Wer wird der nächste Trainer von Real Madrid? Das sind die Kandidaten für die Ancelotti-Nachfolge

Von Thomas Hindle
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Carlo Ancelotti hat als Trainer von Real Madrid sicherlich nicht viel falsch gemacht. Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit im Sommer 2021 hat er die spanische Meisterschaft und die Champions League gewonnen - und in der Königsklasse ist auch in dieser Saison der Titel noch drin.

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Er hat eine alternde Mannschaft wiederbelebt, Karim Benzema zum Gewinner des Ballon d'Or gemacht und Vinicius Jr. zu einem Weltklasse-Flügelspieler entwickelt.

Dennoch wird nun sein Job in Frage gestellt. Barcelona ist Tabellenführer in LaLiga und da Ancelotti zunehmend intensiv mit der brasilianischen Nationalmannschaft in Verbindung gebracht wird, könnten seine Tage in Spanien gezählt sein.

Am Sonntag betonte Ancelotti zwar auf einer Pressekonferenz, dass er sich auch künftig in Madrid sieht: "Ich habe bezüglich meiner Zukunft schon alles gesagt. Mein Vertrag läuft bis 2024 und mein Plan ist es, ihn zu erfüllen. Wenn Real Madrid es will: Ancelotti 2034."

Dennoch ist es möglich, dass ab kommender Saison ein anderer Trainer bei Real in der Verantwortung steht. Und die Königlichen könnten wahrscheinlich jeden bekommen, den sie wollen.

Die Anziehungskraft des Klubs und die Hartnäckigkeit von Präsident Florentino Pérez sind so groß, dass es schwer ist, den Blancos einen Korb zu geben. Und die nächste Trainerwahl könnte eine spezielle sein.

Mit Ancelotti hatte Real die richtige Persönlichkeit für die Aufgabe im Bernabéu gefunden. Der erfahrene Italiener hat der Mannschaft immense Erfolge beschert, indem er seinen Weltklasse-Spielern erlaubte, nach ihrem eigenen Rhythmus zu spielen.

Doch Real ist ein wenig berechenbar geworden und braucht vielleicht einen größeren Taktiker auf der Trainerbank. Berichten zufolge beginnt der Vorstand, dies zu erkennen.

Die erfahrene Mannschaft, die sich vergangene Saison den Weg zum Double gebahnt hat, wird nicht jünger. Und die jungen Talente im Kader müssen noch geformt werden, müssen noch reifen.

Die derzeitigen Optionen sind dabei ein bunter Strauß an unterschiedlichen Optionen. Thomas Tuchel war der naheliegendste Kandidat, hat nun aber bekanntlich bei Bayern München unterschrieben. Dennoch sind natürlich weiterhin einige sehr interessante Trainer auf dem Markt, unter anderem Reals angeblicher Top-Favorit Mauricio Pochettino.

SPOX und GOAL werfen einen Blick auf die Coaches, die kommende Saison bei Real das Sagen haben könnten ...

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Mauricio Pochettino

Mehreren Medienberichten zufolge hat der ehemalige Trainer von Tottenham und PSG das Interesse der Real-Bosse geweckt. Und er erfüllt sicherlich einige der Kriterien, die es braucht, um die Königlichen zu trainieren.

Pochettinos Mannschaften versuchten stets, aufregenden Fußball zu spielen, zudem hat er das Charisma und die Energie eines Trainers, der in der Lage ist, eine große Mannschaft zu führen. Auf nationaler Ebene waren Pochettinos Erfolge zwar zugegebenermaßen begrenzt, aber er führte Tottenham ins Champions-League-Finale 2019 und gewann mit PSG 2022 die Ligue 1.

Bei Tottenham vollbrachte er mit einem relativ kleinen Budget wahre Wunder und die Spurs gehörten zu seiner Zeit dort zu den unterhaltsamsten Teams in Europa. Mit kreativen Spielern wie Dele Alli und Christian Eriksen, die hinter einem immer besser werdenden Harry Kane spielten, stellte Pochettino eine Mannschaft zusammen, die 2016 Zweiter in der Premier League wurde und 2019 Manchester City aus der Champions League warf.

Es ist gut vorstellbar, dass Pochettino mit einem jungen Team in Madrid Ähnliches schaffen könnte - vor allem, wenn Real einen bestimmten englischen Mittelfeldspieler verpflichtet, um den Kader zu verstärken.

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Raúl

Real hat sicherlich nichts gegen eine interne Lösung. In der Vergangenheit haben die Spanier damit viel Erfolg gehabt, insbesondere mit der Beförderung von Zinédine Zidane von der Castilla hoch zur ersten Mannschaft. Die Vereinslegende gewann zwei Meistertitel und drei Champions-League-Trophäen als Real-Trainer.

Raúl könnte der Nächste sein. Sein Werdegang ähnelt dem seines ehemaligen Mannschaftskameraden Zidane auffallend. Raúl übernahm 2018 Reals U15 und wurde weniger als ein Jahr später zum Trainer der Castilla ernannt. Die B-Mannschaft ist unter der Leitung des früheren Weltklassestürmers sehr erfolgreich, liegt in der dritten spanischen Liga nur knapp hinter Tabellenführer Alcorcón auf Platz drei.

