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NFL: Wo spielt Quarterback Derek Carr in der Saison 2023? Das sind die Szenarien nach den Las Vegas Raiders

Von Niklas Staiger
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Derek Carr wird in dieser Saison nicht mehr für die Las Vegas Raiders spielen. Seit neun Jahren war er Franchise-Quarterback - wird er nun getradet? Wie es für Carr weitergehen könnte.

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Die Las Vegas Raiders haben sich zu einem drastischen Schritt entschlossen: Ihr bisheriger Starting-Quarterback Derek Carr wird nicht nur auf die Bank gesetzt, sondern offenbar auch vom Team ferngehalten. Wie ESPN berichtet, wird Practice-Squad-Quarterback Chase Garbers im kommenden Spiel gegen die San Francisco 49ers der Backup für Jarrett Stidham sein, der als Starter bestimmt wurde.

Auf der Verletztenliste der Franchise wird sein Status als "abwesend, jedoch nicht verletzungsbezogen, persönliche Gründe" beschrieben.

Warum griffen die Raiders zu diesem Mittel und wie geht es für Derek Carr in der NFL nun weiter? Gibt es Trade-Optionen oder könnte er sogar gecuttet werden?

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Raiders: Warum setzt Las Vegas auf Jarrett Stidham statt auf Derek Carr?

Der neue Starter Stidham ist ein junger Quarterback. Erst 2019 wurde er von den New England Patriots gedraftet und war dort zwischenzeitlich Starter. Doch aus Leistungsgründen wurde er gecuttet. Generell ist aber klar: Dass er jetzt starten darf, hat fast ausschließlich etwas mit Carr zu tun.

Denn der bisherige Starter hat im vergangenen Jahr eine teure Vertragsverlängerung bei den Raiders unterschrieben. Bleibt alles so, wie es ist, würde er im kommenden Jahr 33 Millionen Dollar verdienen. Jedoch ist aktuell nichts davon garantiert.

Erst drei Tage nach dem Super Bowl, am 15. Februar, würde das Gehalt für 2023 und 7,5 Millionen Euro für die Saison 2024 garantiert werden. Das bedeutet: Bis zu diesem Stichtag braucht Las Vegas Klarheit, wie es weitergeht. Entweder sie müssen ihn cutten, brauchen einen Trade-Partner oder wollen ihn behalten.

Im Falle einer Verletzung würde sich diese Summe jedoch sofort garantieren. Um diese Freiheit zu behalten, setzen darf Carr nicht einmal mehr trainieren, denn auch eine Trainingsverletzung würde diese Garantie aktivieren.

Welche Optionen gibt es also für Derek Carr? Wo könnte er 2023 spielen?

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Las Vegas Raiders

Trotz der Situation ist ein Verbleib in Las Vegas nicht ausgeschlossen. Der drohende Cut könnte ein Grund für Carr sein, eine Vertragsumstrukturierung zu unterzeichnen, bei der er auf viel Geld verzichtet und damit bei der Franchise bleibt.

Ein Überzeugungsgrund könnte dabei Davante Adams sein. Der Star-Wide-Receiver hatte vor der Saison 2022 einen Trade mit den Green Bay Packers eingefädelt, um mit seinem besten Freund aus College-Zeiten zusammen zu spielen.

"Wenn er nicht hier wäre, wäre ich heute auch nicht hier", erklärte Adams in einem Statement zu Carrs Degradierung, "ich unterstütze meinen Mann." Vor dem Trade zu den Raiders stand Adams bei den Packers unter dem Franchise Tag. Es gab aber die Gerüchte, dass er sich geweigert hätte, zu spielen. Ein ähnliches Szenario könnte hier eintreten, sollte Carr gehen.

Es droht also einiges an Zündstoff. Ein neuer Vertrag zu angepassten Bezügen könnte die einfachste Lösung für die Problematik sein. Denn trotz schwacher Leistungen 2022 zeigte Carr in der Vergangenheit, dass er viel Potenzial mitbringt. Es ist also gut möglich, dass die Raiders daher trotz der abstrusen Situation einen hohen Draftpick fordern werden.

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New Orleans Saints

Bei den New Orleans Saints wird seit dem Karriereende von Drew Brees nach einem neuen Starting-Quarterback gesucht. Dass man den eigenen Kader als stark genug ansieht, um einen Super-Bowl-Push zu starten, zeigte zuletzt die Veteran-Verpflichtung von Andy Dalton, die jedoch fehlschlug.

Gerüchten zufolge befindet sich Black and Gold auf Quarterback-Suche. Zuletzt berichtete CBS, dass ein Wechsel von Tom Brady zu den Saints im Raum stehen könnte. Sollte daraus nichts werden, könnte Derek Carr eine Option sein.

