Der Pole wählt den Polen

Von Mariska Bär
Adam Weiner
© Getty

 München - Vor Selbstbewusstsein strotzend fährt Polen zur Europameisterschaft nach Norwegen. Nach Zeiten der internationalen Bedeutungslosigkeit will sich Polen nun im Spitzen-Handball etablieren.

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Als amtierender Vize-Weltmeister zählt das Team von Trainer Bogdan Wenta jedoch nicht zu den Titel-Favoriten, sondern wird lediglich als Geheimtipp gehandelt. In den Reihen der Polen sieht man das jedoch anders.

Im Gespräch mit SPOX.com ist sich Torhüter Adam Weiner sicher: "Ich glaube nicht, dass wir unterschätzt werden. Wir haben gezeigt, dass wir nicht nur auf einzelnen Positionen gut besetzt sind, sondern das ganze Team eingespielt ist."

Großer Respekt vor Deutschland 

Polen hat im Jahr 2007 viel erreicht und dennoch im entscheidenden Moment Nerven gezeigt. Auf die Frage, was beim nächsten Aufeinandertreffen aus polnischer Sicht anders laufen müsste, erwiderte Weiner: "Wir haben zwar das Finale verloren (24:29), aber im Vorrundenspiel (27:25) und auch beim Supercup (32:28) haben  wir gezeigt, dass wir Deutschland schlagen können."

Eine deutliche Portion Respekt klingt in seinen Worten dennoch mit, wenn er die Stärken der Deutschen zusammenfasst: "Dieses Team ist sehr erfahren und eingespielt. Außerdem haben die Deutschen Erfahrungen mit solchen Veranstaltungen und sind eine echte Turniermannschaft."

Doch bevor Polen ein weiteres Mal auf Deutschland treffen kann, wartet auf den Vize-Weltmeister in Gruppe A ein hartes Stück Arbeit: Kroatien, Slowenien und Tschechien. Während Tschechien bei der letzten EM nicht dabei war und 2004 nur Platz elf erreichte, konnten Kroatien und Slowenien vordere Plätze belegen.

Zusammenhalt als Stärke 

Die Kroaten sicherten sich sowohl 2004 als auch 2006 den vierten Platz, Slowenien wurde 2006 nur Achter, 2004 jedoch Vize-Europameister. "Viele Spieler aus diesen Teams spielen in Spanien und Deutschland", weiß Weiner um die Erfahrungen dieser Teams und sagt mit Blick auf die zurückliegende WM-Vorrunde: "Es ist auch was anderes, eine EM als eine WM zu spielen. Europäische Teams sind besser als beispielsweise Argentinien und Brasilien."

Zu seiner eigenen Position im Tor der Polen gab sich der 32-Jährige zurückhaltend: "Wir haben auf keiner Position eine Nummer eins. Jede Mannschaft braucht 14 bis16 gleichgute Spieler", so Weiner. "Selbst wenn man erst einmal zur ersten Aufstellung gehört, bedeutet das noch lange nicht, dass man auch die Nummer eins ist."

Als Stärke der Polen bezeichnet Weiner die ganze Mannschaft, die seiner Meinung nach über einen ausgeprägten Zusammenhalt verfügt und nicht als Anhäufung von Individualisten auftritt.

Drei Polen in Weiners Top-7 

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Weiner auf die Frage nach einer europäischen Spitzenauswahl gleich drei Polen in sein Wunsch-Team berief:
Auf Halblinks Karol Bielecki (Polen), am Kreis Bartosz Jurecki (Polen) und Rechtsaußen Mariusz Jurasik (Polen). Zudem ergänzen Lars Christiansen (Dänemark/Linksaußen), Ivano Balic (Kroatien/ Rückraummitte), Olafur Stefansson (Island/Halbrechts) und Thierry Omeyer (Frankreich/Tor) Weiners Auswahl.

Auf einen Titel-Favoriten wollte sich der Nationaltorhüter nicht festlegen, zumindest noch nicht. Er wartet lieber die Vorrunde ab, denn "die Mannschaften, die die ersten zwei bis drei Spiele gewinnen, holen sich Sicherheit und werden sehr gefährlich". Außerdem sei diese EM ein zeitlich sehr kurzes Turnier. "Wenn ein Team dann noch Verletzungspech hat, dann kann auch der größte Favorit schlecht aussehen", so Weiner weiter.

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