Spieler wie Rodrygo, Alvaro Rodriguez und Fran Garcia haben alle den Sprung in die A-Mannschaft geschafft, nachdem sie sich unter Raúl entwickelt hatten.

Berichten zufolge war Leeds United daran interessiert, den 45-Jährigen zu verpflichten. Auch eine Handvoll deutscher Vereine soll Raúl im Auge haben. Aber er hat alle Angebote abgelehnt - weil er vermutlich einen anderen Job anstrebt ...

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Julian Nagelsmann

Nagelsmann wurde erstvor kurzem bei Bayern München entlassen und will angeblich ein paar Monate Pause einlegen, bevor er auf eine Trainerbank zurückkehrt. Wenn er bis zum Sommer wieder bereit stehen sollte, könnte er eine kluge Wahl für Real sein.

Der Deutsche wurde als junges taktisches Superhirn gefeiert, als er im Sommer 2021 von den Bayern verpflichtet wurde. Letztlich ist Nagelsmann mit dem FCB aber nie so richtig warm geworden.

Obwohl die Bayern in seiner ersten Saison als Trainer die Meisterschaft gewannen - und dies auch in diesem Jahr tun könnten - hatte Nagelsmann ein schwieriges Verhältnis zum Vorstand. Berechtigte, aber vielleicht auch übertriebene Bedenken hinsichtlich des Spielstils und der Konstanz der Mannschaft führten zu seinem vorzeitigen Aus.

Aber das sollte andere Vereine nicht abschrecken. Nagelsmann verlor Robert Lewandowski an Barcelona, machte Eric Maxim Choupo-Moting zu einem Stürmer der Spitzenklasse und führte Bayern vor seiner Entlassung ins Viertelfinale der Champions League. Eine Leistung, die man nicht unterschätzen darf.

Madrid wäre natürlich noch einmal eine andere Herausforderung als Bayern. Aber eine, für deren Bewältigung Nagelsmann sicherlich das Potenzial hätte.

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Xabi Alonso

Alonso hat bei Bayer Leverkusen bisher einen herausragenden Job gemacht. Die Werkself befand sich im Abstiegskampf, als der ehemalige Mittelfeldspieler von Liverpool und Real Madrid den Verein übernahm. Ein paar Monate später kämpft Bayer um einen europäischen Platz.

Und das ist kein Zufall. Alonso hat eine junge, energische Mannschaft, die dank einiger kluger taktischer Schachzüge ihr volles Potenzial ausschöpft. Er hat dem talentierten Florian Wirtz viel Freiraum gegeben, das Tempo von Moussa Diaby genutzt und die ehemals löchrige Abwehr verstärkt.

Die Tatsache, dass es sich um Alonsos erste Station bei einer ersten Mannschaft handelt, macht diese Leistung noch beeindruckender.

Alonso begann einst im Trainersystem Reals und übernahm die U14 der Blancos, bevor er 2019 zu Real Sociedad B wechselte. Zudem hat er bekanntlich einige seiner besten Jahre als Spieler im Santiago Bernabéu verbracht, hat dadurch sicherlich eine starke Verbindung zum Verein.

Wie bei Raúl gehen viele auch bei Alonso davon aus, dass er früher oder später Real-Trainer sein wird. Aber ist jetzt schon der richtige Zeitpunkt?

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Antonio Conte

Wenn es Real nur ums Gewinnen geht, dann ist Conte mit Sicherheit der richtige Mann. Der Italiener mag seine unheimliche Erfolgssträhne bei den Spurs beendet haben - aber die Abgezocktheit, die seine Mannschaften auszeichnet, ist immer noch sehr präsent.

Conte würde bei Real Madrid nicht unbedingt Spaß am schönen Spiel bringen. Und er hätte auch nicht die gleiche unsterbliche Liebe zum Klub wie Zidane oder Raúl. Aber er würde unweigerlich Ergebnisse erzielen.

Man könnte in Madrid durchaus Bedenken haben, den Italiener so kurz nach seiner berühmt-berüchtigten Wutrede zu holen, die ihm bei den Spurs den Rauswurf einbrachte. Aber die Probleme, die er in Nordlondon anführte - mangelnde Qualität auf dem Spielfeld und zu wenige Interesse an Erfolg auf höchster Ebene - wären bei Real sicherlich nicht vorhanden.

Einst wäre es sogar schon beinahe zu einem Engagement Contes bei Real gekommen. Trotz des Widerstands in der Kabine von Spielern wie dem ehemaligen Kapitän Sergio Ramos waren die Königlichen bereits einige Male kurz davor, Conte zu verpflichten. Doch der Trainer lehnte ab, da er jeweils schon einen neuen Job hatte, als Real ihn kontaktierte.

Dieses Mal könnte das anders aussehen.

