NBA

Wer explodiert als Nächstes?

Von Martin Gödderz
Tony Parker (r.) ist in den Playoffs bislang der Top-Scorer der San Antonio Spurs
© getty
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Small Forward: Harrison Barnes vs. Kawhi Leonard

Barnes (14,8 Punkte, 6,2 Rebounds): Unbeachtet ob der Heldentaten von Davis und Lillard hat Barnes eine durchaus ordentliche Rookie-Saison gespielt, die jetzt ihren Höhepunkt in den Playoffs findet. Am College noch als der x-te "Next Jordan" gehandelt, zeigte der 20-Jährige in der regulären Saison schon einen ansehnlichen Distanzwurf und mehrere Highlight-Dunks.

In Spiel 1 der Serie verwandelte er 57 Prozent seiner Feldwürfe und kam auf ein starkes Double-Double (19 Punkte, 12 Rebounds). Barnes verbindet Athletik und einen guten Wurf mit einer schon jetzt starken Defense. Eigentlich besitzt er das gesamte Talentpaket, womit er den Spurs auch noch wehtun kann.

Leonard (13,3 Punkte, 8,4 Rebounds): 21 Jahre ist Leonard alt und befindet sich gerade einmal in seinem zweiten Jahr als NBA-Profi, doch schon jetzt gehört er zu den besten Verteidigern der Liga. Gegen die Warriors darf er wahlweise Curry, Thompson oder Barnes decken. Beeindruckend ist die Abgeklärtheit in so jungem Alter.

Leonard spielt bis zu diesem Zeitpunkt ganz starke Playoffs und holte abgesehen von 13 Punkten und 8,3 Rebounds auch 1,5 Steals pro Spiel bei 55 Prozent verwandelten Feldwürfen. Das zeigt: Auch in der Offensive ist der Forward mittlerweile ein Faktor. Könnte Popovich klonen, würde er sich wohl einen zweiten Leonard für die Defensive wünschen.

Fazit: Beide Spieler sind ähnlich veranlagt. Sie sind athletisch und mit langen Armen ausgestattet, zudem verfügen beide über eine optimale Arbeitseinstellung und einen passablen Distanzwurf. Leonard ist allerdings ein Jahr weiter und offensiv mittlerweile sogar ein Fixpunkt in der Offensive der Spurs. Zudem ist er noch der bessere Verteidiger. Daher: Vorteil Spurs.

Power Forward: Draymond Green vs. Tim Duncan

Green (7,2 Punkte, 4,9 Rebounds): 5 Punkte bei 2 von 8 verwandelten Feldwürfen legte Green in seinem Start in Spiel 2 auf. Wenig atemberaubende Werte. Doch trotzdem erreichte er am Ende einen Plus-Minus-Wert von +11, der zweitbeste im Team nach Stephen Curry. Irgendwie typisch für den zweiten Rookie in der Startformation von Mark Jackson. Green ist ein zu klein geratener, unathletischer Power Forward, der in der abgelaufenen Saison gerade einmal 32,7 Prozent seiner Würfe aus dem Feld verwandeln konnte.

Das sieht nach einem hoffnungslosen Fall im Matchup gegen Duncan aus. Doch Green besitzt Herz, er hustlet um jeden Rebound. In den Playoffs hat Green sogar noch einmal eine gehörige Portion draufgelegt. Sein Distanzwurf fällt nach Extraschichten mit Curry endlich wieder. 50 Prozent seiner Dreier hat Green während der Playoffs schon verwandelt. Sein Basketball-IQ und seine Passfähigkeiten aus dem Post sind gerade jetzt sehr wichtig.

Duncan (19,3 Punkte, 8,6 Rebounds): Der nicht klein zu kriegende Big Man zeigt auch in den Playoffs keine Anzeichen von Altersschwächen. So hielt ihn auch eine Krankheit im ersten Spiel nicht auf, ein Double-Double aufzulegen. Dennoch tut er sich bislang schwer, gegen die Warriors zu seinem Touch zu finden. Gerade einmal 44,6 Prozent seiner Feldwürfe hat er in den ersten drei Spielen versenkt.

Auch in der Defensive wirkt er nicht mehr ganz so dominant wie noch in der regulären Saison. Gegenüber 2,6 Blocks in der Regular Season steht lediglich einer pro Spiel in den Playoffs. Nichtsdestotrotz ist "The Big Fundamental" noch immer ein absolutes Mismatch für nahezu jeden Gegenspieler. Auch wenn Bogut seine Effektivität phasenweise eindämmen kann, ist Duncan noch immer in der Lage, offensiv und defensiv den Unterschied auszumachen.

Fazit: In der Offensive ist Duncan ein extremes Mismatch für Green, der kleiner und unerfahrener ist. Spiel 3 hat gezeigt, dass Duncan aus dem Low Post spielend leicht über Green werfen kann, weswegen Bogut sich häufig um den Spurs-Star kümmert. Auch wenn Green ein Kämpferherz besitzt, ist es hier ganz klar: Deutlicher Vorteil Spurs.

Center: Andrew Bogut vs. Tiago Splitter

Bogut (8,4 Punkte, 11,1 Rebounds, 1,9 Blocks): Die Welt spricht von Stephen Curry. Von seiner Show, seinen Playoffs. Da geht es fast unter, dass Andrew Bogut eine bislang fantastische Postseason absolviert. Der Center scheint endlich von seinen zahlreichen Verletzungen, die ihn große Teile der regulären Saison kosteten, rehabilitiert. Somit ist er eine enorm wichtige Stütze für das ansonsten noch so junge Warriors-Team. Der Australier ist neben Curry ganz klar der MVP der Mannschaft.

Ist der 28-Jährige fit, gehört er insbesondere in der Defensive zu den besten Centern der Liga, das bewies er nicht zuletzt gegen die Nuggets, wo er auch nach dem verletzungsbedingten Ausfall David Lees die Zone dicht hielt. Ohne den Power Forward ist Bogut zudem der wichtigste und beste Reboundsammler der Warriors. Er macht es Duncan in der Offensive so schwer, wie es nur irgendwie geht. Bogut selbst punktet hochprozentig aus dem Low Post und in der Zone.

Splitter (4,8 Punkte, 4,0 Rebounds): Eigentlich hat der 2,11-Hüne in dieser Saison einen Sprung gemacht, doch Splitter verletzte sich in der ersten Playoffrunde gegen die Lakers am Knöchel. Nun ist er zwar zurück, seine Bewegungen wirken aber noch immer nicht wirklich flüssig. Offensiv ist er für die Spurs nicht mehr als ein solider Rollenspieler, der seine offenen Würfe verwandelt, aber vornehmlich in Ringnähe punktet.

Wenigstens tritt der Brasilianer mittlerweile halbwegs sicher von der Freiwurflinie auf, was ihn in der Schlussphase nicht mehr zum Opfer von Foultaktiken macht. Splitter ist auch kein Elite-Verteidiger, aber er macht seinen Job solide. An der Seite von Tim Duncan kann man hier auch eigentlich gar nicht schlecht aussehen.

Fazit: Ein nicht fitter Tiago Splitter gegen einen endlich wieder fit wirkenden Andrew Bogut: Selbst wenn die Voraussetzungen genau andersherum wären, würde das Duell der internationalen Center an den Australier gehen, der ein Monster in der Verteidigung ist und offensiv absolut hochprozentig seine Würfe verwertet. Er ist an beiden Enden des Feldes seinem Gegenüber überlegen. Klarer Vorteil Warriors.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil II: Die Forward-Positionen und die Center

Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose