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NBA - Alle Moves der Dallas Mavericks seit dem Draft von Luka Doncic: Wie lange schaut der Slowene sich das noch an?

Von Robert Arndt
Luka Doncic
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Die Dallas Mavericks laufen nach dem Einzug in die Conference Finals letzte Saison in dieser Spielzeit sogar Gefahr das Play-In-Tournament zu verpassen. Und auch die Zukunft verheißt nichts Gutes. Wie konnte es trotz Luka Doncic so weit kommen? Wir blicken zurück auf die Moves der Mavs seit dem Draft 2018.

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Platz elf, eine negative Bilanz und ein volles Spiel Rückstand (plus den verlorenen Tiebreaker) auf den letzten Play-In-Spot. Es herrscht Alarmstufe rot in Dallas, Kyrie Irving bezeichnete die Situation nach der Pleite in Philadelphia als "Clusterfuck." Man muss dem Guard fast schon zustimmen. Dass ein Team mit Luka Doncic und eben Irving nicht einmal Mittelmaß ist, zeigt das ganze Ausmaß.

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Die Situation der Dallas Mavericks vor der Offseason

Und selbst wenn die Saison noch gerettet wird, könnten die Mavs in diesem Sommer vor einem Scherbenhaufen stehen. Sowohl Irving als auch Christian Wood werden Free Agents, was bliebe also vom jetzigen Team noch groß übrig? Hier mal die Kader-Situation für 2023/24 ohne jegliche Free Agents.

Spieler (Alter)23/2424/2525/2626/27
Luka Doncic (24)40,143,046,049,0*
Tim Hardaway Jr. (31)17,916,2UFA-
Davis Bertans (31)17,016,0***UFA-
Reggie Bullock (32)10,5^UFA--
Maxi Kleber (31)11,011,011,0UFA
JaVale McGee (35)5,76,0*UFA-
Josh Green (22)4,8RFA--
Jaden Hardy (20)1,72,0***RFA-

* Spieler-Option, *** nicht garantiert, ^ teilweise garantiert

Es ist die Konsequenz zahlreicher schlechter Entscheidungen des Managements in der Ära Doncic, beinahe vergleichbar mit der Situation von LeBron James 2010 in Cleveland, als der King in seiner Heimat keine Perspektive mehr sah und seine Talente an den South Beach mitnahm. Doncic hat zwar noch drei Jahre Vertrag, doch das muss in der modernen NBA nicht mehr viel heißen. Überspitzt gefragt: "Wie lange schaut Doncic sich das noch an?"

Mit diesem Wissen blicken wir noch einmal zurück auf die wichtigsten Moves, die Dallas seit der Ankunft des Slowenen gemacht hat - und viel Positives gibt es nicht zu berichten.

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Dirk Nowitzki übergibt den Staffelstab

Rückblick: 2018 war Dirk Nowitzki schon lange nicht mehr der Leistungsträger, der den Mavs sieben Jahre zuvor ihre einzige Championship ermöglicht hatte. Die Mavericks waren lange (bestenfalls) Mittelmaß und rutschten 2017/18 erstmals tief in die Lottery. Nur zwei Teams verloren in der Saison mehr Partien - und da Dallas den Münzwurf gegen Atlanta gewann (ebenfalls 24-58), hatten die Mavs in der Draft Lottery die drittbesten Chancen auf den Top-Pick.

Dort war den Texanern das Losglück aber wieder nicht hold (unfassbar: seit Einführung der Lottery sprangen die Mavs noch nie nach oben), sowohl Sacramento als auch Atlanta überholten Dallas, die damit nur an Fünf ziehen durften. Ein herber Rückschlag für die Mavs, die im Vorfeld des Drafts immer wieder mit Luka Doncic in Verbindung gebracht worden waren. Es schien unmöglich, dass Dallas seine Finger an das Wunderkind aus Slowenien bekommen würde, schließlich galt der Guard von Real Madrid neben Center Deandre Ayton als der Top-Favorit auf den Top-Pick des Drafts.

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Draft 2018: Der Mavs-Trade für Luka Doncic ist ein Volltreffer

Und doch gelang es. Ayton ging nach Phoenix an Eins, die Kings entschieden sich für Marvin Bagley - einer der schlechtesten Picks der letzten Jahre. Der Weg war frei für Dallas, da sich die Mavs wenige Stunden vor der Ziehung mit den Atlanta Hawks auf einen Trade geeinigt hatten: Die beiden Teams tauschten ihre Pick, Atlanta bekam als Entschädigung einen Top-8-geschützten Erstrundenpick für das kommende Jahr.

Hawks-GM Travis Schlenk verteidigte später diesen Deal wie folgt: "Je häufiger man ziehen kann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man auch trifft." Atlanta zog an Fünf Trae Young und durfte so im kommenden Jahr auch noch einmal für Dallas ziehen. Dabei wählten die Hawks mit dem zehnten Pick Cam Reddish aus, der jedoch nach nur 2,5 Jahren in Atlanta noch während seines Rookie-Deals getradet wurde.

Aus Sicht der Mavs war es ein Glücksgriff. Sie zogen mit dem dritten Pick Doncic, den mit Abstand besten Spieler im Draft, und erhielten somit den neuen Franchise Player der Zukunft, der in Dirks Fußstapfen treten sollte. Doch das war nicht alles ...

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Jalen Brunson wird von den Dallas Mavericks gezogen

..., denn mit dem 33. Pick gelang den Mavs ein weiterer Steal: Ein gewisser Jalen Brunson aus Villanova wurde ausgewählt. Der Point Guard hatte mit den Wildcats zwei College-Championships gewonnen und kam zudem als NCAA-Spieler des Jahres nach Dallas.

Da Brunson aber kein First Rounder war, konnte sein Berater, ein gewisser Leon Rose (heute Präsident der New York Knicks), frei verhandeln. Brunson erhielt einen Vierjahresvertrag über 6,1 Millionen Dollar, allerdings war das letzte Jahr nicht garantiert. Das soll in den kommenden Jahren noch wichtig werden, aber dazu später mehr.

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Dallas Mavericks: Der erste große Schwinger geht daneben

Es herrschte ein kleiner Hype um Dallas. Alle wollten Doncic sehen, dazu hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass 2018/19 tatsächlich die letzte Saison von Nowitzki in der NBA sein werde. Zum Überblick der Roster der Mavs zu Beginn von Doncics Rookie-Saison:

PGSGSFPFC
Dennis Smith Jr.Luka DoncicWesley MatthewsHarrison BarnesDeAndre Jordan
J.J. BareaDevin HarrisDorian Finney-SmithDirk NowitzkiDwight Powell
Jalen Brunson Ryan BroekhoffMaxi KleberSalah Mejri

Und die Auftritte der Mavs machten Mut. Bis zum 30. Januar standen die Mavs bei einer Bilanz von 23-27 im bärenstarken Westen und wiesen sogar ein leicht positives Net-Rating (+0,3) auf.

Dann kam wie aus dem Nichts der Trade für den damals verletzten Kristaps Porzingis. Hier die Details des Deals:

  • Knicks erhalten: Dennis Smith Jr., DeAndre Jordan, Wesley Matthews, Top-5-geschützter Erstrundenpick 2021 (Clippers zogen später Keon Johnson), Top-10-geschützter Erstrundenpick 2023
  • Mavericks erhalten: Kristaps Porzingis, Courtney Lee, Tim Hardaway Jr., Trey Burke

Neben dem kommenden Rookie of the Year Doncic sollte Big Man Porzingis der zweite Star in Dallas sein. Der Lette hatte 2017/18 eine starke Saison gespielt, in welcher er auch All-Star wurde, riss sich dann jedoch das Kreuzband und kam als kommender Restricted Free Agent nach Texas.

