Ich bin der Älteste - erschreckend!

SID
Roggisch, Handball
© Imago

Liebe Handball-Fans,
es ist wieder Nationalmannschafts-Zeit! Die EM-Qualifikation beginnt für uns mit Spielen gegen Bulgarien und in Slowenien.

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Ich freue mich sehr, wieder im Kreis der Nationalmannschaft zu sein, aber was musste ich feststellen, als wir uns alle getroffen haben: Jetzt bin ich tatsächlich der Älteste im Kader. Mit 30. Schon erschreckend. Aber da sieht man mal, wie die Zeit vergeht. Mit den vielen neuen jungen Spielern macht es richtig Spaß. Die geben im Training wirklich Volldampf und hauen sich rein.

Als Außenstehender fragt man sich wahrscheinlich, wo die Nationalmannschaft momentan steht. Auch für mich ist das nicht so einfach zu beurteilen. Klar ist, dass wir viele große Talente im Kader haben, die sich aber international erst noch beweisen müssen.

Die Erfahrung wird mit der Zeit kommen. Wichtig ist, dass der Einsatzwille stimmt. Den will Bundestrainer Heiner Brand sehen und wenn der stimmt, dann kann man auch kompensieren, dass man nicht so eingespielt ist.

Umbruch ist richtig

In der Abwehr haben wir ohnehin keine Probleme. Die steht bei uns ja gewohnt gut und mit Jogi Bitter haben wir einen absoluten Weltklasse-Keeper im Kasten. Im Angriff müssen wir zurzeit ja ein wenig improvisieren. Wir hoffen, dass Holger Glandorf bald wieder fit ist und wenn dann Pommes noch zurückkommt, sieht es auch schon wieder ganz anders aus.

Dann haben wir einen Rückraum mit Hens, Glandorf und Mimi Kraus. Das kann sich sehen lassen. Das sind drei gestandene Spieler, die schon einige Turniere auf dem Buckel haben. Und dahinter haben wir dann einige Jungs, die sich auch aufdrängen werden. Es war aus meiner Sicht auf jeden Fall richtig, nach Olympia den Cut zu machen. Irgendwie war die Luft ein bisschen raus in der alten Zusammensetzung und deshalb hat der Bundestrainer den Umbruch eingeleitet.

Bulgarien müssen wir zu Hause natürlich schlagen, das werden wir auch, und dann fahren wir nach Slowenien. In Celje ist es immer eine heiße Kiste. Auch wenn eine Niederlage gar nicht so tragisch wäre, da ja die beiden Ersten in der Gruppe weiter kommen, ist es unser Anspruch, dort zu gewinnen. Wir müssen mal schauen, auf wen wir genau treffen, wenn wir da ankommen. Ich glaube, bei den Slowenen hat sich auch etwas getan.

Rückfall in altes Muster

Zum Schluss muss ich auch noch ein paar Worte über die Situation in der Bundesliga verlieren. Unsere Niederlage gegen Gummersbach war wieder ein Rückfall in unser altes Muster. Wir haben taktisch überhaupt nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten. Viel zu viel individuell - das war Hau-Ruck-Handball. Sieht toll aus, wenn man trifft, aber wenn nicht, verliert man dann so ein Spiel.

Die Niederlage war auch deshalb so bitter, weil die Halle voll war und wir gerade das Vertrauen der Zuschauer wieder zurückgewonnen hatten. Das haben wir alles wieder verspielt. Als nächstes kommen Stralsund und Essen zu uns, ich bin mal gespannt, wie viele Leute da kommen. Mit solchen Niederlagen schaden wir auch dem Verein, der auf die Zuschauerzahlen angewiesen ist. Darüber muss sich jeder im Klaren sein.

Dass es mit jetzt schon acht Minuspunkten schwer wird, unsere Ziele zu erreichen, ist auch offensichtlich. Wir dürfen zu Hause gar nicht mehr verlieren und müssen auch auswärts mal für eine Überraschung sorgen. Das Potenzial ist immer noch da, es ist nur eben schade, wenn man so einen Rückschlag hinnehmen muss. Aber wir sind in der Champions League und im Pokal noch gut dabei, da geht also noch einiges.

Bis zum nächsten Mal.

Euer Oliver Roggisch

Oliver Roggisch, 30, spielt seit 2007 bei den Rhein-Neckar Löwen. Der 1,99 m große Kreisläufer und Abwehrspezialist startete seine Karriere beim TuS Schutterwald, bevor es ihn zu Frisch Auf Göppingen zog. Weitere Stationen waren TuSEM Essen und der SC Magdeburg. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2007 Weltmeister. Mehr Infos zum SPOX-Kolumnisten gibt's unter http://www.oliver-roggisch.de/.

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