Draftkapital haben die Saints nur ein geringes, was ihre Chance, im Draft einen Top-Quarterback zu ziehen, stark senkt. Das könnte sich jedoch ändern. Zuletzt gab es spannende Berichte über eine bevorstehende Rückkehr von Ex-Saints-Head-Coach Sean Payton, der jedoch noch in New Orleans unter Vertrag steht und für den die Franchise Picks im Tausch fordern könnte. Doch dafür bekämen sie möglicherweise keinen Pick, der für einen Quarterback im Draft reicht. Aber stattdessen für Derek Carr?

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Tampa Bay Buccaneers

Sollte Tom Brady die Tampa Bay Buccaneers verlassen - ob zu den Saints oder möglicherweise sogar als Carr-Nachfolger zu den Raiders - wird auch hier ein Platz geöffnet. Mit Kyle Trask ist ein junger Quarterback im Kader, den man möglicherweise für die Zukunft aufbauen möchte. Es könnte aber auch sein, dass er gar keine Option mehr ist.

Die große Frage ist jedoch, ob der Kader der Buccaneers noch gut genug ist, um mit Carr ein ernsthafter Contender zu sein. Aktuell ist das Team es nicht einmal mit Brady wirklich, der qualitativ über Carr liegen dürfte. Wenn die Bucs es schaffen, ihren Kader gut genug zu verstärken, könnte auch Brady bleiben wollen.

Ein Szenario, in dem die Bucs Carr holen, ist demnach nicht unmöglich. Doch große Chancen dürfte es nicht haben. Zumal das Pick-Angebot der Bucs an die Raiders sich in Grenzen halten sollte. Den Erstrundenpick benötigen sie für eine anderweitige Verstärkung des Kaders dringender.

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New York Jets

Zach Wilson wurde bereits zum zweiten Mal auf die Bank gesetzt. Zuerst verlor er seinen Stammplatz - vor allem aus Verhaltensgründen - an Backup Mike White. Als er nach dessen Verletzung eine zweite Chance erhielt, wurde er aus Leistungsgründen für Practice-Squad-Mann Chris Streveler vom Platz genommen. Da White wohl keine langfristige Lösung ist, sind die Jets vermutlich auf Quarterback-Suche.

Der Kader ist eigentlich enorm stark. Trotz der vielen Quarterback-Probleme starteten die Jets mit sechs Siegen aus neun Spielen in die Saison, ehe es bergab ging. Das zeigt: Mit einem guten Quarterback könnte dieses Team tatsächlich zu den Super-Bowl-Anwärtern gehören. Derek Carr wäre hier mit Sicherheit eine Option.

Doch dabei könnte es Cap-Probleme geben. Defense-Star Quinnen Williams steht vor einer teuren Vertragsverlängerung und einige Verträge von wichtigen Veterans laufen zum Saisonende aus. Carrs 35-Millionen-Dollar-Cap-Hit können sich die Jets wohl nicht leisten.

Hier müsste also zusätzlich zu einem Trade auch eine finanzielle Lösung gefunden werden - möglicherweise nimmt Las Vegas den Jets etwas Cap ab, wenn sie dafür bessere Draft-Picks bekommen. Möglicherweise könnte auch Zach Wilson in den Tausch mit eingebunden werden und gleich zwei Quarterback-Situationen zu lösen.

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Detroit Lions

Ebenfalls auf Quarterback-Suche dürften die Detroit Lions sein. Nachdem sie ihren langjährigen Franchise-Quarterback Matthew Stafford zu den L.A. Rams geschickt haben, spielen sie mit Jared Goff derzeit eine gute Saison und zeigen - unabhängig von den Leistungen Goffs - eine gute Teamperformance. Ein stärkerer Quarterback würde die Situation nochmal verbessern.

Doch es darf bezweifelt werden, ob Carr dieses klare Upgrade zu Goff darstellt. Zumal ein Hauptgrund für eine Trennung von Goff vermutlich das hohe Gehalt von 25 Millionen Dollar wäre. Mit Carrs Vertrag würden sie sich dabei keinen Gefallen tun.

On top kommt, dass die Lions nach aktuellem Stand durch die schwachen Leistungen der Rams einen hohen Erstrundenpick bekommen, den L.A. für Stafford gezahlt hat. Mit diesem und dem eigenen Erstrunder bewaffnet, könnten sie versuchen, sich eines der Top-Talente im Draft zu holen, um auf langfristigen Erfolg zu setzen. Eine Verpflichtung von Carr ist also unwahrscheinlich.

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New York Giants

Auch das andere Team aus New York könnten den Schritt wagen, Daniel Jones durch Derek Carr zu ersetzen. Ähnlich wie bei den Lions besteht hier jedoch die Frage, ob Carr das notwendige Upgrade wäre. Aktuell stehen sie mit 8-6-1 auf einem Playoff-Platz. Wie viel Anteil daran hat Jones?

