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Los Angeles Lakers - LeBron James in den Playoffs: Der alte Mann und das Mehr

Von Stefan Petri
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LeBron James hat mit den Los Angeles Lakers die Conference Finals erreicht und greift nach seinem fünften NBA-Titel. Dabei zeigte er gegen die Golden State Warriors eindrucksvoll, wozu er in seiner 20. Saison noch imstande ist - umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Saison von Beginn an unter keinem guten Stern stand.

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Das mit Spannung erwartete Duell zwischen den beiden zweifellos größten Stars, die die NBA aktuell zu bieten hat, endete mit einer herzlichen Umarmung kurz hinter der Dreierlinie: Auf der einen Seite Steph Curry, vier Titel, bester Shooter der Geschichte. Auf der anderen LeBron James: ebenfalls vier Titel, bester ... Spieler der Geschichte?

Zumindest wird die Liste der Argumente dafür nicht kürzer, denn während Curry mit seinen Golden State Warriors die Mission Titelverteidigung endgültig ad acta legen durfte und wenig später zerknirscht den Gang in Richtung Kabine antrat, durfte LeBron Sieger-Interviews geben. Zum 41. Mal nach einer gewonnenen Playoff-Serie: neuer NBA-Rekord.

122:101 wurden die Warriors weggebügelt, von Spannung konnte maximal bis zur Halbzeit die Rede sein. "Wir haben gut verteidigt, und wenn uns das gelingt, können wir extrem gut sein", betonte James. "Heute waren wir fast über die gesamten 48 Minuten hochkonzentriert."

Deshalb geht die Jagd nach dem Titel für den 38-Jährigen weiter. LeBron James hat noch lange nicht genug.

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LeBron James gegen die Warriors: Ein Meister seines Fachs

Man muss es noch einmal wiederholen, weil es so aberwitzig ist: LeBron ist 38 Jahre alt. Er könnte gut und gern der Vater der anstehenden Rookie-Klasse sein - und wenn es nach ihm geht, wird er in Bälde ja auch mit Sohnemann Bronny James gemeinsam in der NBA aufschlagen.

Auch an ihm nagt der Zahn der Zeit hier und da, schließlich hat auch er in dieser Postseason schon das eine oder andere eher mäßige Spiel abgeliefert. Ein überlebensgroßer Athlet wie in seinen besten Jahren ist er nicht mehr: Gerade mal zwei Dunks stehen in sechs Spielen gegen die nicht immer sonderlich eindrucksvolle Defense der Warriors zu Buche, 2016 in den Finals waren es noch 18.

Aber er ist immer noch ein brillanter Stratege, der sich seine Kräfte genau einteilen und die Schwächen des Gegners mit chirurgischer Präzision attackieren kann. Und er wusste um die Bedeutung des Spiels: Ein Spiel 7 in der Fremde hätte zur Herkulesaufgabe werden können. Also lieferte James wohl sein bestes Spiel dieser Postseason ab: 30 Punkte bei 10/14 aus dem Feld, 9 Rebounds und 9 Assists, nur 2 Turnover. Und wo auf der Gegenseite die Beine der Splash Brothers immer schwerer wurden, gönnte er sich bis zur Garbage Time am Ende gerade mal eine einzige Minute Pause.

Stattdessen nahm er den angeschlagenen Andrew Wiggins aufs Korn, tankte sich immer wieder zum Korb durch, zog so 11 Freiwürfe und verwandelte auch noch 2/3 aus der Distanz. "Wir haben nicht viele Spieler im Team, die schon solche Closeout-Spiele mitgemacht haben", erklärte er. Deshalb habe er aggressiv, aber gleichzeitig effizient und strategisch klug vorgehen müssen. Mission erfüllt! "Bemerkenswert", sagte Head Coach Darvin Ham. "Er hat die ganze Serie mit Vollgas gespielt und hatte überall seine Finger im Spiel."

LeBron muss nicht mehr immer der beste Laker auf dem Parkett sein. Dafür gibt es Anthony Davis oder auch mal den einen oder anderen Rollenspieler, der in die Bresche springt. Aber er kann es eben immer noch sein. Auch auf der größtmöglichen Bühne.

