NBA

Das wildeste Spiel des Jahres

Von Philipp Dornhegge
Mit der Schlusssirene versenkte LeBron James in Spiel gegen die Indiana Pacers den Game-Winner
© getty

Die Eastern Conference Finals 2013 sind mit einem Thriller gestartet. In Spiel eins sicherten sich die Miami Heat dank LeBron James einen 103:102-Sieg nach Verlängerung (BOXSCORE) über die Indiana Pacers.

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Der amtierende MVP war mit 30 Punkten, 10 Rebounds und 10 Assists der überragende Mann auf dem Feld und sorgte mit dem entscheidenen Korbleger zur Schlusssirene für den Siegtreffer.

Dwyane Wade (19), Chris Bosh (17) und Mario Chalmers (10) waren die weiteren Starter mit zweistelliger Punktzahl, Chris Andersen brachte sich von der Bank kommend mit 16 Punkten (7/7 Field Goals), 5 Rebounds und 3 Blocks hervorragend ein.

Für die Pacers kam Paul George auf 27 Zähler, David West auf 26. Roy Hibbert steuerte 19 Punkte bei, Tyler Hansbrough 10 und Lance Stephenson 12 Rebounds.

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Die Reaktionen:

LeBron James (Heat): "Hier haben zwei Teams hart gekämpft. Wir waren einfach in der Lage, einen Punkt mehr zu machen. Wir freuen uns über den Sieg, aber in Spiel zwei müssen wir besser sein."

Frank Vogel (Trainer Pacers): "Zwei großartige Teams, die es sich richtig gegeben haben. Wir sind trotz der Niederlage sehr selbstbewusst. Wir wissen, dass wir mit Miami mithalten können."

Erik Spoelstra (Trainer Heat): "Willkommen zu den Eastern Conference Finals! Es ging die ganze Zeit hin und her."

Paul George (Pacers): "Ich hatte das Gefühl, dass wir das Spiel so gut wie gewonnen hatten."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Teams mit ihren angestammten Starting Fives. Miami bringt Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh, Indiana mit Hill, Stephenson, George, West und Hibbert.

6.: Typische Pacers-Sequenz und etwas, was der Underdog unbedingt vermeiden muss gegen Miami: Fehlpass George, Fastbreak-Punkte Wade. Fehlpass Stephenson (sein dritter!), Fastbreak-Punkte James. Dazu ein Freiwurf, 14:10 Heat.

11.: Nach einem Schrittfehler von Hansbrough sucht Battier den Kontakt und zieht am Arm des Forwards. Andersen kommt dazu und schiebt Hansbrough. Dafür bekommt er ein technisches Foul, Augustin vollstreckt. Danach wird James ein Offensivfoul angehängt, sein zweites. Kurz darauf bringt Hibbert die Pacers mal wieder in Führung, 21:20.

17.: Klasse Zug zum Korb von Cole. Zuerst trifft er einen Floater über Mahinmi, dann setzt er Andersen in Szene für einen Dunk. Miami gleicht wieder aus, 28:28.

20.: Was für ein Start für West, auf den Miami keine Antwort zu haben scheint! Der Power Forward hat acht seiner elf Würfe getroffen und schon 18 Punkte auf dem Konto. 37:32 Pacers.

22.: Charging, drittes Foul gegen West! Das ist teuer für Indiana, gleichzeitig aber ein Pfiff, den man einfach nicht machen kann. Haslems Flop ist aus drei Meilen gegen den Wind zu riechen. Trotzdem könnte er jetzt das ganze Spiel verändern. 39:34 Pacers.

26.: Chalmers steht zu Beginn der zweiten Hälfte im Fokus. Erst nimmt er Hills völlig unnötigen Ballverlust auf und punktet, dann zieht er im Pick'n'Roll in der Defense zwei Offensivfouls. Eins davon geht an West, sein viertes. 42:41 Pacers.

