Erst Stephen Curry in Spiel eins der Serie, dann Klay Thompson im zweiten Match und letztendlich Tony Parker in Spiel drei. Es ist bislang die Playoff-Runde der famosen Guard-Leistungen. Doch von wem können wir im vierten Aufeinandertreffen (So. ab 21.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE mit Kommentator Markus Krawinkel) eine ähnliche Leistung erwarten? SPOX vergleicht beide Teams im Head-to-Head.
Point Guard: Stephen Curry vs. Tony Parker
Kein Wunder, denn Curry ist ein so noch nie dagewesener Typus von Spielmacher. Er ist vornehmlich Distanzschütze, doch kein reiner Spot-Up-Shooter. Er kann sich aus allen Situationen auf dem Feld seinen eigenen Wurf gestalten, verfügt gleichzeitig aber über exzellente Passgeber-Fähigkeiten. Frei von Verletzungen befindet sich Curry derzeit auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere.
Parker (24,1 Punkte, 6 Assists): Während Curry der beste Distanzschütze unter allen Point Guards ist, gilt das gleiche für Parker beim Zug zum Korb. Es gibt keinen anderen Einser, der so spielerisch leicht, so clever und so effizient den Weg zum Korb des Gegners findet. Es ist nahezu unmöglich, Parker am Scoren zu hindern. Sein Floater grenzt an Perfektion. Der Franzose ist ein begnadeter Offensivspieler, der sich in den letzten Jahren zu einem immer besseren Spielmacher entwickelt hat und mittlerweile das Herz der Spurs-Offensive ist.
In seiner Taktik-Analyse stellte SPOX-Experte Dirk Bauermann schon fest: "Tony übernimmt bei den Spurs sehr viele Funktionen, die nicht in Zahlen zu erfassen sind. Sein Gefühl für den Moment ist einzigartig." Mit den Lakers machte Parker wie erwartet in der ersten Runde, was er wollte. Gegen die Warriors tat er sich aber bislang schwer. Gerade in der Defensive kommt er gar nicht mit der Spielweise der Warriors-Guards klar. In Spiel drei zeigte er aber offensiv wieder alles, was ihn ausmacht und legte alleine in der ersten Hälfte 25 Punkte auf.
Fazit: All-Star, dreifacher Champion, Finals-MVP - Parker steht auf einer Ebene, von der Curry noch sehr weit entfernt ist. In den Playoffs zählen Titel aber nichts. Sie treffen zwar nicht immer direkt aufeinander, weil Curry zumeist von Green und Leonard gedeckt wird, dennoch ist das Point-Guard-Duell ausschlaggebend. Beide können ein Spiel selbst entscheiden. Sie diktieren das Tempo und die Offensive ihres Teams. Momentan sind sie auf gleicher Höhe. Daher: ausgeglichen.
Shooting Guard: Klay Thompson vs. Danny Green
Sein Release und seine Wurftechnik gehören schon jetzt zur Liga-Elite. Das zeigte er in Spiel 2 eindrucksvoll, als er 8 von 9 Dreiern verwandelte. Mit 2,01 Metern besitzt er das Gardemaß für einen Shooting Guard. Besonders wichtig: Zuletzt setzte Thompson seine Größe auch beim Rebound und in der Defense gewinnbringend ein.
Green (9 Punkte, 43,3 % 3er): Green ist in der Offensive der klassische, weiter oben schon angesprochene, Spot-Up-Shooter. Er trifft den offenen Dreier nach Zuspiel sehr präzise, was wichtig für das Spiel der Spurs ist. An einem guten Abend kann Green auch schon einmal ähnlich heiß von der Dreierlinie laufen wie Thompson. Abgesehen vom sicheren Dreier und dem damit verbundenen Spacing besitzt er in der Offensive aber relativ wenig Wert für die Spurs.
Vielmehr ist er in den Playoffs auch in der Defensive von großer Bedeutung. Von Point Guard bis Small Forward kann er nahezu jedem Spieler Ketten anlegen. In dieser Serie ist er vor allem mit den Deckungaufgaben gegen Curry betraut. Ein schwieriges Unterfangen, mit dem sich Green im ersten Spiel der Serie noch etwas schwer tat. In allen drei Spielen zusammen traf Curry aber lediglich 2 seiner 19 Wurfversuche, wenn er von Green gedeckt wurde. Der Nachteil: So erhält Thompson Freiräume.