Somit ging auch die kurze "Ära" Dennis Smith Jr. in Dallas zu Ende. Der Point Guard passte nur bedingt zu Doncic und Coach Rick Carlisle konnte mit dem explosiven Spielmacher ohne Wurf wenig anfangen. Die Abgänge von Matthews und Jordan waren zu verschmerzen, gleichzeitig erhielt man in Hardaway, Burke und Lee solide Veteranen.

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Dallas Mavericks: Dirk Nowitzki verabschiedet sich

Der Rest der Saison stand dann ohnehin fast ausschließlich im Zeichen der Verabschiedung von Nowitzki. Die Mavs verloren jede Menge Spiele, was man in Kauf nahm, schließlich bestand noch eine kleine Chance, mit ein wenig Glück in der Draft Lottery nach oben zu springen. Mit Zion Williamson und Ja Morant warteten zwei kommende Superstars. Letztlich blieb Dallas das Glück erneut verwehrt, der zweite Pick für Doncic wanderte nach Atlanta.

Zur Trade Deadline hatten die Mavs noch einen weiteren Deal eingefädelt: Harrison Barnes wurde nach knapp drei eher enttäuschenden Jahren nach Sacramento getradet, im Gegenzug kamen Justin Jackson und Oldie Zach Randolph, welcher sofort entlassen wurde. Es war ein Move, um Cap Space für den Sommer freizuschaufeln - welcher dann nicht benutzt wurde.

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Dallas Mavericks: Die Free Agency 2019 - eine verpasste Chance

Es war der womöglich wildeste Sommer der NBA-Geschichte. Zahlreiche Superstars wie Kawhi Leonard, Paul George, Jimmy Butler oder Anthony Davis wechselten die Teams, die Mavs schauten lange zu und konnten ihren Kader nur scheibchenweise auffüllen.

Stattdessen lag der Fokus vornehmlich auf den eigenen Free Agents. Hier die Liste der Spieler, die gehalten wurden:

  • Kristaps Porzingis (5 Jahre, 158,3 Mio. Dollar)
  • Maxi Kleber (4 Jahre, 35,6 Mio. Dollar)
  • Dorian Finney-Smith (3 Jahre, 12 Mio. Dollar)
  • Dwight Powell (3 Jahre, 33 Mio. Dollar)
  • J.J. Barea (1 Jahr, 2,6 Mio. Dollar)

Es war eine verschenkte Möglichkeit, da Dallas für die eigenen Free Agents über den Cap hätte gehen können. Bis zu 48 Millionen Dollar standen zur Verfügung, um den Kader deutlich aufzumotzen, doch namhafte Neuzugänge waren Fehlanzeige. Mit Seth Curry (4 Jahre, 32 Mio.) kam zumindest ein Neuer, der den Mavs mit seinem Shooting umgehend half. Der Sign-and-Trade-Deal für Delon Wright (3 Jahre, 28 Mio.) brachte dagegen nicht den erwünschten Ertrag. Boban Marjanovic wurde so etwas wie das neue Team-Maskottchen.

Interessant auch: Porzingis erhielt tatsächlich den vollen Maximal-Vertrag inklusive einer Spieler-Option, obwohl er bis dahin kein einziges Spiel für die Mavs absolviert hatte. Man schien Vertrauen in den Letten sowie die eigene medizinische Abteilung zu haben.

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Dallas Mavericks 2019/20: Die Corona-Saison

Und das Vertrauen schien sich auszuzahlen. Dallas startete dank eines stark verbesserten Doncic furios in die Saison und nistete sich in der Spitzengruppe des Westens ein. Erst mit kleineren Verletzungen von Doncic und Porzingis kam die bis dahin historisch gute Offense etwas ins Stottern. Als Corona den Spielbetrieb lahm legte, belegte Dallas nur noch Platz sieben (40-27), war aber auf Tuchfühlung zu den besten Teams.

In der Zwischenzeit wurden auch kleinere Deals eingefädelt. Aus Golden State kam Backup-Center Willie Cauley-Stein für einen Zweitrundenpick, dazu schnappte man sich auf dem Buyout-Markt Defense-Spezialist Michael Kidd-Gilchrist. Beide sollten in der Bubble aber keine Rolle spielen.

