Katar gegen den Rest Kataloniens

Josep Maria Bartomeu (l.) und Joan Laporta (r.) sind die beiden Hauptkandidaten
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Die Faktoren X

Augusti Benedito: Er ist die Nummer drei im Wahlkampf. Einst aus dem Team Laportas ausgeschieden, weil er sich mit einigen Entscheidungen des damaligen Präsidenten nicht identifizieren konnte, trat Benedito zu den Wahlen gegen Rosell an. Er verlor deutlich, steckte aber nicht zurück. "Wir hatten jetzt fünf Jahre Zeit, uns vorzubereiten", verriet er und macht damit klar, wie ernst er es meint. Mit 3815 Stimmen in der Vorausscheidung lag er nicht weit hinter Laporta.

Das ursprüngliche Problem Beneditos war lange Zeit der Wahlkampf, in dem er ohne große Ecken und Kanten auftrat. Benedito zeigte sich offen und transparent, diskutierte viele Entscheidungen öffentlich, versprach aber bewusst nichts. Erst mit zunehmender Aggressivität seiner Konkurrenz kam auch der 51-Jährige aus der Deckung.

Das Espai-Barca-Projekt mache ihm "Angst", genau wie die finanzielle Situation des Klubs. Er wolle den Klub zudem strikt von der Politik trennen, was ihm wohl die ein oder andere Wählerstimme weniger einbringt. Zudem schoss er mehrmals scharf gegen Bartomeu, unter anderem im Fall Arda. Der Türke kann bis zum 20. Juli zurückverkauft werden, laut Benedito tritt der neue Präsident aber erst wirksam am 28. Juli an.

Auch in Sachen Katar ist klar: "Nicht einmal für 100 Millionen Euro würden wir ihren Namen auf dem Shirt tragen. Barcelona muss sich von diesem Staat distanzieren." Sogar einen Transfer hat Benedito inzwischen ins Auge gefasst. Gewinnt er, wird er sich intensiv um Marco Verratti bemühen.

Toni Freixa: 3289 Stimmen sammelte Toni Freixa in der Vorausscheidung. Der Mann, der einst an der Seite von Rosell stand, streitet nun jede Fortsetzung dieser Partnerschaft ab. Freixa geht mit dem Slogan "Sabem a què juguem" (kat.: Wir wissen, für was wir spielen) hausieren und geht damit noch einen Schritt über das hinaus, was Laporta fordert. Freixa ist, wenn man denn so will, der radikalste der übrigen Kandidaten.

Sein Plan ist, aus Barcelona einen Verein zu machen, der noch "nationalistischer" wird. Mehr Eigengewächse, im Zweifel auch auf Kosten des Erfolgs. Er will eine eigene Schule einrichten, um auch die Trainer in der Jugend für den Weg Barcas zu sensibilisieren, er will eine echte Fankurve im Stadion etablieren und die Fans enger in Entscheidungen einbeziehen. Auch bei Freixa soll es die Spitze im Weltfußball bleiben, allerdings aufgebaut auf katalanischen Wurzeln, im selteneren Fall erweitert mit externen Faktoren.

Auch er will sich möglichst schnell von Katar trennen und eigene Wege gehen. "Wir spielen, um La Masia Einzigartigkeit zu schützen. Wir spielen, um die Fans zu repräsentieren. Wir spielen, um den Klub zu beschützen. Wir spielen, um die beste Atmosphäre zu erzeugen."

Auch wenn er, wie alle Kandidaten, um die Wichtigkeit des Bereichs Fußball weiß, geht Freixa auch etwas detaillierter auf die anderen Sportbereiche des FC Barcelona ein. Erwähnen alle Konkurrenten regelmäßig die Basketball-Abteilung, denkt Freixa auch an Futsal, Hockey oder Handball und will den Klub als "Einheit zusammenwachsen lassen." Großes Handicap Freixas: "Ich will einen sauberen Wettkampf. Wir werden keine Tricks anwenden, um Stimmen zu gewinnen."

Pluspunkte dürften ihm seine Mitstreiter einbringen. David Vilajoana, Jose Mari Bakero und Miquel Angel Nadal sollen nicht nur die sportliche Führung übernehmen, sondern genießen höchstes Ansehen in Katalonien.

SeguimentFCB: Die 2754 Stimmen der Vorauswahl für SeguimentFCB sind im Grunde eine Farce. Die Fangruppe wird nicht zu den Wahlen antreten, vielmehr spiegeln sie perfekt den aktuellen Gemütszustand der Socis wider. Die Anhänger Barcelonas sehnen sich nach Transparenz, echten Informationen und keinen Häppchen, die ihnen von den Medien oder Bartomeu hingeworfen werden. SeguimentFCB hat sich als Gruppe aufstellen lassen, um bei den entscheidenden Diskussionsrunden bis zum Wahltermin dabei zu sein.

Sie wollen nicht nur öffentlich berichten, sondern auch drei Dinge durchsetzen: Leichtere Auswärtsreisen mit der ersten Mannschaft, ein billigeres Fandasein - nicht nur in Sachen Tickets - sowie eine echte Fankurve für die gerne als "Opernstimmung" verschriene Atmosphäre im Camp Nou.

Die Prognose: Die Vorwahlen deuten sehr gut an, wie sich die Wahlen gestalten werden. Bis zum Stichtag am 18. Juli bleiben nur noch wenige Tage, um um Stimmen zu kämpfen. Am 17. Juli ist vom Klub ein Ruhetag vorgeschrieben, an dem alle Kandidaten die Öffentlichkeit meiden sollen, um die Anhänger reflektieren zu lassen. Bis dahin muss sich noch viel tun, um die erneute, diesmal auch von einer Wahl abgesegneten, Regentschaft von Bartomeu zu verhindern.

In einem Punkt sind sich alle Gegenkandidaten einig: Sie wollen Bartomeu und dessen Anhang aus dem Klub entfernen. Das gilt für die Verbindungen nach Katar ebenso wie für das Personal und diverse weitere Verträge. Unwahrscheinlich scheint jedoch das Szenario, dass es Rücktritte geben wird, um einen starken Gegner aufzubauen. Genau das könnte der große Trumpf von Bartomeu werden: Die Stimmen seiner Konkurrenz verteilen sich momentan noch zu gleichmäßig, ihre Programme ähneln sich zu sehr.

Somit dürften die Stimmen von SeguimentFCB sowie derer, die an der Vorentscheidung gescheitert sind, hart umkämpft werden. Jordi Farre (2033) und Jordi Majo (1021) scheiterten an der 2534-Stimmen-Grenze. Die Tendenz geht Richtung Laporta oder Bartomeu.

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