Fazit: Green besitzt in der Defensive die Fähigkeiten, Thompson problemlos aus dem Spiel zu nehmen. Da Green sich aber um den noch gefährlicheren Curry kümmern muss, fehlt es an geeigneten Gegenspielern für Thompson, der gegen Ginobili, Neal und Parker immer ein Mismatch erzeugt. Defensiv ist Green zwar stärker, doch Thompson ist der offensiv vielseitigere und bessere Spieler. Vorteil Warriors.
Teil II: Die Forward-Positionen und die Center
Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose
Small Forward: Harrison Barnes vs. Kawhi Leonard
In Spiel 1 der Serie verwandelte er 57 Prozent seiner Feldwürfe und kam auf ein starkes Double-Double (19 Punkte, 12 Rebounds). Barnes verbindet Athletik und einen guten Wurf mit einer schon jetzt starken Defense. Eigentlich besitzt er das gesamte Talentpaket, womit er den Spurs auch noch wehtun kann.
Leonard (13,3 Punkte, 8,4 Rebounds): 21 Jahre ist Leonard alt und befindet sich gerade einmal in seinem zweiten Jahr als NBA-Profi, doch schon jetzt gehört er zu den besten Verteidigern der Liga. Gegen die Warriors darf er wahlweise Curry, Thompson oder Barnes decken. Beeindruckend ist die Abgeklärtheit in so jungem Alter.
Leonard spielt bis zu diesem Zeitpunkt ganz starke Playoffs und holte abgesehen von 13 Punkten und 8,3 Rebounds auch 1,5 Steals pro Spiel bei 55 Prozent verwandelten Feldwürfen. Das zeigt: Auch in der Offensive ist der Forward mittlerweile ein Faktor. Könnte Popovich klonen, würde er sich wohl einen zweiten Leonard für die Defensive wünschen.
Fazit: Beide Spieler sind ähnlich veranlagt. Sie sind athletisch und mit langen Armen ausgestattet, zudem verfügen beide über eine optimale Arbeitseinstellung und einen passablen Distanzwurf. Leonard ist allerdings ein Jahr weiter und offensiv mittlerweile sogar ein Fixpunkt in der Offensive der Spurs. Zudem ist er noch der bessere Verteidiger. Daher: Vorteil Spurs.
Power Forward: Draymond Green vs. Tim Duncan
Das sieht nach einem hoffnungslosen Fall im Matchup gegen Duncan aus. Doch Green besitzt Herz, er hustlet um jeden Rebound. In den Playoffs hat Green sogar noch einmal eine gehörige Portion draufgelegt. Sein Distanzwurf fällt nach Extraschichten mit Curry endlich wieder. 50 Prozent seiner Dreier hat Green während der Playoffs schon verwandelt. Sein Basketball-IQ und seine Passfähigkeiten aus dem Post sind gerade jetzt sehr wichtig.
Duncan (19,3 Punkte, 8,6 Rebounds): Der nicht klein zu kriegende Big Man zeigt auch in den Playoffs keine Anzeichen von Altersschwächen. So hielt ihn auch eine Krankheit im ersten Spiel nicht auf, ein Double-Double aufzulegen. Dennoch tut er sich bislang schwer, gegen die Warriors zu seinem Touch zu finden. Gerade einmal 44,6 Prozent seiner Feldwürfe hat er in den ersten drei Spielen versenkt.
Auch in der Defensive wirkt er nicht mehr ganz so dominant wie noch in der regulären Saison. Gegenüber 2,6 Blocks in der Regular Season steht lediglich einer pro Spiel in den Playoffs. Nichtsdestotrotz ist "The Big Fundamental" noch immer ein absolutes Mismatch für nahezu jeden Gegenspieler. Auch wenn Bogut seine Effektivität phasenweise eindämmen kann, ist Duncan noch immer in der Lage, offensiv und defensiv den Unterschied auszumachen.
Fazit: In der Offensive ist Duncan ein extremes Mismatch für Green, der kleiner und unerfahrener ist. Spiel 3 hat gezeigt, dass Duncan aus dem Low Post spielend leicht über Green werfen kann, weswegen Bogut sich häufig um den Spurs-Star kümmert. Auch wenn Green ein Kämpferherz besitzt, ist es hier ganz klar: Deutlicher Vorteil Spurs.