Dallas blieb dort Siebter und erwischte in den Playoffs mit den L.A. Clippers den denkbar schwierigsten Gegner. Die Mavs hielten gut mit, aber nachdem sich Porzingis in Spiel 3 den Meniskus riss, war das Team von Coach Carlisle weitestgehend chancenlos. Dennoch: Das 2-4 war ein Achtungserfolg, Dallas galt als Team für die kommenden Jahre.

Dallas Mavericks, Donnie Nelson
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Dallas Mavericks, Offseason 2020: Der Front-Office-Clash

Im Sommer wurde die Flügelverteidigung als Problemzone ausgemacht und entsprechend gehandelt. Curry wurde für Josh Richardson nach Philadelphia getradet, wenige Tage später schnappten sich die Mavs in einem Drei-Team-Trade mit Detroit und OKC James Johnson und gaben dafür Wright, Jackson sowie zwei Zweitrundenpicks ab.

Im Draft hatten die Mavs derweil gleich drei Picks (18, 31 und 36), wobei Letzter im Richardson-Deal nach Philadelphia ging. An 18 wählte Dallas Josh Green aus, ein umstrittener Pick. Innerhalb der Organisation schwelte der Zwist zwischen GM Donnie Nelson und Berater Haralabos Voulgaris, sodass Nelson laut Aussage von Voulgaris gar nicht anwesend war, als Dallas picken musste. Voulgaris wählte Green, letztlich ein solider Pick, auch wenn der ebenfalls gehandelte Desmond Bane (Nummer 30) inzwischen wie ein All-Star performt.

Die zweite Wahl war dagegen ein Rohrkrepierer: Mit dem ersten Pick der zweiten Runde nahmen die Mavs in Tyrell Terry einen Guard, der überhaupt keine Rolle spielte und den Großteil der Saison wegen "persönlichen Gründen" fehlte. 11 Spiele machte er für Dallas, inzwischen hat der 22-Jährige aufgrund psychischer Probleme seine Karriere beendet.

Ansonsten wurde das Team nur punktuell ergänzt. Hier eine Übersicht der Deals:

  • Wesley Iwundu (2 Jahre, 3,5 Mio. Dollar)
  • Trey Burke (3 Jahre, 9,5 Mio. Dollar)
  • Willie Cauley-Stein (1 Jahr, 4,1 Mio. Dollar)
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Dallas Mavericks: Immer wieder die Clippers - und ein Führungswechsel

Der Start in die folgende Saison missglückte komplett. Durch den kurzfristigen Saisonstart zu Weihnachten hatte Doncic Übergewicht und Porzingis war noch nicht spielbereit. Die Mavs taumelten durch die ersten Wochen, fingen sich aber. Zur Trade Deadline schnappten sich die Texaner den Edelschützen J.J. Redick sowie Nicolò Melli, dafür wurden Iwundu, Johnson und ein Zweitrundenpick abgegeben.

Redick sollte die Shooting-Probleme lösen, der Rücken machte jedoch nicht mehr mit. In den Playoffs spielte er nicht, die Mavs gewannen ihre ersten drei Auswärtsspiele bei den Clippers - um aber mit 3-4 zu verlieren, weil Kawhi Leonard wie von einem anderen Stern spielte. Derweil wuchs die Kritik an Porzingis, der kaum Einfluss auf die Serie nahm und selten den Ball sah.

Das geriet jedoch schnell in den Hintergrund: Bei The Athletic tauchte ein Bericht über "Schatten-GM" Voulgaris auf, es wurde klar, dass Dallas im Front Office ein großes Problem hatte. Vieles deutete darauf hin, dass GM Nelson die Quelle war, zwei Tage später wurde der Entdecker von Nowitzki gefeuert. Keine 24 Stunden danach trat auch Championship-Coach Rick Carlisle nach 13 Jahren zurück.