Mit Carr würde man auf jeden Fall gamblen. Schafft er es, eine Leistung wie 2021 abzuliefern, könnte er der Schlüssel zu einem Super-Bowl-Push sein. Eine Verlängerung mit Jones wäre im Vergleich dazu ein geringeres Risiko. Man könnte zudem die vorhandenen Picks in die Verstärkung des Teams stecken. Spannend würde es für die Giants wohl nur dann werden, wenn eine Jones-Verlängerung scheitert und sie in der Free Agency ohne Quarterback dastehen.

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Indianapolis Colts

Jacoby Brissett, Philipp Rivers, Carson Wentz, Matt Ryan und zuletzt auch für wenige Spiele Nick Foles lauten die Namen der Veteran-Quarterbacks, die bei den Indianapolis Colts eine Chance bekamen, sich noch einmal zu rehabilitieren und einen Schuss auf den Super Bowl zu versuchen, seit Franchise-Quarterback Andrew Luck zurückgetreten ist. Die Colts sind quasi das Evergreen-Team der jährlich wechselnden Veteran-Verpflichtungen.

Nur einmal schafften sie es tatsächlich in die Playoffs. Und auch 2020 mit Rivers war dann im ersten Spiel sofort Schluss. Ein richtiges Contender-Team brachte ihnen keiner der Veteranen. Wagen sie einen neuen Anlauf mit Derek Carr? Die Geschichte könnte zumindest darauf hindeuten.

In dieser Saison lief es so schlecht, dass sie mit einem Record von 4-10-1 derzeit das fünftschlechteste Team der NFL sind - mit diesem Draft Pick wäre es möglich, ein junges Quarterback-Talent zu verpflichten und endlich in die langfristige Zukunft zu schauen, anstatt Jahr für Jahr nur auf die kommende Saison zu blicken.

Das Problem am langfristigen Denken von General Manager Chris Ballard könnten seine Jobsorgen sein. Zwar bekräftigte Colts-Owner Jim Irsay kürzlich gegenüber ESPN, dass Ballard auch zukünftig bei den Colts bleiben wird. Doch hat Ballard auch Zeit, sich langfristig aufzustellen? Oder wäre nach einer erneut enttäuschenden Saison 2023 Schluss? Druck ist in jedem Fall da, der ihn in eine erneute Verzweiflungstat rund um einen Carr-Trade locken könnte.

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Washington Commanders

Das wohl am stärksten aufgeladene Team, das auf Quarterback-Suche geht, dürften die Washington Commanders sein. Dass sie diesen Kader mit einem Veteran-Quarterback zum Super Bowl bringen wollen, zeigten sie dadurch, dass sie trotz des gescheiterten Versuchs bei den Colts zwei Drittrundenpicks in Carson Wentz investierten.

Derzeit stehen sie mit 7-7-1 auf einem Playoff-Platz. Das könnte zu einem späten Erstrundenpick führen, der eine Verstärkung mit einem Draft-Quarterback verhindert. Ein erneuter Veteran für den aktuellen Kader scheint also wahrscheinlich.

Die Offense ist super aufgestellt - sie hat mehrere Waffen. Besonders die Defense ist aber einfach überragend. Die große Schwachstelle neben dem Quarterback könnte die Offensive Line sein - ein Problem, das man für Erfolg mit Carr definitiv lösen sollte. Doch dann wäre dieses Washington ein ernster Super-Bowl-Contender.

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Free Agency

Sollte sich keine Franchise finden, die so großes Potenzial in Carr sieht, dass sie für ihn und seinen Vertrag traden möchte, könnte es sogar zum äußersten kommen: Die Las Vegas Raiders cutten Derek Carr. Denn den aktuellen Vertrag werden sie in keinem Fall mit in die neue Saison nehmen wollen, sonst würde er noch spielen.

Da Carr eine Klausel in seinem Vertrag besitzt, die einen Trade erstmal ausschließt, müsste er zudem einem Wechsel zustimmen und die No-Trade-Klausel dafür aussetzen. Das bedeutet, dass Carr sich sein neues Team frei aussuchen kann. Ein Team, das für ihn traden will, müsste also seinen aktuellen Vertrag - oder zumindest ein für Carr akzeptables Restrukturierungs-Angebot - aufnehmen, um attraktiver als ein Cut zu sein.

Es könnte also gut passieren, dass Carr das Risiko der Free Agency in Kauf nimmt und sich dann ein neues Team sucht. Dann sind natürlich alle genannten Teams weiterhin mögliche Ziele. Doch in diesem Fall könnten weitere Teams spannend werden: diese, die sich Davante Adams leisten können und mit ihm und Carr als Brücken-Quarterback für die Zukunft umbauen wollen. Adams zeigte bereits, dass er seinen Freund über Super-Bowl-Chancen bei einem Contender stellt. Tut Carr dasselbe für ihn?

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