32.: Klasse Reaktion der Pacers auf den Run der Heat. Hansbrough bringt sein Team mit vier Garbage-Punkten wieder in Front, Stephenson erhöht mit einem Freiwurf auf 56:53.

36.: Die Pacers sammeln jetzt viele unnötige Fouls. Hibbert schlägt Bosh beim Wurf ans Handgelenk, auch der Center steht bei vier Fouls. Der anschließende Pfiff gegen Hansbrough ist allerdings - mit einem Wort - lachhaft. Dennoch nimmt Indiana eine 65:64-Führung mit in die Pause.

39.: George lässt sich jetzt hier den Schneid abkaufen. Offensiv ist er ohnehin kein Faktor, defensiv hat er jetzt zwei Offensivrebounds in Folge abgegeben. James staubt mit Foul ab und trifft auch den Bonusfreiwurf zum 70:69 Heat.

45.: Großer Wurf von George, der einen Dreier reinnagelt zu einem Zeitpunkt, als Miami davonzuziehen drohte. 85:84 Heat.

48.: Wade per Layup und Allen per Freiwurf bringen die Heat mit drei Punkten in Front, die Pacers scheinen wenige Sekunden vor Schluss geschlagen. George muss von zwei Metern hinter der Dreierlinie abdrücken - drin!!! 92:92, es geht in die Overtime!

51.: Nach einer vergebenen West-Chance und anschließendem Wade-Layup scheint das Spiel erneut zu kippen, doch George zieht energisch zum Korb, hängt James das fünfte Foul an und trifft! Dreipunktspiel zum 99:96 Pacers.

53.: Wieder Ausgleich! Nach einem Battier-Fehlwurf holt Bosh seinen zweiten (!) Rebound und legt ab. Dabei wird er von George gefoult, der Freiwurf sitzt auch. 99:99.

53.: Wild, wilder, Spiel eins! James bringt sein Team in Front, daraufhin wird George beim Dreier gefoult und versenkt alle Freiwürfe. 2,2 Sekunden vor Schluss scheint der Sieg gewiss, doch George lässt James ein letztes Mal zum Korb ziehen und muss ansehen, wie der King den Game-Winner versenkt! Wahnsinnsspiel!!!

Miami Heat vs. Indiana Pacers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: LeBron James. Mit 30 Punkten, 10 Rebounds und 10 Assists sammelte der King ein Triple-Double, zudem war James in der Crunchtime zur Stelle. Mit vier Punkten, darunter der Game-Winner mit der Schlusssirene, führte James sein Team zum Sieg. Auch stark: der makellose Chris Andersen (17 Punkte, 7/7 Field Goals, 2/2 Freiwürfe).

Der Flop des Spiels: Frank Vogel. So stark der Coach seine Pacers in den letzten Jahren entwickelt hat, so unentschuldbar waren einige Fehler in diesem Spiel. Gleich zwei Mal nahm er in kritischen Momenten mit Roy Hibbert seinen Shotblocker vom Feld, beide Male zogen Wade bzw. James spielend zum Korb und versenkten offene Layups.

Analyse: In den Eastern Conference Finals treffen zwei völlig unterschiedliche Spielstile aufeinander, einen Vorgeschmack lieferte schon das erste Viertel. Die Pacers spielen konsequent über ihre große Leute und werden das auch in dieser Serie tun. Bei Miami läuft alles über Pick'n'Rolls und Megastar LeBron James.

Sehr interessent zu beobachten waren außerdem die Konsequenzen der Animositäten, die sich durch die Serie im letzten Jahr entwickelt haben. Selbst Shane Battier, sonst einer der nettesten Spieler der Liga, erging sich bereits im ersten Abschnitt in kleinen Handgemengen mit Tyler Hansbrough und foulte Roy Hibbert beim Zug zum Korb mit einem Tritt in dessen Weichteile.

Defensive Three Second Violations, eine Five Second Violation (!) und zwei technische Fouls belegen, dass die Schiedsrichter von Anfang an bemüht waren, die Kontrolle über das Spiel zu wahren.