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Dallas Mavericks: Der Neuanfang im Sommer 2021

Es waren denkbar schlechte Vorzeichen für den Sommer, schließlich standen Verhandlungen mit Doncic über seinen kommenden Vertrag an. Ex-Nike-Mitarbeiter Nico Harrison wurde neuer GM, Jason Kidd übernahm das Coaching. In einer medienwirksam inszenierten Reise nach Slowenien wurde Einigkeit vorgespielt, Doncic unterschrieb einen neuen Vertrag bis 2027.

In der Free Agency hatte der groß aufspielende Hardaway Jr. Priorität, Dallas stattete den Guard mit einem Vierjahresvertrag über 75 Millionen Dollar aus - eine stolze Summe. Vor dem Start der Offseason hatten die Mavs bereits Richardson nach Boston getradet und so Cap Space für einen der zahlreichen Point Guards zur Verfügung. Unter anderem wurde Kyle Lowry gehandelt, der aber lieber zu seinem Kumpel Jimmy Butler nach Miami wechselte.

Das Ende vom Lied: Dallas ging erneut leer aus, wobei zumindest mit Reggie Bullock eine sinnvolle Verpflichtung getätigt wurde. Der 3-and-D-Spezialist wurde für 30 Millionen über 3 Jahre geholt. Hier noch die weiteren Moves, welche nur bedingt halfen:

  • Boban Marjanovic (2 Jahre, 7 Mio. Dollar)
  • Sterling Brown (2 Jahre, 6 Mio. Dollar)
  • Frank Ntilikina (2 Jahre, 3,8 Mio. Dollar)
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Dallas Mavericks: Das Debakel um Jalen Brunson nimmt seinen Lauf

Eine Randnotiz dieser Free Agency: Die Mavs garantierten am ersten Tag der Free Agency das letzte Vertragsjahr von Brunson, der in den Playoffs gegen die Clippers von Carlisle zeitweise auf die Bank verbannt worden war. Eine vorzeitige Verlängerung war so erstmal kein Thema, obwohl der Guard im Vorjahr Stimmen für den Sixth Man of the Year erhalten hatte.

2021/22 knüpfte Brunson aber nahtlos an die Vorstellungen aus der Regular Season an. Und doch zögerten die Mavs, Brunson die maximale vorzeitige Verlängerung über 55,6 Millionen Dollar über vier Jahre anzubieten. Der Grund: Dallas spekulierte, zur Deadline einen Star-Trade einzufädeln, in welchem Brunson als Asset abgegeben werden sollte.

Dieser Gamble klappte aber nicht - und so lehnte Brunson nach der Trade Deadline das Angebot der Mavs umgehend ab. Bitter: Brunson wurde Unrestricted Free Agent, weil GM Nelson 2019 keine Team-Option in den Vertrag geschrieben hatte. Hätte er es getan, wäre Brunson Restricted Free Agent geworden und Dallas hätte bei jedem Angebot mitziehen können ...

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Dallas Mavericks 2021/22: Porzingis-Trade als Knotenlöser

Noch war Brunson aber da und die Mavs machten auch so noch einen spektakulären Deal. Aus dem Nichts wurde Porzingis nach Washington abgegeben, dafür nahmen die Mavs die "schlechten" Verträge von Spencer Dinwiddie (3 Jahre, 54 Mio, bis 2024) und Davis Bertans (5 Jahre, 80 Mio., bis 2025) auf.

Das war konsequent, da Porzingis wie ein Fremdkörper im Team wirkte, oft verletzt war und, wie er später bestätigte, nicht zur Spielweise von Doncic passte.

Es war der Knotenlöser für eine bis dato schwache Saison 2021/22: Dinwiddie schlug als dritter Ballhandler überraschend ein, das Small-Ball-Lineup der Mavs wurde eines der besten der Liga. In den Playoffs wurde erst Utah und dann Top-Seed Phoenix in Spiel 7 in eigener Halle gedemütigt, bevor gegen den späteren Champion aus Golden State Schluss war. In Sachen Brunson herrschte anschließend weiterhin Optimismus.

