen, wen die beiden unberechenbaren Coaches aufs Feld schicken.

Nach dem dritten Spiel ist das Momentum wieder aufseiten der Spurs, die allerdings sicherlich die ersten beiden Spiele nicht vergessen werden. Die Warriors wollen im zweiten Spiel vor dem fantastischen, eigenen Publikum unbedingt den Sieg einfahren. Alle drei Duellen waren bis jetzt bis zum Schluss eng.

Entscheidend ist sicherlich, wie fit Stephen Curry sein wird. Der Point Guard knickte im dritten Spiel unglücklich um. Bei Currys Verletzungsgeschichte schrillen da gleich die Alarmglocken in Oakland. Denn eines ist klar: Einen Ausfall von Lee können die Warriors vielleicht kurzfristig verkraften, den von Curry aber ganz sicher nicht. Letztendlich kommt es vor allen Dingen auf die Tagesform an und die Frage, ob die Warriors zu ihrem Wurf finden, denn damit steht und fällt ihr Spiel. Dennoch: Im zweiten Spiel vor heimischen Publikum lautet die Prognose: Sieg Warriors.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil II: Die Forward-Positionen und die Center

Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose

Der NBA-Spielplan im Überblick