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Rúben Amorim

Amorim ist eines der größten Trainer-Talente im europäischen Fußball und gilt als Nachfolger von José Mourinho als Portugals nächster großer Coach. Taktisch ist er "The Special One" gar nicht so ähnlich, aber die Art und Weise, wie er die Geschicke des angeschlagenen Sporting CP in so jungen Jahren gewendet hat, hat unweigerlich zu großen Vergleichen geführt.

Und ähnlich wie Chelsea im Jahr 2004 Mourinho holte, könnte Amorin der Mann sein, der in Madrid eine neue Ära einleitet. Er bevorzugt ein gut organisiertes 3-4-3-System und liebt es, hoch zu pressen.

Außerdem hat Amorim eine makellose Bilanz bei der Entwicklung von Spitzentalenten vorzuweisen: Nuno Mendes, Matheus Nunes und Pedro Porro hat er allesamt bei Sporting weiter gebracht.

Seine Mannschaft hat auf europäischer Ebene bereits für Furore gesorgt, zuletzt mit dem Sieg gegen Arsenal im Emirates Stadium im Achtelfinale der Europa League. Ergebnisse wie diese reichen vielleicht schon aus, um Florentino Pérez davon zu überzeugen, dass Amorim der richtige Mann für Real sein könnte.

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Marcelo Gallardo

Der ehemalige Trainer von River Plate ist schon seit langem auf der Suche nach einem Job in Europa. Demnächst könnte es so weit sein.

Gallardo ist in Argentinien eine legendäre Figur, konnte mit River Plate sowohl als Spieler als auch auf der Trainerbank große Erfolge feiern. In den fast 15 Jahren, die er insgesamt für den Verein tätig war, wurde er zu einem der cleversten Taktiker der Welt, der zahlreiche Trophäen gewann.

Doch trotz seiner Erfolge in Argentinien hat Gallardo in Europa nie so richtig auf sich aufmerksam gemacht - daher ist er im europäischen Fußball auch nur Experten bekannt. Das ist seltsam, wenn man bedenkt, dass er schon vom großen Pep Guardiola gelobt wurde.

Doch jetzt könnte Gallardos Zeit gekommen sein, sich zu beweisen. Im vergangenen Sommer beendete er sein Engagement bei River, und obwohl er als Außenseiter für den Job bei Real gilt, wäre er zweifellos eine spannende Verpflichtung.

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José Mourinho

Mourinho mag Wiedersehen, dafür muss man nur bei Chelsea nachfragen.

Das Problem ist, dass Mourinho Madrid nicht gerade unter den besten Umständen verlassen hat. Seine Beziehung zum Klub ist in die Brüche gegangen und die forsche Art des Portugiesen hat viele verärgert.

Mourinho hat sich seither nicht unbedingt verändert, aber er könnte als erfahrenerer und reiferer Trainer nach Madrid kommen als jener Coach, der vor zehn Jahren den Verein verließ. Stationen bei Manchester United, Tottenham und nun der Roma haben Mourinho vor unzählige neue Herausforderungen gestellt.

Vielleicht hat er eine weitere Chance bei einem Spitzenklub verdient, er hat sicherlich nie eine Challenge gefürchtet und liebt das Rampenlicht. Man kann aber durchaus infrage stellen, ob eine junge Mannschaft mit seinem Charakter gut zurechtkommen würde.

Mourinho polarisiert zweifellos, aber er hat bei verschiedenen Vereinen auch einige Top-Talente gefördert. In Verbindung mit seiner großen Titelsammlung ist es also durchaus möglich, dass Real interessiert sein könnte.

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Zinédine Zidane

Wo wir schon von Wiedersehen sprechen ...

Zwischen Real und dem Trainer Zidane gab es schon einmal eine Wiedervereinigung. Dreimal in Folge gewannen die Königlichen unter dem Franzosen die Champions League, der 2018 dann zunächst ging, nicht einmal ein Jahr später aber zurückkehrte.

In seiner zweiten Amtszeit gewann Zidane mit Real 2020 die spanische Meisterschaft. Doch diese zweite Amtszeit endete nicht gerade schön, da Zidane betonte, man habe ihm bei Real kein Vertrauen mehr geschenkt.

Trotzdem war es damals schlichtweg Zeit zu gehen. Und vielleicht ist es jetzt an der Zeit, zurückzukehren. Madrid braucht dringend Stabilität - und wer könnte sich besser dafür eignen als eine Vereinslegende?

Diesmal würde die Aufgabe jedoch eindeutig schwieriger werden: Zidane hat keinen perfekt geformten Kader und Barcelona ist jetzt eine ständige Bedrohung im Kampf um den Titel.

Dennoch verkörpert Zidane natürlich immer noch die Real-DNA und verfügt über genügend taktisches Geschick, um eine solide Mannschaft zusammenzustellen. Es wäre auch schön zu sehen, was Zidane aus einem jungen Jude Bellingham machen könnte.

Wie es derzeit aussieht, ist PSG angeblich der Favorit auf Zidane. Aber ein Comeback in Madrid darf man keinesfalls ausschließen - auch wenn es im Moment eher unwahrscheinlich erscheint.

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