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Dallas Mavericks: Das Offseason-Fiasko 2022

Der sollte schnell verfliegen. Brunson schloss sich den Knicks an (4 Jahre, 104 Mio.), während Dallas nicht einmal mehr ein Meeting mit dem Guard bekam. Wenige Tage zuvor hatten die Mavs sich die Dienste von Big Man Christian Wood gesichert, für den man Marjanovic, Brown, Burke, Marquese Chriss sowie den eigenen Erstrundenpick abgab.

Durch den startenden Maximal-Vertrag von Doncic waren die Ressourcen aber limitiert. Nur die Midlevel-Exception stand zur Verfügung, diese wurde für den 35-jährigen JaVale McGee (3 Jahre, 17,2 Mio.) verwendet, dazu bekam auch Zweitrundenpick Jaden Hardy einen Vertrag.

Der Abgang von Brunson wurde dagegen nicht adressiert. Goran Dragic bot zwar mehrfach seine Dienste an, Dallas sah in Doncics Landsmann aber eher einen Cheerleader im Stile von Marjanovic. Der Slowene unterschrieb beleidigt in Chicago, spielte dort eine solide Saison als Backup und verstärkt seit Anfang März die Rotation der Bucks. Die Mavs versuchten es stattdessen mit Facundo Campazzo, der jedoch nach einem guten Monat wieder entlassen wurde. Dafür kam Ex-All-Star Kemba Walker - hier gab GM Harrison aber zu, dass man Sorgen wegen des Zustandes des Knies habe. Nach einigen Wochen wurde auch er auf die Straße gesetzt.

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Dallas Mavericks: Wie lange schaut sich Doncic das noch an?

Der Druck auf das Management stieg so Woche für Woche und es häuften sich Meldungen, dass Doncic langsam ungeduldig werden würde. "Sie haben jetzt zwei Jahre Zeit", meinte Mavs-Insider Tim MacMahon im Dezember in einem ESPN-Podcast. "Sie müssen Luka nun beweisen, dass sie Jahr für Jahr um den Titel spielen können (...) Er würde sicherlich gerne für immer in Dallas bleiben, aber wenn die Franchise es ihm weiter so schwer macht, könnte das zu einem Problem werden."

Und Dallas reagierte. Kurz vor der Trade Deadline fädelte den spektakulären Trade für Irving ein und gab dafür Dinwiddie, Finney-Smith sowie einen ungeschützten Erstrundenpick 2029 ab. Jedem war klar, dass dies ein enormer Risiko-Deal war, auch wenn damals niemand ahnte, wie steil es in den folgenden Wochen bergab gehen würde.

Und so stehen die Mavs da, wo sie stehen - kurz vor dem Super-GAU. Dallas weist die elftschlechteste Bilanz der NBA auf und würde Stand jetzt im Draft nicht einmal selbst ziehen dürfen. Denn: Die Mavs müssen noch einen Erstrundenpick für den Porzingis-Deal nach New York schicken und dieser ist 2023 fällig. Die beste Entscheidung war der Draft von Brunson. Umso bitterer ist es, wie leichtfertig man diesen Spieler wieder verlor, ohne einen Gegenwert zu bekommen. Es spricht auch nicht für das Front Office, dass die offensichtliche Lücke beim Ballvortrag nicht (angemessen) adressiert wurde und panisch für Irving getradet wurde. Man kann nicht sagen, dass die Mavs untätig waren, doch viele gute Entscheidungen haben die Verantwortlichen nicht getroffen.

Und: Jeder Fehler kostet, um ihn wieder auszumerzen. Es entsteht eine Spirale, der man kaum entkommen kann. Wie es aussieht, sind die Mavs genau in einer solchen gefangen. Die Uhr tickt immer lauter. Frei nach Peter Fox: "Zeit ist knapp, du bist gehetzt, weil die Uhr dir Beine macht."