Lena und der wilde Kaiser

Von Alexander Mey
Magdalena Neuner hatte wegen einer Krankheit einen schwierigen Saisonstart
© Getty

Alles Neuner, oder was? An diesem Wintersportwochenende drehte sich ja nun wirklich die ganze Welt um Magdalena Neuner, die Königin von Ruhpolding, die Seriensiegerin, everybody's darling eben. Dabei gab es im Biathlon-Mekka sogar einen Kaiser, wenn auch nur einen Möchtegern-Kaiser. Das und noch mehr in den Tops und Flops vom Wochenende.

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+ Lena, Lena, Lena

Sieg in der Staffel, Sieg im Sprint, Sieg im Jagdrennen: Magdalena Neuner war an diesem verlängerten Biathlon-Wochenende unschlagbar. Aber sie war auch Meisterin der Maßarbeit. Im Sprint war Lena 0,2 Sekunden schneller als Kati Wilhelm, im Jagdrennen holte sie auf der Schlussrunde spielerisch 14 Sekunden auf die auch nicht gerade langsame Russin Jekaterina Juriewa auf. "Ich hatte eine fantastische letzte Runde, aber viel schneller kann ich nicht mehr laufen." Die Konkurrenz wird es gerne hören. Sie kommt nämlich schon jetzt nicht mehr mit.

- "Ja gut, ähhhh"

Sportlich war Biathlon in Ruhpolding auch für Michael Rösch nicht so schlecht. Zweiter in der Staffel, Siebter im Sprint, Sechster in der Verfolgung. Alles schön und gut, aber bitte lieber Michi Rösch, versuche nie wieder, Franz Beckenbauer zu imitieren. Das ist nicht lustig, das ist nicht passend, das ist einfach nur peinlich. Zitat Rösch: "Ja gut ähhhh... ich muss sagen ähhhh... der Kaiser war am Schießstand und ich war aufgeregt ähhhh.... (und dann wieder normal) Ich hab gerade gehört, dass der Beckenbauer im Stadion war, das ist natürlich cool..." Dass Beckenbauer da war, war in der Tat cool, die Imitation nicht.

+ Party on

Und noch einmal Ruhpolding. Nicht, weil uns nichts Besseres eingefallen ist, sondern weil die Veranstaltung irgendwie Kult ist. Fast 25.000 Fans grölen bei jedem Schuss auf die Zielscheiben, die Biathleten sind nur wenige Meter von den Zuschauern entfernt. Da war es sogar so super, dass es sich zwei unserer Redakteure nicht nehmen ließen, privat dorthin zu fahren. Ähnliche Party war übrigens auch bei den Skispringern in Zakopane. Doch da war kein SPOX-Redakteur, dafür aber Leo Beenhakker.

- Armes Österreich

Was ist bloß aus der großen Ski-Nation geworden? Da ist Abfahrt in Wengen, einer der Höhepunkte des Jahres, und Österreich versinkt in Pleiten, Pech und Pannen. Kein einziger schaffte den Sprung unter die besten Zehn, das größte Debakel seit knapp 15 Jahren. Den Vogel schoss Klaus Kröll ab. Erst stürzte er im Training und zog sich eine schwere Prellung an der Hand zu. Dann startete er im Rennen trotzdem - kam aber nur ein paar Meter weit. Offenbar konnte er sich mit seiner verletzten Hand nicht richtig aus dem Starthaus abstoßen, verlor das Gleichgewicht und legte sich gleich nach dem Start der Länge nach auf die Piste. Armes Österreich.

+ Und sie kann es doch

Ein kurzes Wort der Fairness. Vergangene Woche haben wir uns hier ein klitzekleines bisschen über Darya Domratschewa lustig gemacht. Die weißrussische Biathletin hatte in Oberhof im Massenstart leider stehend geschossen, wo ein liegender Anschlag gefragt gewesen wäre. Danach war sie die Dumme und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Zum Glück tat sie das nicht. Denn in Ruhpolding lag und stand sie plötzlich richtig und wurde im Sprint Dritte.

- Der Dieter mit der Narrenkappe

Was macht Dieter Thoma so sympathisch? Dass er ein lockerer Typ und für jeden Spaß zu haben ist. So weit, so gut. Aber man kann auch alles übertreiben. In Zakopane ließ er sich in einem offensichtlich schwachen Moment dazu überreden, live im Fernsehen eine unendlich bescheuert aussehende Narrenkappe aufzusetzen. Okay, er wollte damit zeigen, wie total lustig die Fans in Polen drauf sind, aber es gibt Grenzen des guten Geschmacks. Doch Thoma machte es wieder gut. Er dachte an die schwer erkrankte "ARD"-Moderatorin Monica Lierhaus und wünschte ihr gute Besserung. Diesen Wünschen schließen wir uns gerne an.

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