LeBron James: Statistiken der Playoff-Serie gegen die Golden State Warriors

PunkteReboundsAssistsSteals/BlocksTrefferquoteTurnover
24,78,85,50,8 / 1,249,5 (33,3 3FG)2,2
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LeBron James und die schwierige Saison der Los Angeles Lakers

Jetzt wo LeBron noch vier Siege zum Einzug in seine elften (!) NBA Finals fehlen, verschwimmt die bisherige Saison der Lakers schon ein wenig im Rückspiegel. James, ein fitter Davis, dazu eine Drehtür, durch die gefühlt in jeder Partie ein oder zwei Rollenspieler in Bestform schlüpfen - das reicht in einer Saison ohne absolutes Überteam durchaus zum Titelanwärter. Insofern sollte man vom Einzug der Lakers in die Conference Finals nicht allzu überrascht sein, oder?

Nun, wenn man bedenkt, dass das Team mit zwei Siegen aus den ersten zwölf Spielen in die Saison gestartet war, mit einem Rookie-Coach Ham, und das ein derart schwacher Start bislang nur dreimal für den Einzug in die Conference Finals gereicht hat - dann vielleicht schon. Zumal der Kader im Herbst auch noch ganz anders ausgesehen hatte, mit Kendrick Nunn, Patrick Beverley, Talen Horton-Tucker - und natürlich mit Russell Westbrook, dessen Saison bei den Lakers eine absolute Vollkatastrophe war, für alle Beteiligten.

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"Es war ein herausforderndes Jahr, um es mal so zu sagen. Aber wir haben nicht aufgesteckt", sagte Ham nach dem Sieg über Golden State. Das Front Office schraubte vor der Trade Deadline fleißig am Roster: Raus mit Russ und Co., dafür wurden unter anderem Rui Hachimura, D'Angelo Russell oder Jarred Vanderbilt geholt. Auf dem Papier keine Homeruns, ganz sicher nicht, aber plötzlich klickte der Kader. "Wir sind positiv geblieben und dann haben sich unsere Neuzugänge gut eingefügt."

Dennoch war der Weg in die Playoffs ein weiter, zumal sich LeBron und AD auch noch mit Verletzungen herumplagten. Aber ein Run zum Ende der Regular Season führte die Lakers als 7-Seed ins Play-In Game gegen Minnesota - und gut einen Monat später gehört das Team zu den Top-2 im Westen und ist in der Postseason daheim noch ungeschlagen.

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LeBron James in den Playoffs: Denver ist nicht das Ziel

"Ich hatte das Gefühl: Wenn wir die Chance bekommen, unseren Kader um mich und AD zu verstärken und ausgeglichener zu gestalten, können wir einen Lauf starten", schaute LeBron auf den schwierigen Saisonstart zurück. Als sechster Spieler der Liga-Geschichte hat er seine zwölften Conference Finals erreicht, verloren hat er nur ein einziges Mal: 2009 mit den Cleveland Cavaliers gegen Orlando.

Gegen die Nuggets, die sich spätestens mit dem Sieg über Kevin Durant und die Phoenix Suns zum Titelkandidaten Nummer eins gemausert haben, treten die Lakers wieder ohne Heimvorteil an und dürften bei den Buchmachern die Außenseiterrolle einnehmen. Doch zufrieden ist man bei Purple and Gold mit dem Erreichten noch lange nicht. "Unsere Erwartungen gehen weit über die reine Teilnahme an den Conference Finals hinaus", betonte Davis.

Der Glaube ist auch in der zweiten Lakers-Garde vorhanden. "Wenn man mit Spielern wie Bron und AD antritt, die schon Titel gewonnen haben, glaubt man immer an seine Chance", sagte Austin Reaves, der in Spiel 6 mit 23 Punkten brillierte. James betonte allerdings den großen Respekt vor Denver um Nikola Jokic: "Ich weiß, was sie draufhaben. Wenn wir nicht aufpassen, können sie uns einen mitgeben."

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NBA Playoffs: Western Conference Finals

(1) Denver Nuggets vs. (7) Los Angeles Lakers

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
117. Mai2.30 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers
219. Mai2.30 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers
321. Mai2.30 UhrLos Angeles LakersDenver Nuggets
423. Mai2.30 UhrLos Angeles LakersDenver Nuggets
5*25. Mai2.30 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers
6*27. Mai2.30 UhrLos Angeles LakersDenver Nuggets
7*29. Mai2.30 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers

*falls benötigt

 

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