Center: Andrew Bogut vs. Tiago Splitter
Bogut (8,4 Punkte, 11,1 Rebounds, 1,9 Blocks): Die Welt spricht von Stephen Curry. Von seiner Show, seinen Playoffs. Da geht es fast unter, dass Andrew Bogut eine bislang fantastische Postseason absolviert. Der Center scheint endlich von seinen zahlreichen Verletzungen, die ihn große Teile der regulären Saison kosteten, rehabilitiert. Somit ist er eine enorm wichtige Stütze für das ansonsten noch so junge Warriors-Team. Der Australier ist neben Curry ganz klar der MVP der Mannschaft.
Ist der 28-Jährige fit, gehört er insbesondere in der Defensive zu den besten Centern der Liga, das bewies er nicht zuletzt gegen die Nuggets, wo er auch nach dem verletzungsbedingten Ausfall David Lees die Zone dicht hielt. Ohne den Power Forward ist Bogut zudem der wichtigste und beste Reboundsammler der Warriors. Er macht es Duncan in der Offensive so schwer, wie es nur irgendwie geht. Bogut selbst punktet hochprozentig aus dem Low Post und in der Zone.
Splitter (4,8 Punkte, 4,0 Rebounds): Eigentlich hat der 2,11-Hüne in dieser Saison einen Sprung gemacht, doch Splitter verletzte sich in der ersten Playoffrunde gegen die Lakers am Knöchel. Nun ist er zwar zurück, seine Bewegungen wirken aber noch immer nicht wirklich flüssig. Offensiv ist er für die Spurs nicht mehr als ein solider Rollenspieler, der seine offenen Würfe verwandelt, aber vornehmlich in Ringnähe punktet.
Wenigstens tritt der Brasilianer mittlerweile halbwegs sicher von der Freiwurflinie auf, was ihn in der Schlussphase nicht mehr zum Opfer von Foultaktiken macht. Splitter ist auch kein Elite-Verteidiger, aber er macht seinen Job solide. An der Seite von Tim Duncan kann man hier auch eigentlich gar nicht schlecht aussehen.
Fazit: Ein nicht fitter Tiago Splitter gegen einen endlich wieder fit wirkenden Andrew Bogut: Selbst wenn die Voraussetzungen genau andersherum wären, würde das Duell der internationalen Center an den Australier gehen, der ein Monster in der Verteidigung ist und offensiv absolut hochprozentig seine Würfe verwertet. Er ist an beiden Enden des Feldes seinem Gegenüber überlegen. Klarer Vorteil Warriors.
Teil II: Die Forward-Positionen und die Center
Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose
Bank: Jarrett Jack, Carl Landry, Festus Ezeli vs. Manu Ginobili, Boris Diaw, Gary Neal
Coach Mark Jackson wechselt gerne mal seine Startformationen. Was er von Ezeli bekommt, weiß er aber. Ganz egal, ob er von der Bank kommt oder startet, der Nigerianer liefert Defense, Zonenpräsenz und Rebounds. Durch die Blitzgenesung von David Lee steht Jackson sogar noch eine weitere, wenn auch limitierte Option zur Verfügung.
Spurs: Auch die Bank der Spurs ist absolut vorzeigbar, besitzt sie in Manu Ginobili doch immerhin einen All Star und dreifachen Champion, der rechtzeitig zu den Playoffs wieder halbwegs in Form ist. Ginobili ist ohne Zweifel noch immer einer der kreativsten Scorer der NBA und absolut clutch.
Gary Neal bringt vor allen Dingen Gefahr aus der Distanz, ist defensiv aber eher eine Gefahr für das eigene Team. Boris Diaw ist genauso wie Tiago Splitter erst frisch von einer Verletzung zurück und wohl noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Der Wert der Spurs-Bank steht und fällt aber mit Ginobili. Ist der nicht fit, fehlen auf diesem Niveau die Optionen.
Fazit: Die Warriors haben in Jack und Landry zwei absolute Waffen auf der Bank sitzen, doch die Spurs haben Manu. Alle drei können auch immer einmal für ein Spiel abtauchen, der kompletteste Spieler ist aber Ginobili, der immer den Unterschied ausmachen kann. Auch hier lautet das Fazit: ausgeglichen.