Apropos Kontrolle: Die verlor Miami im Laufe der ersten Hälfte zusehends, verlor satte 13 Mal den Ball und tat damit genau das, was man eigentlich von den Pacers erwartet hatte. Die klasse Defense der Gäste zwang die Heat immer wieder zu schweren Pässen, durchbrach den Rhythmus der Offense und verhinderte vor allem die gefürchteten Fastbreaks des Meisters.

Im Angriff konnte sich Indiana auf David West verlassen, der eine überragende erste Hälfte spielte und erst kurz vor der Pause durch sein drittes Foul ausgebremst wurde. Der Underdog nahm eine kleine Führung mit in die Pause, kam aber völlig unvorbereitet auf Miamis folgenden Ansturm aus der Kabine. Drei schnelle Ballverluste gaben den Heat leichte Punkte und schnell die Führung, plötzlich war der Gastgeber auch an den Brettern präsenter. Eine Auszeit musste her, und mit der brachte Coach Frank Vogel seine junge Truppe wieder auf Kurs.

Der Energizer war in diesem Fall Hansbrough, der aufgrund von Foulproblemen von West und Hibbert viel Spielzeit bekam und jede Minute rechtfertigte. Hansbrough ackerte wie gewohnt, trug aber vor allem zehn wichtige Punkte bei, die die Pacers im Spiel hielten.

Es blieb bis zum Ende eng, am Ende wäre Paul George um ein Haar zur tragischen Figur geworden. Nachdem Dwyane Wade per Layup für eine 91:89-Führung gesorgt hatte, nahm der Pacers-All-Star eine Auszeit, die es den Heat erlaubte, ihr vorher auf totale Offense ausgerichtetes Lineup umzustellen, danach verwarf er den möglichen Ausgleich und nach Stephensons Offensivrebound den Ball ins Aus. Dass ausgerechnet Ray Allen anschließend einen Freiwurf verwarf, war ein unerwartetes Geschenk. Indiana hatte eine letzte Chance, bekam aber keinen rechten Angriff zustande. Georges Dreier war glücklich, bedeutete aber doch den Ausgleich.

In der Overtime war Indiana mehrmals vorn, schlug sich letztlich aber selbst. Leichte Fehlwürfe, abgegebene Offensivrebounds und unnötige Fouls: Am Ende hatte Miami die Chance zum Sieg - und wieder machte Indiana die entscheidenden Fehler.

Zunächst nahm Vogel mit Hibbert seinen Shotblocker aus dem Spiel, dann switchten George und Hill in der Verteidigung die Gegenspieler. Hill spielte gegen James, das Mismatch ließ sich der MVP nicht entgehen, zog zum Korb und vollstreckte. Indiana schien endgültig geschlagen, insbesondere nachdem Hill den anschließenden Einwurf von George zunächst verlor.

Doch der Spielmacher warf sich der Kugel hinterher, holte sie sich wieder und spielte auf George zurück. Der stieg erneut an der Dreierlinie hoch - und wurde von Wade gefoult! Drei Freiwürfe später waren die Pacers wieder in Front und mussten nur noch 2,2 Sekunden überstehen. Im Gefühl des sicheren Sieges überspielte George dann James an der Birne, gab so den Weg auf den Korb frei und gestattete James einen Layup.

Der ließ sich nicht zweimal bitten, zumal Vogel erneut Hibbert auf die Bank beordert hatte. "Nächstes Mal würde ich es wohl anders machen", gestand Vogel nach dem Spiel. Als der Buzzer-Beater durch die Reuse flog, explodierte die AmericanAirlines Arena, die Heat entkamen mit einem Schrecken.

Den Pacers wurde ihre Unerfahrenheit gleich mehrfach fast zum Verhängnis, ehe sie dann tatsächlich bestraft wurde. Nach einer couragierten Leistung in Spiel eins wird es spannend sein zu sehen, wie Indiana auf diesen Nackenschlag reagiert.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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