Head Coach: Mark Jackson vs. Gregg Popovich
Jacksons Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen, wobei dieser bescheiden bleibt und den Erfolg auf seine Spieler schiebt. Er ist ein Players-Coach, er vertraut seinen Spielern, sie vertrauen ihm. Außerdem ist Jackson kreativ und spontan. Oft trifft er während des Spiels merkwürdig anmutende Entscheidungen, die dann aber fruchten.
Popovich: Der 64-Jährige ist einer der besten Trainer aller Zeiten und ein ziemlich sicherer Kandidat für die Hall of Fame, solange er sich nicht weiterhin derart mit den Liga-Offiziellen anlegt. Den Konflikt hat Pop noch nie gescheut, er ist ein Mann der klaren Worte, was ein Grund für seinen Erfolg ist. Er steht bedingungslos hinter seiner Idee. Wenn ihm etwas nicht passt, dann kriegen das wahlweise seine Spieler, die Liga-Bosse und besonders gerne und häufig die Journalisten ab.
Popovich ist aber auch taktisch brillant. Er versteht es wie kaum ein Zweiter ein System aufzubauen, das genau auf die Stärken seiner Spieler zugeschnitten ist. Spieler entwickeln sich unter ihm enorm weiter. Als er merkte, welch offensives Potenzial im jüngeren Parker steckte, machte er die Spurs von einem Team mit Defense-Identität zu einem attraktivsten und effizientesten Offensivteams der Liga, welches mittlerweile um den Franzosen herum aufgebaut ist.
Fazit: Ohne Zweifel eines der interessantesten Matchups der Serie. Auf der einen Seite der Trainer-Frischling, der den Elan eines Neueinsteigers mitbringt, durch seine jahrelange Erfahrung als Spieler und TV-Analyst aber bestens vertraut ist mit der NBA-Welt und in Oakland Großes geleistet hat. Auf der anderen Seite der erfolgreichste aktive Coach der NBA. Der komische Kauz, der scheinbar aus jedem noch so tief gedrafteten Spieler einen Superstar formen kann. Das Duell geht an den letztlich erfahreneren Popovich, doch Jackson ist auf dem besten Weg in die Trainer-Elite. Hier aber: Vorteil Spurs.
Prognose
Nach Matchups steht es letztendlich 3:2 für die Spurs. Das will in dieser Serie aber nichts heißen. Dass die Spurs in der Saison das klar bessere Team hatten und noch immer über überragende Einzelspieler verfügen, während die Warriors noch reichlich grün hinter den Ohren sind? Vergessen. Wenn die Oracle Arena komplett in Gelb gekleidet mit 110 Dezibel Stimmung macht, dann sind all dieser Erkenntnisse wie weggeblasen.
Gerade in diesem Duell fällt ein Head-to-Head oftmals schwer, weil beide Coaches Meister der kurzfristigen Änderungen sind. Jackson tauscht gerne seine Starting Five durch und auch Popovich reagiert gerne mit Feinjustierungen, insbesondere in den Defensiv-Matchups. Shooting Guard Green verteidigt Stephen Curry, Center Andrew Bogut verteidigt Tim Duncan. Bei den Warriors spielt mal Green von Anfang an, mal Ezeli. Popovich vertraut mal Diaw, mal Bonner und dann wieder Splitter. Es ist also relativ schwer vorauszusagen, wen die beiden unberechenbaren Coaches aufs Feld schicken.
Nach dem dritten Spiel ist das Momentum wieder aufseiten der Spurs, die allerdings sicherlich die ersten beiden Spiele nicht vergessen werden. Die Warriors wollen im zweiten Spiel vor dem fantastischen, eigenen Publikum unbedingt den Sieg einfahren. Alle drei Duellen waren bis jetzt bis zum Schluss eng.
Entscheidend ist sicherlich, wie fit Stephen Curry sein wird. Der Point Guard knickte im dritten Spiel unglücklich um. Bei Currys Verletzungsgeschichte schrillen da gleich die Alarmglocken in Oakland. Denn eines ist klar: Einen Ausfall von Lee können die Warriors vielleicht kurzfristig verkraften, den von Curry aber ganz sicher nicht. Letztendlich kommt es vor allen Dingen auf die Tagesform an und die Frage, ob die Warriors zu ihrem Wurf finden, denn damit steht und fällt ihr Spiel. Dennoch: Im zweiten Spiel vor heimischen Publikum lautet die Prognose: Sieg Warriors.
Teil II: Die Forward-Positionen und die Center